Vom „Böhmischen Dorf“ zum Tourismus-Magnet

Von Urzeit


Der Reisunternehmer Dr. Erwin Aschenbrenner ist ein Pionier des bayerischen Tourismus in Böhmen – seit 20 Jahren bietet „Begegnung mit Böhmen“ ungewöhnliche Touren ins Nachbarland. Foto: ce-press
Regensburg (ce-press - internet-zeitung) – „Haben Sie Betten?“ hat der Regensburger Erwin Aschenbrenner vor 20 Jahren immer wieder gefragt, als er mit tschechischen Freunden an den Haustüren böhmischer Dörfer klopfte. Pensionen gab es damals – direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs – noch kaum. Doch Aschenbrenner hatte sich in den Kopf gesetzt, bayerischen Touristen auf geführten Radtouren die Schönheit und den kulturellen Reichtum in ihrer direkten Nachbarschaft nahezubringen. Aus dem Projekt wurde im Laufe der Jahre ein kleines Unternehmen mit vielfältigem Angebot: Ob zu Fuß, per Rad, auf Skiern oder mit Kindern – mit Themenschwerpunkten wie Architektur, Literatur, Musik oder Naturlandschaft können Touristen bei „Begegnung mit Böhmen“ in Begleitung oft einheimischer Reiseleiter viele Ziele im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet erkunden.
„Statt eine Unterschrift für meine vorbereiteten Verträge zu bekommen, musste ich fast für jedes reservierte Zimmer einen Schnaps trinken. Es war abenteuerlich, aber wunderbar“, erzählt Erwin Aschenbrenner aus der Pionierzeit seines Regensburger Reiseunternehmens in Böhmen. Der promovierte Philosoph hat viele Jahre an der Universität gearbeitet, bevor es ihn in die Praxis zog. Selbst ein passionierter Reisender, versuchte er sich zunächst an Konzepten für sanften Tourismus im fernen Südamerika, um schließlich sein Glück direkt vor der Haustür zu finden: Eine Radfahrt mit seiner Frau nach Böhmen direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war für ihn das Schlüsselerlebnis: „Wir waren hin und weg von der wunderschönen Landschaft und der großartigen Kultur“, sagt Aschenbrenner.
Gestartet mit Hilfe des Evangelischen Bildungswerks und später des Donau-Moldau-Vereins, ist „Begegnung mit Böhmen“ seit 1998 ein eigenständiges Unternehmen. „Bis 1994 haben wir kaum einen anderen Radtouristen im Böhmerwald getroffen“, versichert Aschenbrenner. Doch damit war es schnell vorbei. Aus den anfänglich vier Reiseterminen im Jahr sind inzwischen über 60 geworden.
So vielfältig wie das Angebot sind auch die 19 Reiseleiter: Vom Journalisten über Kunsthistoriker bis zum Goldwäscher – die oft einheimischen Touristenführer versuchen auf den Reisen ihre ganz eigene Sicht des Landes zu vermitteln. „Ein bisschen Abenteuer und sympathisches Chaos soll auch dabei sein“, sagt Aschenbrenner. Sein Team ist mit den Reisen gewachsen. „Vor Ort haben wir immer wieder neue Menschen kennengelernt, die sich für neue Themen und Regionen begeistert haben.“ So ist ein mitgereister Journalist schließlich selbst zum Reiseleiter geworden und bietet heute Literatur- und Kulturtouren an.
Für ihr Konzept des sanften und kulturnahen Tourismus in der bayerisch-böhmischen Grenzregion ist „Begegnungen mit Böhmen“ schon vielfach ausgezeichnet worden: Unter anderem als „Brückenbauer“ von der deutsch-tschechischen Kultureinrichtung Centrum Bavaria Bohemia und mit dem „Goldenen Herz Europas“ vom deutsch-tschechischen Freundeskreis.