Von Abrissbirnen, Veränderungen und Gedanken an die Zukunft

Posted on December 12, 2013

Vor wenigen Wochen nahm ich euch auf eine kurze Reise durch Essen und beendete sie mit der Feststellung, dass ich mich in meinem Betondschungel pudelwohl fühle. An dieser Aussage möchte ich jetzt eigentlich nicht rütteln, jedoch als ich letztens von einem Straßenrand bis an den anderen gefahren bin, musste ich leider feststellen, die Zufriedenheit mit meinem Umfeld wird nicht ewig andauern und ich mich eines Tages nach neuer Umgebung umschauen werde.

Der Grund dafür sind die Veränderungen der Großstadt-Landschaft, die immer deutlicher werden und mich dazu bewegen sich langsam den Kopf über die Zukunft zu zerbrechen. Alte Gebäuden, Kiosks, dunkle und verrauchte Kneipen, kleine, fast idyllische Tankstellen, grau betonierte Vierteln, postindustrielle Hinterlassenschaften…all dies verschwindet langsam aufgrund von politisch-gesellschaftlichen Veränderungen oder fällt den Stadtplanern zum Opfer, die davon träumen, über eine sauber geleckte Stadt herrschen zu dürfen, koste es was es wolle. Zeiten ändern sich und diesen Veränderungen passen sich natürlich die Menschen und ihre Umgebung an. Keine Frage, das ist völlig natürlich und in gewissermaßen sogar wünschenswert, denn würden die Spuren der vergangenen Generationen nicht verschwinden, würden wir mancherorts immer noch über antike Pflastersteinstraßen gondeln oder teilweise in Lehmhütten aus Sand und Scheiße hausen aber ich bin der Ansicht, jede Großstadt braucht Ecken aus Dreck und Schatten um authentisch und vor allem lebendig zu wirken. Was wäre eine Großstadt ohne halb dunkle Gassen, in der ein Obdachloser unter einem Pappkarton nach seiner Nachtruhe sucht oder eine fast zahnlose, drogenabhängige Prostituierte darauf hofft, wieder jemanden zu verzaubern, der ihr den kurzen Trip in ihre kleine, bessere Welt finanziert, den sie jeden Tag braucht? Wo sollen all diejenigen gebrochenen Seelen hin, die zwischen dem Rand eines Whiskyglases und dessen Boden nach Antworten für das eigene Scheitern suchen wenn eines Tages alle Pinten dicht sind weil es nicht mehr korrekt ist darin zu rauchen oder sich etwas an dem Geldspielautomaten zu vergnügen? Es hört sich für euch wahrscheinlich merkwürdig an, aber ich bin der Meinung, der großstädtische Dreck ist viel ehrlicher als ein sauberer Viertel in dem schick heraus geputzten Menschen wie seelenlose Automaten zwischen gläsernen Bürotürmen und hell erleuchteten Konsumtempeln herum irren und ihre Gesichter verzerren wenn ihnen plötzlich ein Mensch im dreckigen Mantel begegnet, dessen Träume und Wirklichkeit in drei Plastiktüten passen, die er immer bei sich trägt.

Eines Tages, wenn die Abrissbirnen ihre Arbeit getan haben, die Visionäre aus dem Rathaus endlich zufrieden sind und meine Erinnerungen an eine authentische Betonlandschaft vom Staub der Baustellen völlig überdeckt wurden, werde ich meine eigenen Tüten packen mich ein Mal umdrehen, vielleicht eine Träne vergießen und gehen. Nur wohin…das weiß ich noch nicht.

Category: Leben, Menschen Tags: Gesellschaft, Leben, Menschen, Stadt, Vergangenheit

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