Eltern sorgen sich ganz lieb um ihre Kinder und denken an sie. Wenn ein Kind in ein Feuer fällt, dann wird die Mutter hineinspringen und es retten, ohne einen Gedanken an sich selbst. Oder wenn das Kind von einer Strömung mitgerissen wird, dann wird die Mutter keine Überlegungen über ihr eigenes Leben anstellen, während sie versucht, es zu retten. Diese Art der fürsorglichen Geisteshaltung gleich für alle Wesen ist etwas, das wir so gut wie möglich kultivieren müssen. Zusammen mit dem Entwickeln von Mitgefühl für sie sollten wir nicht kleinlich bei den Fehlern der anderen sein, sondern uns stattdessen darauf konzentrieren, unsere eigenen Fehler zu reduzieren.
Tatsächlich ist Mitgefühl ein sehr großes Gegenmittel. Es macht nichts, ob man Ärger, Stolz, Eifersucht, Begierde oder Unwissenheit hat, Mitgefühl besiegt sie alle. Wenn man irgendeine Art einer störenden Emotion befrieden oder besiegen muss, dann wird Mitgefühl das machen!
Wir haben auch das Gegenmittel für alle diese Leidenschaften. Wir haben die Ursache - die Buddha-Natur - dafür, sie zu besiegen und wir haben die Methoden, das auch durchzuführen, beispielsweise die Praktiken von Vajrasattva usw. Im Grunde erscheinen die Gurus, Devas, Dakinis und Dharma-Schützer nur, um den fühlenden Wesen bei diesen Problemen zu helfen. Sie haben sich völlig von den störenden Gefühlen befreit und sie manifestieren sich, um anderen zu helfen, es genauso zu machen.
Wenn man den Dharma richtig praktiziert, sich auf diese Objekte der Zuflucht stützt, dann werden die Störungen im Geistesstrom langsam weniger werden. Langsam wird man mehr Raum haben, mehr Weite, mehr Frieden. Warum? Weil die fünf Gifte zu ihrer wahren Natur werden bzw. sich als diese manifestieren - nämlich den fünf Buddha-Familien.
Wenn man stattdessen bemerkt, dass die fünf Gifte durch die Dharma-Praxis zunehmen, dann ist das wirklich fatal!
Wie sollten wir die Gottheitenpraxis ausführen, damit sie auch wirksame Gegenmittel zu unseren Giften ist?
Während der Praxis der Erzeugungsstufe visualisiert man sich selbst als Gottheit, während man praktiziert, egal ob man als Chöpön (Ritualmeister) agiert oder einfach auf dem Sitzkissen praktiziert. Während man eine Opfergabe hält, dann sollte man sich selbst als Opfergöttin sehen, die zahllose Opfergaben hervorbringt. Wenn man das gut visualisiert, dann ist die Opfergabe wirklich gut, stimmt's? Wenn man stattdessen aber nicht versteht, wofür der Torma gut ist, dann betrachtet man das bloß aus ein kleines Etwas, das aus Teig gemacht ist. Vielleicht mag man das oder mag es nicht. Vielleicht hat man kein Interesse daran oder ignoriert es. Wenn man die Opfergabe ignoriert, dann ignoriert man den Guru, den Yidam und die Dakini und auch den Vajra-Meister ebenfalls. Wenn man sich nicht darum kümmert, dann ist man einfach ein Zombie, der Opfergaben darbringt. Das kann man öfters mal sehen.
Stattdessen muss man den Guru, den Yidam, die Dakini und das gesamte Mandala respektieren. Man muss sowohl die Opferung respektieren, als auch die Objekte, denen man opfert. Sie zu respektieren, erfordert zunächst ein Verständnis ihrer Bedeutung. Wenn man sie besser versteht, dann wird man sehen, warum es so wichtig ist, durch Visualisation und reine Sicht die Opfergaben zu vermehren und zu vervielfältigen. Also versucht das bitte zu kultivieren. Auch weil man die Opfergöttin ist, sollte der Körper nicht steif oder starr sein, sondern flexibel und angenehm. Auf diese Weise kann man mit Körper, Rede und Geist die Opfergabe darbringen.
Vom eigenen Herzen gehen grenzenlose Wolken wie Samantabhadras Opfergaben aus. Diese Opfergaben sind nicht begrenzt oder einförmig. Sie sind ein unglaubliche Vielzahl wunderbarer Dinge wie schöne Formen, wohltönende Klänge, köstliche Geschmäcker, bezaubernde Düfte und samtweiche Stoffe. Wenn man Opfergaben auf den Schrein legt, dann visualisiert man sie nicht gering oder begrenzt. Man opfert nicht einfach einen Torma als Nahrungsopfergabe, sondern zahllose köstliche Tormas, die den Raum anfüllen. Man opfert nicht einfach eine Butterlampe, sondern zahllose strahlende Lichter. Nebenbei bemerkt, von der Lampe sollte seitlich kein Öl herabrinnen. Sie sollte sauber sein.
Es ist auch in Ordnung, sich selbst als Yidam-Gottheit zu visualisieren, die Gottheit der Praxis. Der Yidam ist das Objekt der Zuflucht und er ist der primäre Fokus der Praxis. Man sieht sich selbst als Yidam-Gottheit, um eine reine Sicht zu entwickeln, um für sich von Nutzen zu sein und um für andere von Nutzen zu sein.
Schaut in die Praxistexte und Kommentare für die Beschreibung dieser Dinge. Wenn ihr den Büchern folgt, dann wird es keinen Fehler geben. Wenn ihr aber eurem eigenen Trip folgt, dann wird es eine Fülle an Fehlern geben. Indem ihr die Opferung gemäß der Überlieferung macht, werdet ihr Verdienst ansammeln und Verschleierungen bereinigen, anstatt einfach nur Schauspieler zu sein. In den Kommentaren werden viele Dinge darüber gesagt. Seid nicht faul! Bildet euch! Denkt nicht einfach: „Ich bin das! Ich bin dies! Ich bin! Ich bin!" Ach, leck mich! Wenn wir irgendeines der fünf Gifte körperlich oder geistig habt, dann wird eure Opferung nicht gut sein.
Wenn wir nicht wissen, wie man mit Gewahrsein visualisiert, dann denken wir vielleicht großartig „Ich bin eine Opfergöttin" und werden dann abgelenkt, steif oder völlig abgefahren. Dann verschütten wir möglicherweise ein paar Dinge oder vermasseln die Aktivität. Stattdessen macht euren Job! Macht ihn sauber, auf nette Weise und richtig. Dann könnt ihr langsam mit der Visualisation beginnen.