Der Wissenschaftlich-Technologische Park in Pilsen: Nur eine von vielen erfolgreichen Institutionen und Unternehmen in Westböhmens größtem Industriepark Borska Pole. Foto: ce-press.
Westböhmens größter Industriepark im Porträt: Eine Fläche von knapp 150 Fußballfeldern, mehr als 50 internationale Unternehmen, rund 11.000 Arbeitsplätze, 100 Prozent Auslastung und glänzende Zukunftsperspektiven
Pilsen (ce-press - internet-zeitung) – „Unser Standort vor den Toren Pilsens ist ein ganz wichtiger Baustein für unseren Erfolg“, sagt Dr. Volker Lang. Der Geschäftsführer des Biotechnologie-Spezialisten AbCheck steht inmitten von Tschechiens größtem Industriepark Borska pole und ist zufrieden: „Günstige Lohnkosten, faire Mieten und die direkte Autobahnanbindung haben für uns den Ausschlag gegeben, hier zu investieren – und die Entscheidung war richtig“, berichtet Dr. Lang, der in Tschechien arbeitet und in Deutschland wohnt. So wie der deutsche Manager denken in Borska pole viele: Westböhmens größter Industriepark gilt als Musterbeispiel dafür, wie eine Region Investoren aus aller Welt lockt.
Vor dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ war Borska pole am südwestlichen Stadtrand Pilsens ein Militärflugplatz. Heute ist aus dem rund 125 Hektar großen Gelände selbst ein Überflieger geworden: Mehr als 50 international agierende Unternehmen aus Japan, den Vereinigten Staaten, Spanien, Dänemark, Tschechien und Deutschland haben dort eine neue Heimat gefunden – von der Großdruckerei bis zum Komponentenhersteller für die Luftfahrt, vom Autozulieferer bis hin zum Fensterhersteller. Autobahnanschluss, Drei-Sterne-Business-Hotel und eigenes Einkaufszentrum inklusive.
„Am Flughafen“: Einzig der Straßenname erinnert heute in Westböhmens größtem Industriepark an die ursprüngliche Bestimmung des Geländes. Wo einst die Armeehubschrauber landeten, dominieren heute große Produktionshallen und futuristische Gebäude. Weniger als zwanzig Jahre nach Geburt der Idee arbeiten heute in Borska pole mehr Menschen als beim einstigen Platzhirsch Skoda.
Dabei war die Entscheidung Anfang der neunziger Jahre alles andere als selbstverständlich, obwohl es viele Gründe gab, die die Pilsner Stadtväter damals ins Feld führten: allen voran Pilsens exzellente geographische Lage zwischen dem „alten“ und dem „neuen“ Europa, die hohe Zahl an gut ausgebildeten und flexiblen Arbeitskräften, das flexible Projektmanagement und – nicht zuletzt – die effiziente öffentliche Verwaltung, wie es in der offiziellen tschechischen Standortbroschüre heißt.
Als 1992 die Idee des Industrieparks vor den Toren der Stadt geboren wurde, galt das Projekt als extrem progressiv und war durchaus umstritten. Die Arbeitslosigkeit lag damals unter zwei Prozent, nirgends sonst in ganz Tschechien gab es eine ähnliche Idee. Kaum einer dachte damals an Unternehmensansiedlungen im großen Stil. Dennoch entschied sich die Stadt, die Weichen für den Industriepark zu stellen – auch ohne Unterstützung von der tschechischen Regierung. 1994 begannen die Grundstückskäufe, bereits ein Jahr später verhandelten die geistigen Väter des Parks mit dem ersten Investor. Im Frühjahr 1996 folgte die erste Erfolgsmeldung: Der japanische Elektronikkonzern Matsushita gab seine Entscheidung bekannt, in Pilsen einen Werk zur Fertigung von Fernsehern zu bauen. Es war das erste Engagement eines japanischen Unternehmens in Tschechien überhaupt. Bereits ein Jahr später begann die Produktion. Fast im Monatsrhythmus folgten danach weitere Erfolgmeldungen über neue Ansiedlungen. Bis zum Jahr 2005 ist die gesamte 125 Hektar große Fläche verkauft.
Die Auslastung des Industrieparks liegt heute bei 100 Prozent. Die Dimensionen sind beeindruckend: Auf dem ehemaligen Flugplatzgelände sind knapp 11.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Mehr als 20 Millionen Euro flossen aus Töpfen der Stadt Pilsen, kooperierenden privaten Investoren und staatlicher Förderung in die notwendige Infrastruktur. Die heute in Borska pole ansässigen Unternehmen investierten rund 400 Millionen Euro in den Aufbau der Werke und Forschungsstätten. Ein geschaffener Arbeitsplatz kostete umgerechnet weniger als 2.000 Euro, Unternehmen investierten 20 Mal mehr in die Anlagen als die öffentliche Hand dort verbaute. Beides sind Spitzenwerte – auch im internationalen Vergleich. Nach Expertenschätzungen wird Borska pole auch in den nächsten Jahren weiter wachsen und in einigen Jahren bis zu 12.000 Menschen Arbeit geben.
Auch die westböhmische Universität siedelte sich am Rande des neuen Industrieparks etliche Kilometer außerhalb des Pilsner Stadtzentrums und des alten industriellen Herzens der westböhmischen Metropole an. Eine Entscheidung, die sich ebenfalls als richtig erwies: Fakultäten wie der Maschinenbau kooperieren heute eng mit zahlreichen Firmen im Industriepark. Heute gilt Borska pole als industrieller Schrittmacher für die Region Pilsen des 21. Jahrhunderts. Auch viele deutsche und bayerische Firmen haben sich in den letzten Jahren für das Gelände vor den Toren Pilsens mit direktem Autobahnanschluss nach Deutschland entschieden – vom Automobilzulieferer über High-Tech-Kunststoffunternehmen bis hin zum Maschinenbauer.
In den nächsten Jahren wollen die Verantwortlichen in Pilsen die Erfolgsgeschichte Borska pole weiterschreiben: Die westböhmische Stadt will insbesondere die Verbindung von Wirtschaft und Wissenschaft stärken. Dazu entstand in den letzten Jahren – ebenfalls auf dem Gelände von Borska pole – der Wissenschaftlich-Technische Park Pilsen als Keimzelle für neue Ideen und junge Unternehmen. In einem innovativen Umfeld und mit modernster Infrastruktur lockt der Businesspark Spin-offs und Gründer aus der gesamten Region an: mit Büros, Gewerberäumen, Labor- und Forschungseinrichtungen sowie Konferenzsälen auf insgesamt 12.000 Quadratmetern.
„Es gibt zwar mehrere Industrieparks in Tschechien“, erklärt Jan Cerny, der für die Entwicklung zuständige Manager des Wissenschaftlich-Technologischen Parks in Pilsen, „aber Borska pole ist und bleibt einzigartig in der Republik.“ Faktoren dafür gebe es viele. „Die geballte Kompetenz aus akademischer, anwendungstechnischer und produktorientierter Forschung und Entwicklung an einem Standort findet sich in Tschechien kein zweites Mal“, ist er überzeugt.