Kunterbunte Cupholder: Stricken gegen das Vergessen
Traurig, aber wahr: In der Schweiz leben über 148’000 Menschen mit Demenz – im Alltag oft unsichtbar. Um auf die Krankheit und deren Folgen aufmerksam zu machen, haben Pro Senectute und Alzheimer Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Bäcker-Confiseurmeister-Verband die grösste Strickaktion der Schweiz gestartet: Bis anfangs Dezember sollen Herr und Frau Schweizer kunterbunte Cupholder stricken, die dann im Januar in Bäckereien und Confiserien beim Kauf eines «Kaffees zum Mitnehmen» an die Kundschaft abgegeben werden. Das Ziel: 100’000 Cupholder! Wir unterstützen diese wichtige Aktion und haben in der Casa Angelone mit dem Stricken gegen das Vergessen angefangen. Macht ihr auch mit? Wir zeigen euch, wies geht!
„Inästächä, ummäschlu, duräziäh und abäluh! – So geht Stricken.
Demenz – was ist das?
Wo ist das Portemonnaie, der Schlüssel, die Brille? Wie war der Name dieser Person schon wieder? Was wollte ich eigentlich einkaufen? Wir alle haben solche Situationen schon erlebt, in denen wir etwas verlegt haben, den Namen einer Person nicht gerade präsent hatten oder im Laden nicht mehr wussten, was wir denn genau besorgen wollten. Was glücklicherweise in den meisten Fällen nichts Alarmierendes zu bedeuten hat, könnten aber auch erste Symptome einer Demenz sein. Demenz ist der Oberbegriff für mehr als 100 verschiedene Krankheitsformen, bei denen Hirnfunktionen wie das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung, die Erinnerung und die Sprache gestört sind. Alzheimer ist die bekannteste und mit 50% der Fälle die häufigste Demenzform.
Vor allem ältere Menschen sind betroffen
Der grösste Risikofaktor an Demenz zu erkranken, ist das Alter. Vor dem 60. Lebensjahr ist das Demenzrisiko sehr gering, verdoppelt sich nachher aber grob gesagt alle fünf Jahre. Von den 70- bis 79-jährigen Personen sind rund 5% an einer Demenz erkrankt, von den 80- bis 89-jährigen etwa 16% und ab 90 Jahren betrifft es jede dritte Person. In der Schweiz leben schätzungsweise 148’000 Menschen mit Demenz.
Der Krankheitsverlauf
Der Abbau im Gehirn führt dazu, dass nach und nach verschiedene Hirnfunktionen nachlassen. Am Anfang vergisst man aktuelle Ereignisse, hat Stimmungsschwankungen und Schwierigkeiten mit der Orientierung. Später können Angst und Aggressionen dazu kommen. In der letzten Krankheitsphase geht die Sprache verloren, die Betroffenen werden pflegebedürftig und der Verlust von lebenswichtigen Körperfunktionen führt schliesslich zum Tod.
Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt acht bis zehn Jahre. Nach Herz-/ Kreislauferkrankungen und Krebs ist Demenz die dritthäufigste Todesursache. Demenz ist heute noch nicht heilbar, aber behandelbar.
Stricken gegen das Vergessen
Über Demenz zu sprechen und die Menschen für diese Krankheit zu sensibilisieren, finden wir sehr wichtig. Es ist entscheidend zu wissen, dass das befremdende Verhalten von betroffenen Menschen zum Krankheitsbild dazu gehört. Nur, wenn wir das wissen, wenn wir das Bewusstsein für diese Krankheit schärfen können, können wir uns erkrankten Menschen gegenüber richtig verhalten und sie im Alltag unterstützen.
Wir haben also noch so gerne Stricknadeln und Wolle hervor geholt und uns an die Arbeit gemacht, um diese wichtige Aktion, die für uns eine Herzensangelegenheit darstellt, zu unterstützen. Im nachfolgenden Video zeigen wir euch, wie auch ihr einfach und schnell ein schöner Cupholder stricken könnt!
Zusätzlich zu unserem Video findet ihr hier eine Strickanleitung zum Herunterladen.
„Mamma, schau, sieht gut aus, oder?
Kinderleicht
Die Cupholder sind so einfach gemacht, dass sogar unser Grosser in der Lage war, mit zu stricken. Derzeit übt er in der Schule ohnehin das Stricken mit der Rundnadel, weshalb ihm das Ganze relativ einfach fiel – auch wenn das Stricken mit 5 Nadeln schon noch ein bisschen mehr Konzentration und Geschick erfordert.
Wie Kinder so sind: Sie sehen die Sachen meist aus einem anderen Blickwinkel! Die Motivation, mit mir zusammen zu stricken, kam bei unserem Grossen jedenfalls daher, dass er im Cupholder in erster Linie eine „Captain-Armbinde“ sah
„Mamma, mh, vielleicht behalte ich den Cupholder doch für mich!“
Armbinde hin, Cupholder her – ich finde es cool, dass er mich bei dieser wichtigen Aktion unterstützt hat und am Schluss dann doch bereit war, sein Werk für diese gute Sache einzusetzen.
„Ein Bigeli haben wir schon mal!“
Das Ziel: 100’000 Cupholder
Eins ist sicher: Wir stricken weiter, bis anfangs Dezember ist nämlich noch Zeit! Alle gestrickten Cupholder, die bis zum 6. Dezember 2018 an Pro Senectute geschickt werden, werden ab dem 22. Januar 2019 in Bäckereien und Confiserien in der ganzen Schweiz beim Kauf von einem Kaffee zum Mitnehmen für kurze Zeit erhältlich sein.
Wir sind gespannt auf die vielen farbenfrohen Cupholder die im Rahmen dieser Aktion gestrickt werden und hoffen ganz fest, dass das Ziel von 100’000 Cupholern erreicht wird!
Helft ihr mit? Schnappt euch Garn- oder Wollresten und Stricknadeln und legt am besten gleich los! Mehr Informationen zur grössten Strickaktion der Schweiz findet ihr auf www.memo-info.ch
Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Pro Senectute entstanden.
Weitere Beiträge passend zum Thema „Stricken“:
- Sichtbare Mützen stricken
-
Januarkälte: (Hand-)Stricken wir uns einen warmen Rundschal!
-
Troschtbärli stricken
- Häkeln mit Kindern