Da habe ich mein Leben lang Oladji gegessen, und wusste es nicht. Denn ich dachte, die süßen kleinen dick-fluffigen Dinger, die man aller Orten angeboten bekommt, seien Bliný – aber die müssen offenbar im Gegenteil dünn sein und gefaltet werden. Sie sind daher den französischen Crêpes wohl viel ähnlicher als den niederländischen Poffertjes, von denen ich bei unserem letzten Aufenthalt in Amsterdam nicht genug bekommen konnte. Wieder was gelernt, und damit genug mit meinem kleinen internationalen Pfannkuchen-Vortrag.
Um selbst gemacht Oladji-Bliný jedenfalls habe ich mich erst gedrückt, weil mir die Prozedur mit der mehrfachen Gehenlasserei für den Teig zu lästig erschien. Nun war noch Algen-Kaviar von Silvester übrig, und da spukten sie mir mal wiederim Kopf herum, da sie ja sehr gern zu Kaviar und Sauerrahm verspeist werden. Nach Durchsicht diverser Rezepte habe ich mir nun selber im Free-Style etwas zusammengereimt, das die Gehzeit auf ein für mich erträgliches Maß reduziert, trotz Vollkornmehl einen genügend dünnen Teig ergibt und den Einsatz von Trockenhefe erlaubt (denn mit frischer Hefe stehe ich auf Kriegsfuß oder vielmehr sie mit mir). Nun aber ist alles gut, und was soll ich sagen: Lecker! Auch wenn auf dem Foto hinter dem etwas groß geratenen Kaviar-Berg nicht viel von der luftig-lockeren Pracht zu erkennen ist
Zutaten
Für ca. 10 mittelgroße dünne Bliný:
100 g Vollkornmehl
100 g Buchweizenmehl
350 ml Milch
2 Eier
50 g Butter
1/2 Paket Trockenhefe
1 TL Salz
1 ordentliche Prise Zucker
neutrales Öl (und für den Geschmack Butter) zum Ausbacken
pro Blin ca. 1 guten EL saure Sahne und 1 TL Algen-Kaviar (bei der Menge Pfannkuchen ca. 300 g Sahne und 100 g Kaviar)
Salz und Pfeffer
Zubereitung
Die Mehle mit der Trockenhefe mischen. Milch lauwarm erwärmen und zugeben, sehr gut durchrühren. Abdecken und an einem warmen Ort mindestens 1 Stunde, besser 1,5 gehen lassen. Eier schaumig schlagen, Butter zerlassen. Beides zusammen mit dem Salz und der Prise Zucker zum Teig geben, der sich inzwischen in etwa verdoppelt haben und vor sich hin fluffen sollte, und unterrühren. Wer sich etwas mehr Mühe machen mag, schlägt das Eiweiß getrennt zu Schnee und hebt es nach Butter und Eigelb separat unter den Teig. Nun Bliný ohne nochmaliges Warten (Puristen hängen hier nochmal 1-1,5 Stunden dran) nach und nach backen.
Dafür eine Pfanne mittelstark erhitzen und neutrales Öl solo oder halb und halb mit Butter gemischt darin zerlassen. Je eine nicht zu große Kelle Teig ins Fett geben und mit einem Pfannenwender oder Teig-Verteiler kreisförmig verteilen, damit der Blin dünn genug wird. Kurz backen, wenden und von der anderen Seite ebenfalls kurz backen. Dabei entsteht eine Art Blasenmuster in den fertigen Pfannkuchen, das ganz hübsch ist. Im Ofen warm halten und nach und nach alle Bliný backen. Mit saurer Sahne, gewürzt mit etwas Salz und Pfeffer, und dem Algen-Kaviar servieren. Man nimmt davon jeweils etwas auf einen Blin, faltet diesen zweimal wie einen Crêpe (oder rollt ihn oder macht ein Päckchen draus) und isst ihn mit den Fingern. Mütterchen Russland, ich liebe dich für diese wirklich feine Spezialität. Kann man natürlich auch mit anderen Dingen belegen, Butter und Marmelade etwa, oder ich stelle mir Udas Ingweröl auch toll dazu vor.