Vom Abnehmen, Diäten und mir

Von Jasmin Schneider

In letzter Zeit häufen sich wieder die Anfragen nach meiner Weight Watchers bzw. Diät-Karriere. Um die meisten davon auf einmal zu beantworten: Ja, ich habe tatsächlich 16 Kilo abgenommen und halte seit 2 Jahren mein neues Gewicht erfolgreich. Aber da es bei dieser Frage und Antwort ja in der Regel nicht bleibt, widme ich diesem Thema einfach mal einen Beitrag.

Vorgeschichte

Wie bei den meisten Menschen, die mit ihrem Gewicht kämpfen, wurde es auch bei mir trotz zahlreicher Diäten, immer schlimmer. Dabei war ich ein geradezu knochiges Kind, bis der Onkel Doktor meiner Mutter ans Herz gelegt hat, mich mit Vitaminen und Appetitanregern vollzustopfen. Leider hat sie ausnahmsweise einmal auf jemanden gehört, ich bekam Multi-Sanostol & Shit und aus einem zufriedenen Kind wurde ein fettelnder Teenager, der weder sich noch andere leiden konnte. Und nein, leider ist das gar nicht übertrieben, sondern die ganze Wahrheit! Ich setze sogar noch einen drauf: Dieser Zustand hat sich im Großen und Ganzen auch nicht großartig verändert, bis ich im Februar 2011 endgültig die Schnauze vom Nörgeln, Lästern, Zunehmen und vom fett und traurig sein voll hatte und mein Leben von Grund auf geändert habe.

Das ist allerdings leichter geschrieben als getan. Und dass es ausgerechnet dieses Mal geklappt hat, war mir lange Zeit selbst ein Rätsel. Heute, im Rückblick, sehe ich vieles deutlicher und ich möchte versuchen, diese Einsichten einmal auf den Punkt zu bringen. Dazu ist es notwendig, mich etwas näher zu betrachten, genauer gesagt, die Jasmin vor 2011.

Jasmin vor 2011

  • Ich wusste ganz genau, woran es lag (…)
  • Ich probierte sämtliche Diäten auf dem Markt, woraufhin ich mich für die allwissende Lebensmittelexpertin hielt
  • Ich fand alle Diäten Scheiße, bildete mir ein, ich schaffe das auch so
  • Sobald ich irgendwie ein paar Kilo abgenommen hatte, bekam ich den Höhenflug und belohnte mich mit (fettem) Essen (ist ja nur das eine Mal)
  • Für Sport fehlte mir der Ehrgeiz, deshalb proklamierte ich laut, ich hasse, hasse, hasse Sport und Schwitzen will ich auch nicht, außerdem sind alle Sportler sowieso blöd!
  • Oder auch, wenn schon Sport, dann aber richtig! Ich gehe jeden Tag Laufen /Schwimmen/ ins Training, dann nehme ich von selber ab
  • Ich nahm mir jeden Morgen vor, heute weniger zu essen, nur um mir am Nachmittag „halb verhungert“ die Wampe voll zu schlagen
  • Und weil ich sowieso schon damit begonnen hatte, konnte ich den nächsten Tag gleich mit in die Tonne treten!
  • …und den nächsten
  • …und den nächsten
  • In meinen lichten Momente, wurde mir klar, dass ich Angst hatte, etwas zu tun, weil ich schon so oft gescheitert war
  • Ich bildete mir ein, dass ich mich mag – nicht meine Figur, sondern meine Einstellung. Ja, ich fand mich sogar echt ziemlich cool. Wozu jemand anders werden?

Die Wende und das Abnehmen

Meine persönliche Wende fand im Februar 2011 statt. Ich hatte im Vorjahr mehrfach meine absolute Obergrenze an für mich erträglichem Gewicht überschritten, im Februar lag ich bereits 6 Kilo darüber. Anstatt mich wie üblich tief in meine Depression zu flüchten und mich darin unheimlich Scheiße zu finden, stellte ich mich kurz entschlossen meiner größten Furcht, der Realität!

Ich zog alle Kleider aus, stellte mich vor den Spiegel und fotografierte das absolute Grauen, das ich nicht sehen wollte. Ich übertrug die Bilder auf den Computer und zwang mich immer wieder hinzusehen. Irgendwann saß ich wie ein Haufen (kein Häufchen!) Elend da, flennte einen Fluss und musste mir eingestehen, dass ich gescheitert war! Und ich meine nicht wieder einmal, sondern endgültig. Lass es mich noch genauer formulieren: Der Mensch, der ich dachte zu sein, nämlich die oben beschriebene Ernährungsexpertin, die zwar „ein bisschen zu dick“, aber doch eigentlich ganz cool und witzig war, die gab es nicht! Dafür gab es einen übergewichtigen, ständig nörgelnden Besserwisser, der auch bei größter Anstrengung niemals mehr sein würde als ein trauriges, dickes Kind. Und das war nicht der Mensch, der ich sein wollte!

Im Sinne der Diät

Also setzte ich mich hin und überlegte zum allerersten Mal in meinem Leben, was eine Diät eigentlich ist. Schaut man dazu auf Wikipedia nach, findet man folgendes:

Die Bezeichnung Diät kommt von griechisch δίαιτα(díaita) und wurde ursprünglich im Sinne von „Lebensführung“/„Lebensweise“ verwendet.

Da haben wir auch gleich die Lösung unseres Grundproblems: Diät im eigentlichen Sinne heißt nicht kurz mal weniger oder anders essen. Diät heißt Lebensweise und Lebensweisen sind nicht temporär, sie sind permanent. Wenn du diesen Artikel bis hierher gelesen hast, gehe ich davon aus, dass du ein ganz ähnliches Problem hast: Du fühlst dich oder bist tatsächlich zu dick und du suchst nach einem Ausweg. Sollte ich damit falsch liegen, dann ignoriere, was jetzt kommt, liege ich aber richtig, ist der nächste Absatz für dich:

Vielleicht nickst du jetzt und sagst, klar, weiß ich auch, aber sorry, du weißt gar nichts! Du weißt nur, dass du ein bisschen abnimmst, wenn du mehr Gemüse und weniger Schokolade isst, aber sonst weißt du nichts. Du weißt nicht wie es ist, eines Morgens aufzuwachen und zu begreifen, dass mehr Gemüse und weniger Schokolade eigentlich ziemlich okay sind. Du weißt auch nicht wie es ist, später auf dein jetziges Selbst zurück zu blicken und zu sagen: Mann! Was hat mich bloß solange aufgehalten? Und weißt du, was du vor allem nicht weißt: Wie geil Schokolade doch eigentlich schmeckt! Allein für diesen Genuss lohnt es sich noch heute den Weg zu einer neuen Lebensweise zu beschreiten, selbst wenn heute sowieso schon alles zu spät ist, will sagen, dein Frühstück zu üppig, dein Mittagessen zu fett und die drei Snickers vollkommen übertrieben waren. Fängst du halt jetzt an, jetzt sofort und komm mir nicht mit morgen, weil du heute abend auch noch die Pizza reindrücken musst.

Glaub mir, das Leben geht auch ohne „nur noch das eine Essen“ weiter – es wird besser!

Jasmin heute oder… es kann lachen!

Ich bin noch immer nicht ganz schlank, aber ich bin glücklich! Glücklich, weil ich einen neuen Zugang zum Essen und meinem Körper gefunden habe, glücklich, weil es mich immer weniger isteressirt, ob mir wer beim Essen zuschaut, glücklich, dass ich mitten auf der Straße Schokolade essen kann ohne Angst zu haben, jemand könnte den Kopf vor so viel Gier schütteln, eben glücklich, dass all das Gedankengekreise um immer das gleiche Problem endlich ein Ende hat!

Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, auf Schwatz Katz das Thema Diät zu meiden, aber da es nun einmal zu meinem Leben gehört und ich darüberhinaus immer häufiger darauf angesprochen werde, könnte ich mir (momentan jedenfalls) vorstellen, doch hin und wieder mal darüber zu schreiben. Wie sieht es mit dir aus? Interessiert dich dieses Thema und wenn ja, was möchtest du von mir wissen? Bitte schreib mir keine Mail, sondern nutze das Kommentarfeld. Deine Mailadresse musst du zwar angeben, sie wird jedoch nicht veröffentlicht!

Weitere Infos über mich und meinen Weg zu mächtig mehr Zufriedenheit findest du auf meinem inzwischen stillgelegten Blog Verschlankomat.