Vom Snowboarder zum Maßschneider

Vom Snowboarder zum Maßschneider
Maßarbeit: Schneidermeister Andreas Moller aus dem oberpfälzischen Weiden ist einer der wenigen in Deutschland, die ihre Anzüge und Hemden zu hundert Prozent von Hand und in eigener Produktion fertigen. Foto: obx-news
Schneidermeister Andreas Moller aus der Oberpfalz fertigt Maßanzüge wie vor hundert Jahren.
Weiden in der Oberpfalz (obx - internet-zeitung) – „Wenn Kleidung, dann kompromisslos“, hat sich Andreas Moller aus dem oberpfälzischen Weiden gesagt. Heute ist der Schneidermeister und Modedesigner einer der wenigen in Deutschland, die ihre Anzüge und Hemden zu hundert Prozent von Hand und in eigener Produktion fertigen. „Wir arbeiten heute noch wie vor hundert Jahren, jede Erleichterung wäre ein Abstrich bei der Qualität“, sagt Moller. Wer sich für einen maßgeschneiderten Anzug entscheidet, braucht das nötige Kleingeld und viel Geduld: Von der Bestellung bis zu Anprobe arbeiten etwa fünf Schneider für drei bis vier Monate daran. Ab etwa 3500 Euro wechselt die „zweite Haut“ dann den Besitzer. Dafür bekommt der Kunde ein individuelles Kleidungsstück, das bis zur letzten Naht auf seine Bedürfnisse abgestimmt ist und circa 20 Jahre tragbar bleibt.
Vom Außenstoff über die Rosshaareinlage bis hin zu Knopflöchern und Taschen – jedes Detail wird bei einem Maßanzug individuell ausgewählt, platziert und mit unzähligen Nadelstichen gefertigt. Geklebte Stoffteile sucht man bei einem Maßanzug vergeblich. „Man braucht viel Erfahrung, um zu wissen wie die unterschiedlichen Stoffe genäht werden müssen“, sagt Andreas Moller. Bei einem Meterpreis von bis zu 400 Euro können sich der Schneidermeister und sein Team keine Fehler erlauben.
Doch wer leistet sich eigentlich maßgeschneiderte Kleidung in Zeiten, wo das Motto „schnell und billig“ die Textilbranche regiert? Mollers Kunden reichen vom Baron über den Rocksänger bis hin zu „Otto-Normalverbraucher“. „Viele sparen auf einen maßgeschneiderten Anzug hin“, sagt Moller. Wer es sich leisten kann, kommt oft nicht mehr los von der exklusiven Kleidung.
„Wenn ich nach Monaten den fertigen Anzug am Kunden sehe, macht mich das stolz. Das Produkt hat einen Wert, da steckt so viel Leben und Persönlichkeit drin“, sagt Moller. Zu seinem Handwerk ist der Oberpfälzer über einen Umweg gekommen. Zwar entstammt er einer Weidener Schneiderdynastie, doch war Moller zunächst als Profi-Snowboarder unterwegs, bevor er den Betrieb seines Vaters übernahm und zurück zu den Wurzeln führte. Außer auf der Meisterschule für Mode in München hat Moller sein Handwerk auch in der Straße der Herrenmaßschneider (Savile-Row) in London gelernt.
Derzeit plant Andreas Moller Anlaufstellen für seinen Betrieb in deutschen Großstädten einzurichten. Dort könnten Kunden sich ihr Kleidungsstück aussuchen, produziert werden soll aber weiterhin ausschließlich in Weiden. Außerdem stellt der Schneidermeister im Herbst eine Kollektion in München vor. Moller hat über Jahre hinweg besondere Anzüge gesammelt, und fertigt daraus jetzt neue Kleider: So wird aus dem Smoking ein Kleid für die Frau.


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