Vom Master of Disaster, Rotzlöffeln und anderen Jugendsünden

Von Shireen @shireentestet

Ich war geschätzt 15 Jahre alt und es war ziemlich genau die Mitte der 90er, als T-Shirts mit aufgedruckten Sprüchen sehr beliebt wurden. Wer kann sich nicht an Sprüche wie Ich bin 30 bitte helfen Sie mir über die Straße, Bier formte diesen Körper oder Zickenbändiger erinnern, die nahezu jeder trug und mir noch heute Gänsehaut-Gruselschauer über den Rücken jagen?

Ehrlichweise machte ich mir nie viel aus solchen T-Shirts, ich trug lieber Streifen. Dennoch würde der, der ganz akribisch suchen würde, einige Reliquien dieser Zeit in unserem Kleiderschrank finden, auf denen Hinweise auf den Geisteszustand des Trägers zu finden wären. Aus welchem Grund sollte man sich sonst ein T-Shirt überstreifen, auf dem Master of Disaster oder Ich höre Stimmen und sie mögen Dich nicht! aufgedruckt ist? He Hase, die 90er haben angerufen – sie wollen ihr T-Shirt zurückhaben!

Aber bevor ich hier weiter solche Sprüche klopfe, bekenne ich mich schuldig. Jawoll, nun ist die Katze aus dem Sack, denn auch an mir sind die Sprüche T-Shirts nicht gänzlich vorbei gezogen. Aber den Aufdruck, den ich mir vorgestellt hatte, gab es natürlich nicht von der Stange zu kaufen. Ok, wer will auch schon ein T-Shirt mit dem Aufdruck Rotzlöffel haben – also wer außer mir?

Bei der Wahl meiner Kleidung war ich schon immer etwas eigen und mit einem 08/15-Spruch durch die Gegend zu wackeln kam überhaupt nicht in die Tüte. So blieb mir nichts anderes übrig, als in einen Textiliendruck- und Beflockungsshop, in dem T-Shirts individuell bedruckt werden können, zu gehen und mir mein Wunsch-T-Shirt selbst anfertigen zu lassen. Ein Girlie-Shirt hatte ich vorsorglich mitgebracht, schließlich wollte ich ein schwarzes, figurbetontes T-Shirt mit weißem Aufdruck im Brustbereich und nichts anderes haben.

In dem Shop zeigte mir der freundliche Verkäufer drei unterschiedliche Arten von Buchstaben, mit denen das T-Shirt beflockt werden und aus denen ich mir mein gewünschtes Wort zusammenlegen konnte. R O T Z L Ö F F E L – hätte ich vorher gewußte, was ich für diese 10 Buchstaben später ausgeben sollte, hätte ich wohl drauf verzichtet. Gut, es war eine Einzelanfertigung, aber das T-Shirt hatte ich selbst mitgebracht und was sollte an 10 Buchstaben, die nur darauf warteten, auf mein T-Shirt gedruckt zu werden, so teuer sein? Bis heute ist es mir ein Rätsel, warum ich für dieses Shirt 50,- DM bezahlt habe.

Falls ich jemals wieder auf die Idee kommen sollte, einen T-Shirt Druck anzustreben, würde ich mich dieses Mal auf jeden Fall vorher über die Preise informieren, damit mir solch ein Dilemma in Zukunft erspart bleibt. Ich habe gerade einmal geschaut – bei Vistaprint würde ich für ein kurzärmeliges Girlie-Shirt mit Aufdruck 16,65 € zahlen und in diesem Preis wäre sogar das T-Shirt schon mit inbegriffen.