Vom Mond in die Flasche

Wien (Culinarius) Sie war eines der bewegensten Ereignisse des letzten Jahrhunderts: die Mondlandung. Dass sie aber einmal Pate für die Weinkollektion von Georg Preisinger stehen würde, ahnte 1969 allerdings noch keiner. Es gibt Dinge im Leben, die erfordern Geduld, Liebe, Sensibilität, Hingabe und jahrelange Vorbereitung, bis man ernten kann, was man gesät hat. Erfolge gehören ganz oft zu diesen Dingen. Menschliche Höchstleistungen ebenfalls. Auch die Mondlandung vor mehr als 40 Jahren. Und das Machen von Wein. Doch im Falle des burgenländischen Winzers Georg Preisinger verbinden sich diese Werte mit dem Tag als Neil Armstrong und Buzz Aldrin den magischen Himmelskörper betraten.

Es war das Jahr 1969 – das Jahr der Mondlandung – in dem ein Winzer einen Weinberg am Nordostufer des Neusiedlersees mit St. Laurent-Reben bestockte. Jahrzehnte später sollte diese Lage gerodet werden. Doch es gab einen Verrückten, der sich ihr annahm. Viele schüttelten den Kopf.
„Warum ich mir die schwere Arbeit mit so alten Rebstöcken denn antun wolle, wurde ich immer wieder gefragt“, schmunzelt Georg Preisinger rückblickend. Klar definieren konnte er die Antwort darauf nicht. Es war ein Gefühl. Eine Eingebung. Vielleicht auch seine Mission. Die prompt zum Erfolg wurde. Der Sixty-Nine 2009, ein St. Laurent von eben jenem Weinberg, wurde von Falstaff als „einer der besten Rotweine Österreichs“ geadelt. Weine, die Geschichten erzählen Eine Idee begann zu reifen, die mit dem Generationswechsel 2010 auf dem Weingut der Preisingers Fahrtwind aufnahm. Der Künstler Nikolaus Eberstaller entwickelte aus der Faszination Mondlandung heraus ein neues Etikettendesign, das nun die Weine der Preisingers ziert – und für den Genießer sehr emotional und anschaulich in drei Segmente gliedert.
„Auf den Flaschen unserer Traditionslinie – unsere klassischen und leicht zugänglichen Basisweine – sieht man eine Rakete, die in den Vorbereitung zum Start ist.“ Bei den Premiumsweinen – dem charismatische Mittelsegment – hat die Rakete bereits abgehoben und wirbelt Staub auf, und bei der Topserie aus den ältesten Golser Reblagen, ist sie längst im Orbit.
Eine Zeitreise auf dem Etikett. „Naja“, gibt der 38-Jährige Georg Preisinger zu bedenken, „im Grunde schickt uns jeder Wein auf eine Zeitreise. In ihm steckt die Geschichte der Pflanzung, der Wurzeln, die viele Jahre im Boden waren, die Begegnung mit dem Mensch und nicht zuletzt die Erlebnisse des Kelterjahres. Und im Grunde hat doch jeder einzelne immer auch seine eigene Geschichte mit einem Jahrgang.“ Dass Emotionen und Wein ein untrennbares und unschlagbares Team sind, beweist nicht nur der Erfolg der handgemachten Preisinger-Weine, sondern auch der Erfolg des Designs, dass eben prompt den Red Dot Design Award bekam. Die Jahrgangssektlinie „Ein Himmel voller Sterne“ und das Duo „Mit Leichtigkeit“ komplementieren seit diesem Jahr das Portfolio von Katharina und Georg Preisinger, die nun bereits in der sechsten Generation das Familienweingut in Gols führen.
Lage. Liebe. Leben.
Flach erstrecken sich die Lagen um den Weinbauort Gols herum. Obwohl noch Österreich, könnte man meinen, schon in Ungarn zu sein. Denn hier ist man im wärmsten Eck des Landes. Die Trauben kämpfen sich in dieser Region durch einen heißen Sommer mit wenig Niederschlag. Doch der Neusiedlersee füllt die Luft mit Feuchtigkeit und sorgt für angenehm warme Nächte. „Dieses Klima ist perfekt für Rotweine.“
Und so wundert es auch kaum, dass Georg Preisinger die Lagen seines 10 Hektar großen Weinguts zu einem großen Teil auf rote Reben wie Blaufränkisch, Merlot und Zweigelt bestockt hat. Doch auch die weißen Burgundersorten gewinnen bei ihm immer mehr an Bedeutung.
„Meine Lieblingstrauben sind jedoch St. Laurent und Pinot Noir.“ Beides sehr pflegeintensive Rebsorten im Weingarten, die viel Aufmerksamkeit wollen. „Aber wenn sie diese bekommen, geben sie einem viel zurück. Dann hat man grandiose Weine.“ Da ist er wieder, der Querdenker Preisinger, der gern seinen eigenen Kopf durchsetzt. „Da bin ich wie meine Weine“, lacht er. „Die haben auch Ecken und Kanten. Aber das macht sie ja so charmant!“
Wein wird für den Passionierten ganz klar an einem Ort gemacht: im Weingarten. „Da stecke ich ganz bewusst die meiste Arbeit rein. Denn wenn du dir am Anfang keine Mühe gibt’s, wie sollst du dann Früchte tragen?“ Dieses Gesetzt der Resonanz ist zeitgleich Lebensmaxime des jungen Weinbauern. Genauso wie er seinen drei Kindern – seinen „besten Erträgen“ wie er liebevoll scherzt – das Weingut in bestmöglichen Zustand eines Tages übergeben möchte, will er auch im Hier und Jetzt keinen Raubbau an der Natur begehen. Schließlich sei die Vinifikation ein ganzheitlicher Prozess, dessen einzelne Komponenten untrennbar in Beziehung zueinander stünden. Die Natur als Partner.
Die Weingärten werden streng nach den Richtlinien der integrierten Produktion bewirtschaftet. Kompost dient als einziger Dünger, die Rieden sind weite Teile des Jahres begrünt. So bleiben sie vital und lebendig und der Wasserhaushalt wird durch den Humusaufbau reguliert. Pestizide kommen in keinem Fall zum Einsatz. Alles so naturnah wie möglich, lautet die Devise. Da wundert es auch kaum, dass die Reben rein händisch gepflegt werden.
Dieser bewusste Weg geht im Keller weiter, denn hier „greifen wir so wenig wie irgend möglich in den Werde- und Findungsprozess ein“. Echt, natürlich und handgemacht – das sind Attribute, die die Preisinger-Weine auszeichnen. „Meine Weine sollen einfach nur Spaß machen, zu einem guten Essen harmonieren und lange reifen können“, sagt der gradlinige Winzer. Letzteres ist eher ein ungewöhnlicher Aspekt in einem Weinland, in dem die Gewächse meist jung und rasch getrunken werden sollen.
Doch Georg Preisinger hat sich sein eigenes Rezept zum Weinmachen zurecht gelegt. Aufgewachsen inmitten der Weintrauben war für den jungen Familienvater schnell klar, dass seine Wurzeln auch seine Zukunft sind. Lehrjahre in Kalifornien, Südafrika und Deutschland folgten, ehe er Ende der 90er Jahre in den elterlichen Betrieb zurückkehrte.
Heute setzt er um, was das Gestern und das Heute ihn gelernt haben. „Damit die Zukunft gut für alle wird“, meint er schlicht und allumfassend. Angekommen ist er, antriebslos bei Weiten nicht. „Ich lebe mein Schaffen voller Leidenschaft – und diese ist ebenso grenzenlos wie das All.“ Die Rakete fliegt also weiter …

Fotocredit: Weingut Preisinger


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