Vom Umgang mit dem Tod

Ihr habt jetzt schon länger nichts mehr von mir gehört – das hat mehrere Gründe.

Zum einen habe ich mich die letzten Wochen leider auch mit der neuen DSGVO herumschlagen müssen.

Die Daten-Schutz-Grund-Verordnung, die ab Ende Mai in Kraft getreten ist, hat es leider in sich und somit musste ich meine Zeit dafür opfern um sie ordnungsgemäß umzusetzen.

Zum anderen habe ich mir ein Thema ausgesucht, dass mir sehr nahe geht und ich deshalb wohl unbewusst diesen Artikel vor mir hergeschoben habe.

Vom Umgang mit dem Tod

Es geht um den Verlust eines geliebten Menschen.

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel schreiben und veröffentlichen soll, da er sehr persönlich ist.

Ich habe mich dann dafür entschieden, da ich ehrlich sein möchte – zu euch und auch zu mir selber – und da ich euch auch zeigen möchte, dass eben nicht immer alles super ist, sondern dass es hinter der Fassade manchmal ganz anders aussieht, als man denkt.

In den letzen Wochen sind in meinem näheren Umfeld leider relativ junge Menschen ganz überraschend gestorben, was bei mir natürlich Entsetzen ausgelöst hat, aber auch wieder alte Wunden aufgerissen hat.

2011 ist mein erster Mann im Alter von 36 Jahren ganz überraschend gestorben. Das war ein grosser Schock.

Ich habe einige Jahre gebraucht um diesen Verlust einigermassen zu verarbeiten.

Vergessen kann man so ein Erlebnis nicht. Es ist in meine Seele eingebrannt bis zum Ende meines Lebens.

Wenn ich sage, dass ich den Verlust verarbeitet habe, dann meine ich damit, dass ich im Laufe der Zeit gelernt habe, mit diesem Schmerz zu leben.

Man arrangiert sich damit, dass da diese tiefe Traurigkeit in einem steckt wie ein Stachel.

Machmal spürt man diesen Stachel stärker. Dann ist es so, als wenn er in meinem Herzen steckt und sich hin und her dreht. Man denkt, man kann ihn herausziehen, aber in Wahrheit dringt er dann nur noch tiefer ein.

Manchmal geht es besser, dann kann ich ihn einige Zeit ignorieren, so tun, als ob nichts gewesen wäre und mein Leben mehr oder weniger unbeschwert geniessen, bis er sich irgendwann wieder meldet – diese Stachel.

Dann kann ich ihn nicht mehr ignorieren und die Traurigkeit bricht einfach wieder durch.

Ein guter Freund, der ähnliches erlebt hat, sagte mir mal, dass man durch den Verlust eines geliebten Menschen, die Unbeschwertheit verliert. So ging es mir auch.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein Urvertrauen in das Leben und habe keinen Gedanken an den Tod verschwendet. Bis zu diesem Zeitpunkt, der alles veränderte.

Erst da habe ich begriffen, wie schnell alles vorbei sein kann und wie unendlich kostbar das Leben ist.

Vom Umgang mit dem Tod

Es gibt viele Wege mit der Trauer umzugehen.

Jeder Mensch ist anders und jeder Mensch muss seinen eigenen Weg finden mit der Trauer um einen geliebten Menschen umzugehen.

Ich schreibe bewusst geliebter Mensch, da es bei der Trauer keine Rolle spielt, ob es sich bei dem verstorbenen Menschen um eine alte oder junge Person handelt, ob es Elternteile sind, Ehepartner, Geschwister oder Kinder. Es gibt keine unterschiedlichen Abstufungen bei der Trauer.

Ich habe mir damals gesagt, dass es für mich eigentlich nur zwei Optionen gibt. Die erste war, mich neben meinen Mann zu legen, also aufzugeben, und die zweite Option war weiterzumachen.

Ich habe mich für die zweite entschieden. Die erste stand eigentlich nie wirklich zur Debatte – da ich das Leben viel zu sehr liebe.

Was jetzt vielleicht so einfach und nüchtern klingt, war ein steiniger Weg.

Trauer hat sehr viel mit Selbstmitleid zu tun. Man bemitleidet sich selber und hadert mit dem Schicksal. Auch ich habe diese Phase durchgemacht.

Ich habe um die verpassten Chancen geweint und um meine zerstörten Träume. Was hatten wir für Pläne…. und nun stand ich alleine da. Kein gemeinsames Leben, kein gemeinsames Altwerden, keine Kinder, keine Enkelkinder, keine gemeinsame Familie….

Ich habe jede Menge Bücher über den Verlust eines geliebten Menschen, über den Umgang damit und Ratgeber über die Trauerbewältigung gelesen.

Was mich an den meisten Ansätzen gestört hat, ist der Punkt, dass man den geliebten Menschen los lassen soll. Ich hatte das Gefühl, dass ich ständig diesen Rat bekommen habe.

Warum muss ich loslassen?

Für mich hat es nie einen Sinn gemacht und macht es auch heute noch nicht. Warum muss ich diesen geliebten Menschen los lassen? Dieser Gedanke war lange unerträglich für mich und hat meine Trauer – rückblickend betrachtet – sogar verstärkt.

Erst als ich das Buch „Meine Trauer wird dich finden“ von Roland Kachler entdeckt habe, fand ich meinen Weg mit dem Verlust zu leben. Der Autor Roland Kachler stellt, laut eigenen Angaben, einen neuen Ansatz in der Trauerarbeit vor.

Anstatt, wie die einschlägige Trauer-Literatur empfiehlt, den verstorbenen Menschen loszulassen, zeigt der Autor Wege auf, wie der geliebte Mensch weiter bei einem bleiben kann.

Mich hat der Gedanke, den geliebten Menschen los-, bzw. gehenzulassen regelrecht in Panik versetzt, da ich damit assoziiert habe, dass er aus meinem Leben und meiner Erinnerung verschwinden wird.

Deshalb war es eine Befreiung für mich, als ich gelesen habe, dass er weiterhin bei mir sein kann.

Ein Zitat: „Sie können darauf vertrauen, dass die Person des Verstorbenen tief und sicher in Ihrer Seele gehalten ist. Wenn Sie sich auf Ihre Suchprozesse einlassen, werden Sie umgekehrt die Erfahrung machen, dass der Verstorbene Sie aus der Tiefe Ihrer Seele aufsuchen wird. Sie selbst und Ihre Seele werden zum Raum, in dem Sie dem Verstorbenen begegnen können.“ (S. 138)

Genauso habe ich es erlebt und erlebe es noch heute. Die Beziehung zu dem geliebten Menschen hat sich verändert, muss sich durch den Tod verändern, da eine äußere Beziehung nicht mehr möglich ist. Dafür ist eine andere, innere Beziehung entstanden.

Trauer braucht Ehrlichkeit

Ein weiterer wichtiger Schnitt bei der Trauerarbeit – ich schreibe bewusst Arbeit, da es das ist – ist die Auseinandersetzung mit den negativen Erlebnissen mit dem Verstorbenen. Auch die ungelösten Konflikte, die Verletzungen und sogar Wut, die durch den Tod des geliebten Menschen entstehen und nun ins Leere laufen, müssen aufgearbeitet werden.

Das war für mich mit das Schwierigste. Dafür muss man sich von den moralischen Maßstäben unsere Gesellschaft frei machen. „Man soll nichts schlechtes über Verstorbene sagen.“ Deshalb kommen meistens noch, zusätzlich zu der Trauer, Schuldgefühle hinzu.

Nur wenn ich ehrlich sagen kann, Du hast mich verletzt, kann ich irgendwann verzeihen und umgekehrt genauso. Auch ich muss gestehen können, dass ich den geliebten Menschen verletzt habe und ihn im Nachhinein um Verzeihung bitten.

Bei diesem Weg hat mir das Buch „Tränen, die heilen“ von Manfred Hanglberger sehr geholfen. Diese Buch ist mit das ehrlichste Buch über Trauerarbeit, dass ich gelesen habe. Es hält einem den Spiegel vor und zwingt einen zur schonungslosen Selbstanalyse.

Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, verwechseln viele Menschen Trauer mit Selbstmitleid. Mir ging es anfangs auch so.

Wenn ich meine Trauer ehrlich hinterfrage, muss ich irgendwann zu dem Schluss kommen, dass die Traurigkeit auch viel mit meiner Person zusammenhängt.

Der Verstorbene spürt keinen Schmerz mehr, er wurde vielleicht sogar erlöst von einer schweren Krankheit und nach unserem christlichen Verständnis ist seine Seele an einem besseren Ort (so hoffe ich zumindest). Das heisst, dass ich mich um den geliebten Menschen nicht Sorgen bräuchte – im Gegenteil, könnte ich doch froh sein, dass es ihm nun gut geht – wo immer er, bzw. seine Seele auch sein mag.

Wenn mich heute die Trauer überkommt – und das passiert wirklich so, dass sie aus heiterem Himmel über mich kommt – versuche ich bewusst meine Gedanken in diese Richtung zu lenken.

„Ich hoffe, dass es dir gut geht und wünsche dir, von Herzen, dass du glücklich bist! Ich bin traurig, weil ich Dich vermisse und ich Dir gewünscht hätte, dass du ein längeres Leben hättest leben dürfen.“

Vom Umgang mit dem Tod

Jeder Mensch hinterlässt seine Fußspuren auf dieser Welt.

Je tiefer man in sein Bewusstsein eindringt und sich mit dem Bewusstsein des Verstorbenen auseinandersetzt, desto grösser wird die Erkenntnis, dass die Seele unvergänglich ist und die körperliche Existenz überdauert.

Der geliebte Mensch lebt in uns weiter!

Dieser Beitrag enthält meine persönlichen Buch-Empfehlungen.


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