Die DTU hatte die diesjährige DM im Cross-Triathlon an die Vogtland Challenge ins thüringische Zeulenroda vergeben und fast alle der guten Cross-Triathleten Deutschlands folgten dem Ruf in den Osten.
Nachdem ich die vergangenen Wochen wie schon das ganze Jahr eher „durchwachsen“ trainiert hatte, fühlte ich mich dennoch gewachsen, einen guten Wettkampf bei der diesjährigen DM abzuliefern. Marcelo stand ohnehin als Sieger der AK fest, während bei der Elite ein Kampf der derzeit Stärksten im Lande zu erwarten war zwischen dem amtierenden Meister Jens Roth, dem Vorjahressieger Stephan Radeck, dem letztens auch schon bei der EM extrem starken Veit Hönle und unserem Maui-Kollegen Max Saßerath.
Ich nutzte dieses Rennen einmal mehr für einen kleinen Kurz-Urlaub in einer Region Deutschlands, die ich zuvor noch nicht kannte. Es ist mmer wieder schön zu sehen, welch wunderschöne Landschaften es in unserem eigenen Land gibt und dass man wirklich nicht weit in die Ferne schweifen muss. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht allzu hohe Erwartungen hatte, was die Strecke betraf. Glücklicherweise sollten wir alle überrascht werden von einer wahrlich wunderschönen Bike-Strecke, einer schönen Talsperre, einer fordernden, aber ehrlichen Laufstrecke und fast perfekten Bedingungen, was das Wettkampf-Areal betraf. Zudem waren die Menschen von einem herzlichen, liebenswürdigen und gastfreudnlichen Schlag. Alles sehr nett.
Ich fuhr die Strecke vom Schwabenland ins Vogtland schon am Donnerstag. Vor Ort war schon Sportfreundin Sara, die bereits am Wochenende zuvor beim olympischen Triathlon in Hamburg zum Aufwärmen am Start war und direkt vom Norden angereist war. So gönnten wir uns einen Wellness-Tag und verschoben die Recon-Runde auf den Freitag-Morgen. Der Tag war brillant und versprach bestes Triathlon-Wetter auch für den folgenden Samstag. Auf der Strecke trafen wir sogleich Jens Roth und seine Trierer Kollegen. Auf jeden Fall war es notwendig und äußerst hilfreich, dieses Bikestrecke genau zu inspizieren. Was das Orga-Team da präsentierte erstaunte und alle im positivsten Sinne. Das war eine super flowige, herlich fluffige, aber auch konditionelle fordernde Runde. Sie führte immer am Hang des Weidatals entlang, oft mit Blick auf die Weidatalsperre und das Zeulenrodaer Meer. Wirklich wunderschön!
Gleich danach noch die Laufstrecke anschauen. Okay, nicht wahnsinnig trailig, aber einen durchaus ernstzunehmenden Berg mit 80 Meter Höhendifferenz, der ja drei Mal im Rennen bezwungen werden wollte. Ansonsten keinerlei technsiche Schweierigkeiten und so, wie die Strecken am Freitag abtrockneten, waren sie ziemlich schnell.
Dann chillen am Sandstrand und noch ein paar Meter paddeln. Später gibt es dann die Startunterlagen, Pasta und das Rennbriefing. Alles tip top. Die zwei Wechselzonen (T1 direkt unten am See nach dem Ausstieg, T2 oben auf der Driving Range hinter dem Hotel) sind zwischenzeitlich auch aufgebaut – das sieht alles sehr professionell und aufwendig aus. Mit geht sofort durch den Kopf, dass man alle diese Veranstalter irgendwie unterstützen müsste. Das „Business“ läuft nämlich ganz ähnlich wie die „Hospitality Industry“: Ein Hotel steht da und verursacht jede Menge Fixkosten, egal wie die Belegung ist. Hohe Belegung = hoher Profit – niedrige Belegung = niedriger Profit. Bei dem vielen Aufwand, der hier betrieben wird, tun mir die Veranstalter echt leid. Es sind einfach viel zu wenige Starter bei solchen Rennen. Und das, obwohl diese Rennen sensationell gut organisiert sind, tolle, abwechslungsreiche Strecken geboten werden und der Spaßfaktor (da sind sich alle einig, die sowas schon mal probiert haben) viel höher als beim gemeinen Straßentriathlon ist. Wenn das ganze Thema etwas professioneller aufgezogen würde…
Am Rennmorgen dann tatsächlich tollstes Triathlonwetter. Da der Start der DM erst um 11:00 Uhr angesetzt ist, können wir gemütlich ausschlafen, in Ruhe frühstücken und dann ganz gemächlich unseren Hintern von unserer großartigen Unterkunft im Kastanienhof hinüber zum Wettkampfareal am Zeulenrodaer Meer bewegen. Alles sehr gechillt, wie bei Cross-Triathleten so üblich. Kein Stress und keine überzogene Selbstdarstellerei wie man das gern bei den Straßen-Triathlons sieht. Es wurde über drei Distanzen gestartet. Vereinfacht gesagt über eine Kurz-, Mittel- und Langdistanz. Letztere wurde Xterra-Distanz getauft und hier wurden auch die deutschen Meister ermittelt (1,5k Swim – 35k Bike, 10k Run).
Nachdem beide Wechselzonen eingerichtet waren, lief ich mich noch ein wenig warm, zwängte mich dann in meine Wettkampf-Klamotten und begab mich zum Start-Areal. Ein bißchen Warmschwimmen ist immer gut und der kühle See erfrischte gerade gut genug. Denn es war jetzt schon dermaßen schwül, dass auch ohne Rennen der Schweiß nur so in Strömen floss. Vor uns im Wasser die Blaukappen (Elite), dahinter wir Grünkappen (alle restlichen Männer). Die Damen durften den Luxus eines eigenen Starts genießen (5 min. später).
Wieder einmal entpuppte sich die Schwimmstrecke als etwas zu lang geraten. Ich genoss die Schwimmerei im angenehm temperierten Stausee aber trotzdem (non-wetsuit swim). Dann ordentlich gewechselt und sogleich ging es den ersten, langen Berg hinauf. Ich spürte es sofort: Heute sollte nicht mein Tag werden. Was soll ich sagen – die Beine wollten einfach nicht. Ich habe immer noch keine Antwort auf die Frage gefunden, warum es bei mir immer mal wieder (glücklicherweise nicht allzu oft) vorkommt, dass ich einfach keinen Druck auf dem Rad habe. Jedenfalls war es einigermaßen schrecklich, mitansehen zu müssen, wie mich Kollegen überholten, die ich normalerweise nicht zu Gesicht bekomme. Anyway. Es war, wie es war und ich versuchte, keine negativen Gedanken oder Selbstgespräche aufkommen zu lassen.
Irgendwie bekam ich die Radlerei dann doch rum und hatte schon richtig Angst vor der Laufstrecke, die eine dreimal zu durchlaufende 3,2 Kilometer-Runde mit jeweils einem ziemlich langen 80 Höhenmeter-Hügel aufwies.
Plätzlich stand Mario an der Strecke, feuerte an und machte die tollen Rennfotos hier. Er ist ein MTB-Kollege und ich wusste nicht, dass er aus diesem Teil des Landes kommt. Über Facebook (einer der vielen Vorteile) hatte er vom Event und meinem Start gehört und fuhr spontan zum Zuschauen und Anfeuern vorbei. Klasse.
Nach einem wieder geglückten Wechsel – das ging ja diese Saison schon öfter in die Hose – lief ich aus der Wechselzone hinaus den ersten Hügel hoch und war überrascht und erfreut. Hatte ich schon die Radbeine zuhause vergessen, so waren wenigstens die Laufbeine wieder vorhanden. So machte die abschließende Disziplin wieder richtig Laune. Gehässige Zungen merken an, dass es auch einfach ist, massig Athleten zu überholen, wenn man so weit hinten ist.😉
Aber so machte das Spaß. Durch die drei Runden kamen auch immer mehr Sportler auf die Laufstrecke und so hatte ich immer jemanden in Sichtweite, an den ich mich heransaugen konnte. Zwischenzeitlich war auch die bedrückende Schwüle etwas gewichen und ein paar Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben.
Danach „War Stories“ austauschen mit den Tria-Kollegen, dabei ordentliche Erst-Verpflegung. Prompt fängt es zu regnen an. Geschwind reinige ich das Bike und die Schuhe mit dem zur Verfügung gestellten Kärcher, wasche den Bub im See und ziehe trockene Klamotten drüber. Jetzt wird es sogar ein wenig frisch. Wo noch am Vorabend bei warmen Temperaturen in der Sonne das Rennbriefing abgehalten wurde (nebenbei erwähnt mit einem hervorragenden Moderator), fiel die Siegerehrung nun leider etwas ins Wasser.
Jens hatte mich laufend auf meiner ersten Runde begleitet (seiner dritten) und während ich auf meine zweite Laufrunde abgebogen war, lief er als Sieger und neuer (wie alter) deutscher Meister durch’s Ziel. Er baute mit der wie immer besten Schwimmzeit (schon mal Podium bei den „richtigen“ Schwimmern auf 1500 Meter Freistil geworden) ein solides Fundament und legete mit der ebenfalls besten Radzeit nach. Mit üppigem Vorsprung konnte er es dem entsprechend beim Laufen etwas ruhiger angehen lassen und machte mit der viertbesten Laufzeit den Sack zu. Dahinter die üblichen Verdächtigen mit dem EM-Vierten Veit Hönle und Max Saßerath. Mit meiner Zeit hätte es bei der Elite auch noch zu Platz 7 gereicht (was ist da los??). Die M45 war wie üblich extrem gut besetzt (sowohl quantitativ, als auch qualitativ mit Platz 2 und 9 im Gesamtfeld der Agegrouper). Marcelo lässt sich den Sieg als Vize-Weltmeister und Europameister nicht nehmen. Ich selbst schaffe es heute nur auf Platz 5, was etwas enttäuschend ist, aber im Gesmatfeld eben immer noch Platz 17 bedeutet – also wirklich gar nicht so schlecht. Nicht nur, dass man mit meiner 2:53:30 h alle älteren AKs gewonnen hätte, sondern auch die M40 darunter. Aber ich hier die Welt nicht schönreden. Das Radfahren war inakzeptabel schlecht und das muss besser werden. Aber ich habe eben auch viel zu wenig trainiert und da darf man einfach keine Wunder erwarten.
Fazit: Ein wahrlich fantastisch schönes Rennen in einer wirklich wunderschönen Landschaft (mit VIEL Landschaft). Sehr nette, gastfreundliche Menschen. Eine top Organisation. Großartige Voraussetzungen für einen Triathlon-Wettkampf erster Güte (See, Bike- und Laufstrecken). Alles top-notch! Ein Rennen, das er verdient hätte, mehr Aurmerksamkeit und mehr Starter zu bekommen.
Race Stats:
- Wetter: Sonnig und sau-schwül bei 26°C, später Regen bei 20°C, Wasser: 23°C
- Strecken: 1,5k Open Water Swim ohne Neo – 35k Bike – 10k Run
- Zeiten (alles AK): 27:09 (Swim, 4.) – 2:19 (T1, 3.) – 1:39:52 (Bike, 9.) – 1:16 (T2, 3.) – 42:54 (Run, 2.) = 2:53:30 Gesamt
- Platzierung: 22. Platz overall (5. M45)
- Equipment: Zone3 Goggles, Scott Spark 700 RC Mountain Bike mit Scott Arx Plus Helm, Scott Radhandschuhen und Scott RC MTB-Schuhen, Salming Race 3 Laufschuhe, Compressport Zweiteiler
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- Zeitungsbericht der Ostthüringer Zeitung.