VOM SCHREIBEN EINER MASTERARBEIT ...

VOM SCHREIBEN EINER MASTERARBEIT ...Masterarbeit. Nach vielen Wochen Vorlektüre, Hypothesen, die ich wieder verworfen habe, Themeneinkreisung, Mindmaps und Büchersuche, habe ich heute endlich das beruhigende Gefühl, ein Kap überwunden zu haben. Die Gliederung steht. Keine leichte Geburt.
Ich kann nun zeitlich planen, den Sommer nach groben Kapiteln einteilen (ja, hört sich verführerisch an). Ich schwimme nicht mehr so sehr in einem unendlich weiten Feld voller Querverbindungen, Referenzen und thematischen Auswüchsen, denen ich ja doch nicht allen nachforschen kann.
Angesichts der Masse an Text und Theorie bin ich zwischendurch in einen ziemlich schwindelerregenden Gedankensog gekommen und konnte mir kaum vorstellen, wie ich jemals zu einer stringent umrissenen Arbeit kommen würde.
Mit meinem Thema, was nun präzise und originell (im Sinne von in der Forschung noch wenig bearbeitet) dasteht, bin ich nun glücklich. Ich habe es mir selbst ausgesucht. Literaturlastig ist es. Irgendwie hat es mich, am Ende meines eher professionnell ausgerichteten Masters doch wieder in die pur geisteswissenschaftliche Richtung gezogen. Ich kann das "Handwerk" aus meiner Licence (dem französischen Bachelor) in Romanistik wieder hervorholen. Und anwenden, was ich in den letzten Jahren über Deutschland, Frankreich und Europa lernen konnte.
Optimistische Energie braucht man für so eine Arbeit. Ich möchte mir sagen, dass dies eine chancenreiche Zeit für mich ist. Was ich jetzt noch lerne, bleibt mir ein Leben lang. Ein paar Monate darf ich mich in ein Thema vertiefen, das ich mir selbst ausgewählt habe. Weil es mich interessiert.
Und ich rufe mir in Erinnerung, was Umberto Eco in seinem sehr hilfreichen Buch "Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt" (UTB) schreibt :
"Das Thema (ist) zweitrangig im Verhältnis zur Arbeitsmethode und zur Erfahrung, die man aus der Arbeit zieht . (...) Man darf nur keine Angst haben und muss die Arbeit als einzigartige Gelegenheit ansehen, Dinge zu lernen, die für das ganze Leben von Nutzen sein werden." 
VOM SCHREIBEN EINER MASTERARBEIT ...
Nun denn. Meine Strategie, um mich möglichst stressfrei zu fühlen:
Ich versuche mich mit einem Arbeitstagebuch zu organisieren und zu motivieren.
Klebe mir aufmunternde Zettel ins Blickfeld.
Verwalte die Massen an Literatur mit der Software Citavi.
Komme immer wieder auf meine Grundthese zurück, um nicht auszuufern.
Trinke Ginkgo-Tee und esse dunkle Schokolade.
Wechsel, soweit das in unserer Pariser Mini-Wohnung denn geht, zur Abwechslung den Arbeitsplatz.
Höre "Music for study and work" im Internet.
Denke an das nächste schöne Ereignis, auf das ich hinarbeite (Wochenende, Urlaub, Ausflug ...)
Drucke ab und an aus, was ich bereits geschrieben habe. Auf dem Blatt sieht das Ganze nochmal anders aus.
Denke mir: je mehr ich jetzt schon schaffe, desto entspannter wird die Endspurtphase. Ich bin überhaupt nicht der Typ für "die letzten Nächte vor Abgabe durcharbeiten". Noch nie gewesen.
Alles Schritt für Schritt, auch wenn es mal nur kleinste Schritte sind. Solange ich nicht komplett stocke, gratuliere ich mir auch zu geringem Fortschritt.
Bin ich zu müde/ lustlos/ einfach abgelenkt, dann geht es eben nicht. Es fällt mir allerdings noch nicht leicht, zu sagen: Dann ruh ich mich jetzt eben aus, schalte alles erstmal aus, tu mir Gutes und mache später weiter. Zugegebenermaßen eher leichte Tendenz, mich unter Druck zu setzen...
VOM SCHREIBEN EINER MASTERARBEIT ...
Dies ist wohl ein  Blogeintrag, der wenig lyrisch daherkommt. Doch der Alltag besteht für mich jetzt zunehmend aus dieser Arbeit.
Ich hoffe, ihr seht es mir nach.
Vielleicht hat der eine oder andere sogar guten Rat oder steht selbst vor einer intellektuellen Großbaustelle?
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