Vollbart und Coronavirus

Ein Thema, das hoffentlich nur sprichwörtlich in aller Munde ist. Ein 160nm kleiner Virus sorgt dafür, dass wir Social Distancing, Home Schooling und Shutdown in unseren Wortschatz aufgenommen werden. Wir sind alle angehalten für Hygiene zu sorgen um die Ansteckungsgefahr gering zu halten. Dabei ist der Vollbart in den Fokus getreten. Es gibt tatsächlich Empfehlungen, sich zu rasieren um dem Virus keine Chance zu geben, sich im Barthaar zu verstecken. Warum man sich das unbedingt nochmal überlegen sollte und was man stattdessen machen sollte, will ich heute verraten. Ein Leben mit Vollbart und Coronavirus ist auf jeden Fall möglich.

Coronakrise

Seit Anfang des Jahres zieht der Virus um die Erde. Dank unserer Globalisierung dauert es heute nur wenige Stunden, bis infizierte Menschen von einem Ende der Welt bis zum anderen reisen. Das spielt einem Virus, wie dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 in die Hände. Dass es Viren immer wieder schaffen unser Leben zu beeinträchtigen ist ziemlich überraschen. Viren bestehen im Prinzip nur aus Erbgut. Sie können sich nicht selbst vermehren und keinen Stoffwechsel betreiben. Sie sind völlig ihren Wirten ausgeliefert. Jeder, der von einem Virus befallen ist, vermehrt ihn und sorgt für die weitere Verbreitung. Die Viren selbst können nur eine einzige Sache. Sie übertragen ihr Erbgut in eine Zelle des Wirten und wandeln sie damit in eine Virenfabrik um.

Hygiene

Weiß man, wie sich so ein Virus verhält, dann muss man eigentlich keine Angst mehr vor dem Virus haben. Der tut im wahrsten Sinn des Wortes nix. Wovor man Angst haben muss, sind die infizierten Menschen. Die werden zu Virenschleudern und verteilen den Krankheitserreger in ihrem Umfeld. Eine der vielen Besonderheiten, die der SARS-CoV-2 hat, ist die Menge der Viren, die sich in Mund und Rachenraum finden. So schleudern Infizierte beim Husten, Niesen und Sprechen ständig Tröpfchen voller Schleim in die Umwelt. Wer sich in einem Umfeld von 1-2 Metern vor einem Kranken befindet läuft also Gefahr, dass ein solches Tröpfchen es schafft, in die eigenen Atemwege zu gelangen, oder sonst ein Eingangstor in den Körper zu finden.

Abstand halten

Also muss man eigentlich nicht viel tun, sondern nur Abstand halten. Kommt man niemanden zu nahe ist damit der Hauptansteckungsweg unterbrochen und die Speicheltröpfchen voller Viren fallen auf den Boden und vertrocknen. Allerdings gibt es noch einen zweiten Ansteckungsweg und damit kommt auch der Bart ins Spiel. Die sogenannte Schmierinfektion erfolgt über Oberflächen. Hält sich ein, mit dem Coronavirus infizierter, die Hand vor dem Mund wenn er niest und fasst dann beispielsweise eine Türsklinke an, dann kann der nächste die Viren mit der Hand aufnehmen. Dort richten sie noch nichts an, aber fasst man sich dann ins Gesicht, nimmt man den Virus auf.

Theorie und Praxis

Auch wenn Laborversuche zeigen, dass der Virus stundenlang an Oberflächen überlegen kann, weisen Experten darauf hin, dass man diese Ergebnisse mit Vorsicht betrachten muss. Der Virus lebt nur solange, solange er nicht austrocknet. Wenn die Wissenschaftler also einen ordentlichen Tropfen voller Viren auf eine Oberfläche auftragen, dann braucht dann trocknet der Virus auch über Stunden nicht aus. Die drei Viren, die man von der Hand auf die Türklinke überträgt, haben wenig Feuchtigkeit. Klar kann man sich auf diesem Weg infizieren, aber die Chancen stehen für den Virus deutlich schlechter. Es sind nur wenige Viren, die überlegen und die auf der Hand auch schlechte Überlebensbedingungen haben.

Lipid

Eine der größten Schwachstellen des SARS-CoV-2 ist seine Hülle. Eigentlich der Lipidanteil in der Hülle. Der ist nämlich empfindlich für Seife. Händewaschen und 30 Sekunden lang Einseifen ist also die beste Strategie. Außerdem muss man Abstand halten und sich nicht ins Gesicht fassen. Solange man das beherzigt und auch nicht an Youtube Challenges teilnimmt, in denen man Haltegriffe und Toilettensitze ableckt, kann man eine Infektion recht gut vermeiden. Soweit zur Theorie. Sehen wir uns jetzt an, was das jetzt für den Vollbart bedeutet.

Französischer Arzt

Auslöser der aktuellen Diskussion um den Vollbart ist ein französischer Arzt. Der Leiter der französischen Notärzte-Vereinigung Patrick Pelloux hat empfohlen, sich zu rasieren. Außerdem wird in dem Zusammenhang immer wieder eine Empfehlung der CDC, der amerikanischen Seuchenkontrolle und -prävention, zitiert. Aber dazu später. Die Argumentation von Patrick Pelloux wirkt logisch und nachvollziehbar. Ist der Mund voller Viren, dann lässt es sich wohl nicht vermeiden, ein paar davon in den Bart abzugeben. Hier könnten sie sich dann eine Weile halten und Menschen infizieren. Aber setzen wir diese Argumentation einmal in den Kontext.

Vollbart und Coronavirus

Ist man selbst infiziert und weiß es nicht, dann ist das ein Problem. Man verteilt kleine Tröpfchen voller Viren in seiner Umgebung. Was ändert sich, wenn man selbst Vollbart trägt? Einerseits werden wohl ein paar der Tröpchen vom Bart gestoppt und können damit niemanden im Umfeld infizieren. Andererseits können sich also ein paar Viren im Bart verstecken. Dort bestehen jetzt zwei Gefahren. Erstens kann die Mitbewohnerin, oder eine andere sehr nahestehende Person dem Bart mit Körperöffnungen sehr nahe kommen. Diese Person hätte man dann aber schon lange auf herkömmlichen Weg, also mit Tröpchen angesteckt. Zweitens fährt man sich hin und wieder verträumt durch den Bart und überträgt damit die Viren auf die Hand. Von dort können sie dann auf Gegenstände übertragen werden und sich mittels Schmierinfektion verteilen.

Richtiges Verhalten

Also gilt für einen Bartträger genau dasselbe, wie für andere Menschen. Nicht ins Gesicht fassen und Hände regelmäßig waschen. Ansonsten hat auch ein massiver Vollbart keine besonderen Auswirkungen. Sehen wir uns jetzt an, wie es mit der eigenen Ansteckungsgefahr aussieht. Ist man selbst gesund und jemand rotzt uns ins Gesicht, dann macht es wenig Unterschied, ob man Bart trägt, oder nicht. Das ist gefährlich. Also muss man von anderen Menschen Abstand halten. Passiert es trotzdem, dann hat man unter Umständen Viren im Bart, die man dort nicht haben will. Jetzt haben wir gelernt, dass der Virus selbst nur eine Sache beherrscht. Er wandert also nicht vom Barthaar in den Mund. Wenn wir uns also auf diesem Weg infizieren, dann trieft der fremde infizierte Schleim uns also von der Oberlippe, oder wir lecken unsere Barthaare ab. Auch eine Schmierinfektion über die Hand in den Mund ist denkbar.

Viren im Bart

Viren im Bart sind also für uns eine potentielle Gefahr. Eine Gefahr, die man wieder mit dem richtigen Verhalten eindämmen kann. Wer sich nicht durch den Bart streicht und nachher die Finger in Mund und Nase steckt und sich auch nicht die Augen reibt, der hat eine vergleichbare Gefahr, wie ein rasierter Mensch. Ist der Virus einmal im Gesicht, ist der Bart für ihn kaum ein Vorteil. Studien zeigen, dass er an glatten Oberflächen länger überlebt, als an rauen. Also ist das Barthaar eine schlechtere Umgebung für ihn, als die Gesichtshaut. Trotzdem darf man die Gefahr natürlich nicht unterschätzen. Der Virus ist hoch ansteckend und führt in vielen Fällen zu schweren Krankheiten, oder sogar zum Tod. Umso mehr muss man sich an die Empfehlungen der Experten halten. Das führt uns zum nächsten Punkt.

Expertenrat

Die Politiker, die entscheiden, dass ein Land in Stubenarrest geschickt wird, machen das nicht ohne entsprechende Berater. Sie verlassen sich dabei auf die besten und klügsten Köpfe. Ergebnis sind klare Verhaltensregeln. Abstandhalten, nicht ins Gesicht fassen und Händewaschen. Wäre das Tragen eines Vollbarts tatsächlich ein hohes Risiko, dann kann man davon ausgehen, dass auch dazu eine Empfehlung ausgesprochen worden wäre. Tatsächlich hat aber nur ein einziger französischer Arzt sich dazu geäußert. Virenexperten und andere ausgewiesene Fachleute haben den Vollbart noch nicht thematisiert. Ja, Viren können überall am Körper überleben. In erster Linie sind das aber die Hände, mit denen man sie dann ins Gesicht bringt. Händewaschen ist also die erste Pflicht.

Rasieren?

Denkt man die Idee sich wegen des Coronavirus zu rasieren weiter, dann gibt es auch andere, genauso sinnvolle Handlungen dazu. Die Hände sind das größte Problem. Weg damit. Mund und Nase sonden den Virus ab? Zunähen und Stoppel rein ist die Lösung. Ähnlich radikal wäre die Idee den Bart einfach abzuschneiden. Wir brauchen also eine adäquate Reaktion auf die Gefahr, die durch den Coronavirus ausgeht. Sich zu rasieren wäre eine Überreaktion. Die bekannten Verhaltensregeln einzuhalten ist und bleibt die beste und einzige vernünftige Handlung. Aber wie ist das mit den Masken?

Vollbart und Masken

Es gibt zwei Arten von Masken. Eineseits das, was man selsbt nähen kann, oder als Einwegmaske ein paar Stunden trägt. Diese Masken nennt man MNS. Das steht für Mund-Nase-Schutz und verhindert, dass man selbst Viren verteilt. Es ist nicht mehr, als ein Tuch, das man sich über Mund und Nase spannt. Der Vollbart ist dabei kein Problem. Die MNS-Maske wird einfach darüber getragen. Sie muss lediglich die Tröpfchen aufhalten, die wie beim Sprechen, oder Niesen abgeben. Da stört Gesichtshaar nicht. Anders sieht es bei den FFP-Masken aus. Hier gibt es unterschiedliche Klassen, die unterschiedlichen Schutz bieten. FFP1, FFP2 und FFP3 in die Bezeichnungen für diese Masken.

FFP-Masken

FFP steht für Filtering Face Piece. Sie müssen dicht mit dem Gesicht abschließen, damit man nur durch den Filter Atemluft zu sich nimmt. Diese Filter müssen regelmäßig gewechselt werden. FFP1 filter mindestens 80% der kleinen Partikel, also auch der Coronaviren, aus der Atemluft. Bei FFP2 sind es 94% und bei FFP3 sogar 99% der feinen Partikel. Muss man diese Masken tragen, dann muss man sich rasieren. Das beschreibt auch die CDC in einer Infografik. Sie müssen dicht anliegen und die Luft darf nur durch den Filter eingeatmet werden. Allerdings muss man diese Masken nur dann tragen, wenn man mit Infizierten arbeitet. Ansonsten sind MNS-Masken ausreichend. FFP-Masken kann man auch nicht über Stunden tragen. Das Atmen ist schwieriger und die Luft unter der Maske wird stickig. Die Empfehlung von Experten ist es, MNS-Masken zu tragen.

Vollbart tragen

Den Vollbart auch während der Coronakrise zu tragen ist kein Problem. Sich zu rasieren ist nicht notwendig. Allerdings darf man die Verhaltensregeln auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen. Abstand halten, nicht ins Gesicht fassen und Hände waschen ist also Pflicht. Genauso muss auch der Bart mehr als sonst gewaschen werden. Bartseife ist auch in der Lage, die Lipide in der Virenhülle aufzulösen. Hat man die Möglichkeit, dann macht es sicherlich Sinn, den Bart auch Abends nocheinmal zu waschen. Wie in allen Lebensbereichen ist auch beim Bart die Hygiene wichtig um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Vollbart und Coronavirus ist also kein Problem. Ist es beruflich erforderlich eine FFP-Maske zu tragen, dann muss man den Bart so gestalten, dass die Masken direkt an der Haut aufliegen. In allen anderen Fällen ist ein Rasieren unnötig und wäre eine Überreaktion. Also bleibt gesund und bärtig!


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