vom richtigen Loben…

vom richtigen Loben…Dieter SchneiderDenkanstösse, Impulse

"Nicht gemeckert ist gelobt genug"

...so sagt man im Schwäbischen, wo ich herkomme.

Also warum soll ich überhaupt loben?
Und wenn ja, wie stelle ich das an, damit es wirkt?
Wie kann ich meine Kinder, meine Kollegen, meinen Partner ehrlich Loben?
Wie verteile ich es passend und gerecht?

Alle Menschen, besonders Kinder und Jugendliche, sind auf positive Rückmeldungen und Lob angewiesen. Besonders zur nachhaltigen Verhaltensänderung und zur Stärkung eines gesunden Selbstvertrauens gehört das Lob. Also sollten wir uns mit Loben nicht hinterm Berg halten, aber auch nicht, wie mit einem Feuerwehrschlauch, das Lob überall und blind verteilen, denn nur so bleibt es auf Dauer wirkungsvoll und erreicht mein Gegenüber positiv. Sich Gutes sagen, sich gegenseitig wertschätzen, anerkennen, loben und mit guten Worten stark machen, das ist wie ein Dünger für Verstand und Seele. Lob gehört bei einer guten Erziehung, Partnerschaft usw. einfach dazu.

Ein Lob wie: „Du bist so ein Genie!" oder „Wie klug du bist!" verliert die Wirkung sehr schnell, da solch ein Lob direkt auf die Person zielt und beim nächsten kritischen Feedback in Frage gestellt wird. Entweder bin ich ein Genie - dann mache ich ja nichts falsch, oder ... ??

Ebenso verhält es sich wenn du das Lob pauschalierst - also zum Beispiel: "Super gemacht" oder "toll" ... Ein gutes Lob sollte schon detailliert auf die Situation eingehen, sonst klingt das Lob stets gleich oder ähnlich und verliert dadurch seine Wirkung, da es beim Gegenüber nicht ehrlich gemeint ankommt. Also formuliere besser situativ - z. Bsp.: "hey, ich find es klasse wie du das Bild gemalt hast, besonders deine Farbauswahl gefällt mir sehr!"

Echtes Lob ist richtig dosiert und echt, ehrlich und glaubwürdig. Bei einer Dauerberieselung von Komplimenten wird man bald abgestumpft - Du kannst das gerne einmal bei deinem Partner im Praxistest versuchen, wie lange das allerdings gutgeht, kann ich dir nicht voraussagen ;). Wir sollten uns auch nicht anstellen wie ein Preisredner auf einer Jubilarfeier. Wir sollten das Hervorheben, was gerade aktuell gut gelöst oder umgesetzt wurde.

Du kannst jedes Bemühen und jeden besonderen Einsatz um eine Sache loben, auch wenn das Ziel (noch) nicht erreicht wurde, aber lobe niemals Selbstverständlichkeiten! Dadurch senkst du die Messlatte so weit, dass das Lob seinen Anreiz verliert - "der/die ist ja mit allem zufrieden". Aber wenn das Bemühen und der Einsatz überdurchschnittlich ist, dann kann es durch ein Lob nochmal hervorgehoben werden. Das bedeutet für den Gelobten - "mein besonderer Einsatz wurde wahrgenommen". Das spornt an...

...authentisch

- also echt und glaubwürdig. Lobe Menschen nur für etwas, was stimmt und Du tatsächlich auch so empfindest.

...spezifisch

- es bezieht sich immer auf eine bestimmte Situation oder ein Ereignis.

...unmittelbar

- es erfolgt also möglichst bald, wenn jemand etwas gut gemacht hat, oder sich besonders bemüht. Zeitnahes Lob ist ein wichtiges Element nachhaltiger Verstärkung.

Einige Monate, nachdem wir in eine Kleinstadt übergesiedelt waren, beklagte ich mich bei einer Bekannten, die schon lange in diesem Ort wohnte, über die schlechte Bedienung in der Stadtbibliothek - in der Erwartung, sie werde der Bibliothekarin alles sofort weitererzählen, was ich gesagt hatte.

Als ich das nächste Mal in die Bibliothek kam, hatte die Bibliothekarin zwei besonders vielbegehrte Bücher für mich beiseite gelegt, außerdem für meinen Mann eine Biographie.

Und noch erstaunlicher: Sie schien sich über mein Kommen zu freuen.

Bei nächster Gelegenheit erzählte ich meiner Bekannten von der seltsamen Veränderung.
" Ich nehme an, Sie haben ihr erzählt, dass ich die Bedienung so schlecht fand?", fragte ich.

" Das gerade nicht ", erwiderte sie.
"Ich habe ihr - ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel - gesagt, dass ihrem Mann die Art, wie sie diese kleine Bibliothek nach und nach aufgebaut hat, sehr imponiert habe und dass Ihnen selbst ihr guter Geschmack bei der Auswahl neuer Bücher aufgefallen sei."

Überlass es anderen, dich zu loben! Es ist besser, ein Fremder rühmt dich, als du selbst!!

Rühmt sie für ihre Arbeit und Mühe! In der ganzen Stadt soll sie für ihre Taten geehrt werden!

Wenn du einem Armen etwas gibst, dann posaune es nicht hinaus wie die Heuchler. Sie reden davon in den Synagogen und an jeder Straßenecke, um von allen gelobt zu werden. Das sage ich euch: Diese Leute haben sich ihren Lohn schon selber ausbezahlt.

Hier könnt Ihr gerne den Artikel als PDF downloaden...

Titelfoto: © Tim Reckmann / pixelio.de


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