Achim Heine/Rebekka Reuter/Ulrike Willingmann (alle Hrsg.) “From Polaroid to Impossible”, 192 Seiten, 39,80 €, Hatje-Cantz, ISBN: 978-3775732215;
Kennen Sie Instagram? Ja, jene Foto-Community, die Facebook vor einigen Wochen für einen Milliardenbetrag kaufte. Und worauf begründet sich der Erfolg der iPhone-App? Genau, die Fotos sehen retromäßig aus und haben das Format der alten Polaroid-Bilder. Quadratisch, praktisch, gut. Polaroid ist tot, es lebe das Polaroid. Der Sammelband des Fotomuseums Westlicht in Wien bedient viele Erinnerungen an das Sofortbild.
Auch mein frühes Berufsleben war eng an das Polaroid geknüpft. Als junger Redakteur beim Tölzer Kurier war die Sofortbild-Kamera, ein monströser Klotz mit SW-Bildern in Zehner-Kassetten à 2 Mark, immer dann zur Hand, wenn mal eben ein Foto benötigt wurde und kein Fotograf zur Stelle war – bei Unfällen etwa oder überraschenden Promi-Sichtungen.
Viele Erinnerungen also und kein Wunder, dass ich diesen Bildband durchaus ehrfürchtig und angerührt betrachtet habe. Auch wenn es hier natürlich um die Kunst geht. 230 Bilder finden sich in dem großformatigen Bildband – Fotos von Ansel Adams, Robert Mapplethorpe, Helmut Newton, Gunter Sachs, vor allem auch Andy Warhol und vielen anderen.
Jedes Fotos ist – natürlich – ein Unikat. Es gibt kein Negativ oder Positiv, von dem sich weitere Abzüge machen ließen, und es gibt nur dieses eine Original. So werden die Schnappschüsse so wertvoll wie Bilder. Passenderweise werden die Fotos inklusive des originalen Polaroidrahmens und mit so manchen Chemikalienspuren übernommen. In Zeiten digitaler Massenfotografie haben diese unverwechselbaren Bilder ihren ganz großen Reiz.
Versammelt sind in diesem Bildband arrangierte Aufnahmen genauso wie Zufalls-Schnappschüsse und wahr Kunst wie das Selbstporträt von Warhol, das auch den Titel ziert. Es gibt Familienaufnahmen, die den Flair der 1970er atmen, Naturaufnahmen Gemälden gleich, Schwarz-Weiße, Farbbilder und alle mit dem typischen Farbeinschlag der Selbstentwickler-Fotos, bei dem Photoshop außen vor bleibt.
Super!
Bewertung: *****
P.S.: Gut ist, dass sich nach der Schließung der letzten Polaroid-Fabrik 2008 ein neues Werk aufmachte. Filme, aufzuheben im Kühlschrank, sind also noch verfügbar.