Von Achterbahnfahrten, einem kleinen Mädchen und großen Umbrüchen

Nun ist es also so weit: Mein kleines Mädchen ist seit heute offiziell ein Kindergartenkind. Und in mir drin fahren die Emotionen Achterbahn. Ich bin ganz ehrlich – ich freue mich auf diese Zeit. Und gleichzeitig auch nicht. Warum nur dieser Zwiespalt?

Vor zwei Jahren, als mein Wildfang in den Kindergarten kam, dachte ich „Ja, er ist so weit. Er braucht das unbedingt“. Er war stark, offen, aufgeschlossen, wissenshungrig. Tatsächlich hat ihn der Start wider Erwarten völlig aus der Bahn geworfen.

Und Pusteblume? Sie ist ein so kleines, zartes Mädchen. Schüchtern, in vielerlei Hinsicht ängstlich, anhänglich, zugleich aber auch wild und neugierig. Eine Räubertochter und eine zarte Blume in einem Wesen vereint. Bei ihr habe ich immer das Gefühl, sie besonders behüten zu müssen. Aber es ist nicht nur das…

Achterbahn

Seit fünf Jahren bin ich Mutter. Fünf Jahre, in denen ich mich so gut wie ausschließlich um meine Kinder gekümmert habe. Alles andere war eher nebensächlich. Sie waren meine Aufgabe, ein Full-Time-Job, geliebt und manchmal auch verteufelt. Ich wollte meine Kinder so lange wie möglich bei mir halten, um ihnen in den wichtigsten Jahren ihres Lebens das zu geben, was sie am meisten brauchten: Zeit und Liebe.

Und genau das habe ich getan. Aufopferungsvoll, mit Hingabe, mit Herzblut, mit einem Lachen auf dem Gesicht, manchmal aber auch mit Herzschmerz und voller Verzweiflung. Das Leben mit Kindern ist wie eine wilde Achterbahnfahrt, immer. Erst stieg Wildfang aus und nun steigt auch Pusteblume aus. Sie wollen auch mal ein anderes Karussell ausprobieren – das ist doch klar. Und ich bleibe eine Weile allein in der Achterbahn zurück, bis die beiden mittags wieder zusteigen, weil sie wissen, dass unsere Achterbahn die tollste und die mit den wildesten Kurven ist, in der sie sich trotzdem immer sicher fühlen können, weil wir alle zusammen darin sitzen.

Mehr Selbstbestimmung

Die letzten Jahre lebte ich sehr fremdbestimmt und das ist wohl völlig normal. Nun wird sich daran etwas ändern. Mir eröffnen sich aufgrund dieser Tatsache ganz neue Horizonte und ich fange an, Pläne zu schmieden, wieder organisierter zu sein, was Haushalt und Co. anbelangt, möchte die Zeit aber auch dazu nutzen, neue Kraft und Energie zu tanken, die mir momentan wirklich fehlt. Auf kurz oder lang werde ich mir auch Gedanken über eine neue Arbeit machen müssen – in welcher Form auch immer. Doch die Vereinbarkeitsfrage stellt mich vor ein scheinbar unlösbares Problem. Was wir bräuchten, wäre eine zündende Geschäftsidee und ich hoffe, die Erleuchtung kommt noch. Im besten Fall würde ich mit dem Schreiben ein wenig Geld verdienen, worauf ich jedoch nicht zu hoffen wage. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Das große kleine Mädchen

Was Pusteblume angeht: Sie konnte es kaum erwarten, dass der Kindergarten endlich losgeht. Die drei Schnuppertage im Juni und Juli hat sie ohne Probleme gemeistert. Sie ist gleich dort geblieben, ohne Trennungsschmerz. Dadurch, dass sie ihren großen Bruder bei sich hat und den Kindergarten ja auch schon gut kennt, hat sie es auf jeden Fall leichter. Die Freude beim Abholen war zum Glück aber immer groß. Doch jeden Tag seit Monaten schimpfte sie, dass sie nicht dort bleiben durfte, wenn wir Wildfang zum Kindergarten gebracht haben.

Von Achterbahnfahrten, einem kleinen Mädchen und großen Umbrüchen

Junge Mädchen Geschwister Kindergarten

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Sie wird einen recht sanften Start haben. Drei Tage stehen ihr nun bevor und dann werden drei Wochen Sommerferien eingeläutet. Danach werden meine beiden wieder eine Woche lang hingehen und schon haben wir wieder zwei Wochen Urlaub. Erst danach geht es schließlich so richtig los. Und darauf bin ich sehr gespannt. Wird die Freude bleiben oder kommt irgendwann der Einbruch? Ich jedenfalls bin auf alles gefasst.

Töpfchen und Klo sowieso

Vor dem Start in den Kindergarten wollte Pusteblume es sich nicht nehmen lassen, noch schnell trocken zu werden. Seit etwa drei Wochen geht sie aufs Töpfchen oder auch aufs Klo, je nach Laune. Von selbst wollte sie plötzlich ihre Unterhosen tragen und sagte immer Bescheid, wenn sie mal musste. Manchmal muss man sie natürlich daran erinnern, manchmal geht es auch schief. Völlig normal. Doch ich bin so stolz auf sie, dass sie es ohne großes Zutun geschafft hat, einfach weil sie es wollte.

Für das große Geschäft wollte sie ein paar Tage lang noch eine Windel haben. Wir haben ihr diesbezüglich auch keinen Druck gemacht. Es dauerte nicht lange, dass sie auch das auf dem Klo versuchte und selbst stolz wie Bolle war, als es geklappt hat.

Nachts ziehe ich ihr momentan noch eine Windel an, aber ehrlich gesagt, ist diese auch überflüssig. Sie ist so gut wie jeden Morgen trocken. In den Ferien, wenn wir morgens ein wenig länger schlafen können, werden wir es auch nachts ohne Windel versuchen. Ich bin mir sicher, das wird klappen.

Nun ist sie also groß

Unglaublich, wie die Zeit rast. Gestern noch ein kleines, hilfloses Baby, heute ein Kindergartenkind, das von Tag zu Tag selbstständiger wird und seine Flügel ausbreitet. Ich lasse sie fliegen – wenn auch mit ein bisschen Wehmut.

Unseren letzten Vormittag allein zu zweit haben wir gestern mit ganz viel Spiel verbracht. Nach dem Frühstück spielten wir mit Lego Duplo, mit ihren Puppen, mit Barbies. Danach gingen wir auf den Spielplatz, den wir ganz für uns allein hatten.

Von Achterbahnfahrten, einem kleinen Mädchen und großen Umbrüchen

Mutter Tochter Schaukel

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Und so beginnt ein neuer Lebensabschnitt – für sie, genauso wie für mich.


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