Der Open Mike hat mich im Nachhinein eingeschüchtert und mir die Kraft genommen. Nicht, weil ich nicht gewonnen habe, sondern weil ich die Presseartikel und die oftmals einstimmigen Kritiken gelesen habe. Vor allem, wie die Themen und Inhalte der Finalistentexte kritisiert wurden… Bezeichnungen wie „20-m2-Jahrgang“ haben mich da schon sehr getroffen. Damit wächst das Gefühl in mir, dass ich über nichts anderes schreiben kann… Dass ich doch immer bei denselben Themen ankomme.
Zweifel gehören dazu, aber noch nie waren sie so groß, und natürlich ist es immer schwer, etwas von sich der Kritik auszusetzen. Mir kam sogar nachts der Gedanke, mit dem Schreiben aufzuhören. Keine Zeile mehr schreiben, sich keine Gedanken mehr machen müssen. Wozu sich das alles antun und sich selbst unter Druck setzen?
Aber ich würde es ja doch nicht schaffen, ohne das Schreiben auszukommen. Ich wollte sogar den Open-Mike-Workshop im Februar absagen, weil ich meine Texte nicht sezieren lassen will und weil ich nicht wusste, welchen Text ich überhaupt dafür einreichen sollte.
Ich habe doch noch zugesagt, weil es eine Chance ist, die ich nicht verpassen darf. Ich habe doch noch einen Text gefunden, den ich wirklich gerne bearbeiten würde. Ich habe mich wieder an mein Exposé erinnert, mein Exposé ohne eine Zeile Textprobe, dafür mit einer Idee, die ich seit sieben Jahren mit mir herumtrage und aus der sich das entwickelt hat, was ich heute gelesen habe. Eine Geschichte, die ich zu Papier bringen will.