Die 5 schwachsinnigsten Innovationen in der Frauenhygiene reloaded
Hast du dich schon einmal gefragt, was es neben dem klassischen Tampon noch am Menstruationshimmel gibt? Wir haben für euch vor einiger Zeit die 5 schwachsinnigsten Innovationen in der Frauenhygiene recherchiert und Slogans wie „silky touch“ & Co entlarvt. Aber auch neuere Trends in der Welt von Menstruation und Monatshygiene sind mehr als fragwürdig!
1.Schamlippenkleber
Unser unangefochtener Sieger in der Kategorie der Schwachsinnigkeiten: Männer lösen Frauenprobleme mit Dingen, die die Welt nicht braucht. Ein US-amerikanischer Chiropraktiker erfand den „Mensez Feminine Lip-Stick“, der eine echte Alternative zu den vorhandenen Hygieneartikeln bieten soll. Der Kleber verschließt mit Hilfe von Aminosäuren und Ölen die Schamlippen, damit das Regelblut nicht mehr herausfließen kann – bis zum nächsten Toilettengang. Der Urin löst den Kleber angeblich sofort wieder auf. Kein Scherz, oder doch? Anscheinend hat noch niemand dem armen Mann mitgeteilt, dass bei Frauen Urin und Menstruationsblut nicht aus derselben Öffnung kommen…
2. Technologie in der Vagina
Der LOONCUP, „the world’s first SMART menstrual cup“, wirbt nun bereits zum zweiten Mal auf einer bekannten Fundraising-Website um finanzielle Unterstützung. Die Menstruationstasse soll sich mit Sensoren, Batterie und Antenne mit dem Smartphone vernetzen und so die Periode aufzeichnen und optimieren. Die Sensoren können den Füllstand der Tasse messen bzw. Konsistenz und Farbe des Blutes analysieren. Wir fragen uns: Muss selbst unsere Vagina 24/7 mit unserem Smartphone kommunizieren? Und kann eine digitale Datensammlung überhaupt das Kennenlernen und Beobachten des eigenen Körpers und der Menstruation ersetzen? Ganz zu schweigen davon, was passiert, wenn das Material der Menstruationskappe beschädigt wird und Bestandteile des Sensors dadurch in den Körper gelangen. Auskunft über Datenschutz gibt die Homepage übrigens auch nicht. Das finden wir nicht ok!
Es gibt aber nicht nur die Menstruationskappe, sondern auch den Tampon mit Batterie. Der Tampon ‚Tamia‘ soll Menstruationsbeschwerden ein Ende setzen: Der Tampon wird eingeführt und löst mittels sanfter Vibration die Krämpfe. Die Behandlung dauert eine Stunde und endet automatisch. Danach wird der Tampon samt Batterie entsorgt. Also wiedermal ein Wegwerfartikel, der noch dazu jede Menge giftigen Sondermüll enthält – für stolze 25 Schweizer Franken.
Schlussendlich fragen wir uns schon, wer freiwillig stundenlang eine Batterie (die auslaufen kann) im Körper tragen will. Auf die ökologisch höchst problematische Herstellung von Batterien (u.a. durch den Abbau von seltenen Erden) wollen wir erst gar nicht näher eingehen…
3. Technologie außerhalb der Vagina
„Es ist Zeit für eine intelligente Lösung gegen Auslaufen und Menstruationsangst.“ Das meint der Hersteller von my.Flow ™ – dem weltweit ersten Tamponmonitor. Dieser funktioniert folgendermaßen: Das Tampon wird wie gewöhnlich eingeführt – der einzige Unterschied ist der lange Faden, der den Tampon mit einem Monitor verbindet. Dieser wird an Hosen oder Unterwäsche geklippt und sendet dem Smartphone Daten, die anzeigen, wie voll das Tampon ist. Anders als der LOONCUP enthält der Tampons immerhin keine Batterien oder ähnliches. Trotzdem bleiben der fehlende Datenschutz und ein Gefühl der Unsinnigkeit bzw. einer gewissen Entmündigung von uns Frauen. Zudem wird uns unterstellt, dass wir permanent nur Angst davor hätten, auszulaufen. Dabei sollte unserer Meinung nach die Entwicklung genau in die gegenteilige Richtung gehen: Keine Frau sollte sich mehr für ihre Regel oder darüber, dass mal ein Blutfleck auf der Kleidung gelandet ist, schämen müssen. Durch derartige „Innovationen“ wie den Tamponmonitor wird uns diese Scham aber nicht genommen, sondern im Gegenteil noch verstärkt.
4. Probiotische Tampons
Der probiotische Tampon enthält körpereigene, in der gesunden Vaginalflora vorkommende Milchsäurebakterien. Diese sollen regenerierend wirken, Juckreiz bzw. Brennen vermindern, die Heilungsrate von bakteriellen Scheidenentzündungen nach Antibiotikabehandlungen steigern und ein effektiver Schutz vor neuen Infektionen sein. Doch was ist mit unserem körpereigenen Abwehrsystem? Milchsäurebakterien gehören zum ganz normalen Scheidenmilieu. Im Normalfall braucht es daher keine künstlich zugeführte Hilfe, die noch dazu meist tierischen Ursprungs und daher nicht vegan ist. Zweifel haben wir auch aufgrund des verwendeten Materials. Erstens besteht der Tampon aus Viskosefasern und Polypropylen – eine Mischung, die Infektionen und Irritationen im Intimbereich begünstigen kann. Außerdem kann die Watte eines jeden Tampons die Scheide austrocknen und dadurch zu Juckreiz führen. Das ist auch beim probiotischen Tampon der Fall.
5. Die Menstruationskappe zum Wegwerfen
Die Menstruationskappe zum Wegwerfen führt das Argument der Müllvermeidung ad absurdum.
Wenn jede Frau in ihrem Leben zwischen 10.000 und 17.000 Tampons bzw. Binden verbraucht und pro Jahr um die 45 Milliarden Produkte weltweit benutzt werden, dann kann man sich den dadurch verursachten Müllberg vorstellen. Die Menstruationskappe hingegen ist bis zu 10 Jahre wieder verwendbar und ersetzt dadurch bis zu 2.000 Tampons. Eines der Hauptargumente für die Menstruationstasse ist folglich die Wiederverwendbarkeit und Müllvermeidung. Mit der Einwegmenstruationskappe wird diesem Argument augenblicklich der Garaus gemacht. Die weiche Variante der Cups ist nicht wiederverwendbar und kostet auch deutlich mehr als Tampon oder Binde. Sie ist geformt wie ein Diaphragma und aufgrund eines fehlenden Stiels oder Ähnlichem entsprechend schwierig zu entfernen. Außerdem tappen Frauen bezüglich der Inhaltsstoffe komplett im Dunkeln. Die Webseite gibt nur unklare Hinweise auf ein Material auf Basis von Polymeren…
erdbeerwoche-Fazit
Wir von der erdbeerwoche finden es gut und wichtig, dass sich das Menstruations-Business, das seit über 60 Jahren keine nennenswerten Innovationen auf den Markt gebracht hat, weiterentwickelt. Aber leider sind auch viele der neuen Trends kritisch zu hinterfragen. Unsere Forderung nach Transparenz in der Wertschöpfungskette vom Monatshygieneartikeln sowie nach gesunden und ökologisch sinnvollen Materialien bleibt auch bei den meisten dieser Neuerungen schlichtweg unberücksichtigt. Wir sind davon überzeugt, dass sich Frauen diese Art von Marketing-Schmähs nicht bieten lassen sollen und ein Recht darauf haben, über die Inhaltsstoffe von Monatshygieneprodukten zu erfahren. Aus diesem Grund setzen wir auf Transparenz und nachhaltige Produkte, wie z.B. Tampons und Binden aus Biobaumwolle oder wiederverwendbare Produkte wie die Menstruationstasse aus zertifiziertem medizinischem Silikon. Wir haben für die Produktauswahl in unserem Shop einen strengen Kriterienkatalog entwickelt, den all unsere Produkte erfüllen müssen.
Schließlich verwendet eine Frau bis zu 17.000 Monatshygiene-Produkte in ihrem Leben und verbringt 6-7 Jahre am Stück mit ihrer Regel.
Es wird Zeit für eine neue Generation der Frauenhygiene!
Deine erdbeerwoche-Botschafterinnen
Annemarie & Bettina
PS: Hier kommt ihr zum ersten Teil unserer Serie der schwachsinnigsten Innovationen.