Vitamin D und Augengesundheit: Warum ein Mangel das Risiko für Grauen Star erhöht

Voraussichtliche Lesezeit: 4 Minuten

Einleitung: Mehr als ein Altersproblem

Grauer Star – medizinisch als Katarakt bezeichnet – gehört zu den häufigsten Ursachen für Sehverlust weltweit. Millionen Menschen müssen sich im Laufe ihres Lebens einer Operation unterziehen, um die eingetrübte Augenlinse zu ersetzen. Lange Zeit wurde der Graue Star fast ausschließlich als Alterserscheinung betrachtet. Doch neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Auch jüngere Menschen sind gefährdet, und ein bislang unterschätzter Faktor könnte eine Schlüsselrolle spielen – der Vitamin-D-Status.

Eine groß angelegte Studie der UK Biobank mit über 440.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bringt nun Licht ins Dunkel. Sie zeigt: Ein schwerer Vitamin D Mangel erhöht signifikant das Risiko, im Laufe des Lebens einen Katarakt zu entwickeln. Besonders spannend ist dabei, dass jüngere Menschen sogar stärker betroffen sind als ältere.

Die UK-Biobank-Studie im Detail

Die Forscherinnen und Forscher nutzten zwei Ansätze: eine Querschnittsanalyse und eine Längsschnittanalyse über fast elf Jahre.

  • In der Querschnittsuntersuchung zeigte sich: Je niedriger der Vitamin-D-Spiegel im Blut, desto häufiger trat ein Katarakt auf.
  • In der Längsschnittanalyse mit über 427.000 Personen ohne Katarakt zu Beginn wurde deutlich, dass ein schwerer Mangel (unter 25 nmol/L 25(OH)D) mit einer um 11 % höheren Wahrscheinlichkeit verbunden war, einen Katarakt zu entwickeln.

Noch eindrücklicher war die Altersabhängigkeit. Während bei über 60-Jährigen das Risiko um 9 % stieg, lag es in der Gruppe der 50- bis 60-Jährigen bei 12 %. Am stärksten betroffen waren die unter 50-Jährigen: Hier erhöhte ein Vitamin-D-Mangel das Risiko um ganze 27 %.

Warum Vitamin D die Augen schützt

Vitamin D ist kein klassisches Vitamin, sondern wirkt im Körper wie ein Hormon. Es bindet an den Vitamin-D-Rezeptor (VDR), der in vielen Geweben vorhanden ist – auch im Auge. Dort entfaltet es mehrere potenziell schützende Wirkungen:

  • Entzündungshemmung: Vitamin D reduziert die Aktivität entzündungsfördernder Botenstoffe, die die Linse schädigen können.
  • Antioxidativer Schutz: Es unterstützt die körpereigenen Systeme zur Abwehr freier Radikale, die sonst Proteine der Linse zerstören.
  • Stabilisierung des Calciumstoffwechsels: Ein ausgeglichener Calciumhaushalt ist wichtig für die Transparenz der Linse.

Da die Linse besonders empfindlich gegenüber oxidativem Stress ist, scheint ein ausreichender Vitamin-D-Status entscheidend für die Erhaltung ihrer Funktion.

Jüngere Menschen besonders gefährdet

Warum gerade unter 50-Jährige ein erhöhtes Risiko haben, ist noch nicht endgültig geklärt. Forscher vermuten mehrere Gründe:

  1. Frühe Schädigungen wirken langfristig: Wenn die Linse in jungen Jahren durch Vitamin-D-Mangel vorgeschädigt wird, können sich diese Schäden im Laufe der Jahrzehnte kumulieren.
  2. Moderner Lebensstil: Viele junge Erwachsene verbringen einen Großteil des Tages in Innenräumen, vor Bildschirmen oder geschützt durch Sonnenschutzmittel. Dadurch wird die körpereigene Vitamin-D-Produktion massiv eingeschränkt.
  3. Geringere Dominanz anderer Faktoren: Bei Älteren ist die Linsentrübung oft durch den natürlichen Alterungsprozess bestimmt, sodass Vitamin D weniger Einfluss zeigt.

Die Studie deutet also darauf hin, dass Prävention schon früh im Leben entscheidend ist, um spätere Sehprobleme zu vermeiden.

Vitamin D: Quellen und Versorgung

Der Mensch deckt seinen Bedarf überwiegend über die körpereigene Produktion in der Haut, die durch UV-B-Strahlung angeregt wird. In Mitteleuropa funktioniert das jedoch nur in den Sommermonaten zuverlässig.

Sonne: Schon 10–20 Minuten Sonne auf Gesicht, Arme oder Beine mehrmals pro Woche reichen im Sommer oft aus. Wichtig dabei: Die Sonne sollte – wann immer möglich – ohne Sonnenbrille genossen werden. Der Grund: Über die Augen nimmt der Körper Lichtsignale auf, die nicht nur den circadianen Rhythmus (unsere innere Uhr) regulieren, sondern auch die Bildung von Vitamin D indirekt unterstützen. Sonnenbrillen blockieren große Teile des UV-Spektrums, wodurch wichtige Signale zur Hormon- und Neurotransmitterregulation (z. B. Serotonin, Melatonin) abgeschwächt werden. Kurzzeitige Sonnenexposition ohne Brille stärkt also nicht nur den Vitamin-D-Haushalt, sondern auch Stimmung und Schlafqualität.

Ernährung: Fetter Fisch wie Lachs, Hering oder Makrele, Eier und Leber liefern relevante Mengen. Allerdings ist es nahezu unmöglich, den gesamten Bedarf allein über Lebensmittel zu decken.

Supplemente: Besonders im Winter oder bei nachgewiesenem Mangel können Nahrungsergänzungsmittel notwendig sein. Die Dosierung sollte sich nach Blutwerten und ärztlicher Empfehlung richten.

Ein Zielwert zwischen 50 und 75 nmol/L gilt in der Forschung als optimal für viele Gesundheitsmarker – einschließlich der Augengesundheit.

Ergänzende Studien: Ernährung, Bewegung und Schlaf

Die UK-Biobank-Daten lieferten noch weitere spannende Einblicke. Neben Vitamin D spielen auch andere Lebensstilfaktoren eine Rolle bei der Entstehung von Katarakten.

Eine Analyse zeigte, dass Menschen mit schlechter Schlafqualität, geringer körperlicher Aktivität und langen Sitzzeiten ein erhöhtes Risiko hatten. Bereits kleine Anpassungen – etwa eine Stunde weniger sitzen, dafür mehr Bewegung oder Schlaf – senkten das Risiko messbar.

Auch die Ernährung wirkt sich aus. Ein hoher Verzehr von Obst und Gemüse, insbesondere von Hülsenfrüchten, Tomaten, Äpfeln und Birnen, reduzierte das Risiko für Katarakte. Die Erklärung liegt in den enthaltenen Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen, die die empfindliche Linse vor oxidativem Stress schützen.

Praktische Strategien zur Prävention

Wer seine Augengesundheit langfristig schützen möchte, kann an mehreren Stellschrauben drehen:

  • Regelmäßig Sonne tanken, aber Überexposition vermeiden.
  • Vitamin-D-Spiegel prüfen und gegebenenfalls supplementieren.
  • Antioxidativ reich essen: viel frisches Obst und Gemüse, gesunde Fette und ausreichend Eiweiß.
  • Den Lebensstil optimieren: ausreichend Bewegung, weniger Bildschirmzeit, erholsamer Schlaf.
  • Regelmäßige augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen, insbesondere bei ersten Sehveränderungen.

Fazit: Klar sehen mit Vitamin D und gesundem Lebensstil

Die neuen Daten der UK Biobank machen deutlich: Vitamin D ist nicht nur für Knochen und Immunsystem wichtig, sondern auch für die Augen. Ein schwerer Mangel steigert das Risiko für Grauen Star signifikant – besonders in jungen Jahren, in denen Prävention den größten Unterschied macht.

Während Katarakt-Operationen heutzutage sicher und effektiv sind, sollte der Fokus stärker auf Vorbeugung liegen. Wer ausreichend Sonne tankt, gegebenenfalls supplementiert, sich antioxidantienreich ernährt und für Bewegung und Schlaf sorgt, investiert nicht nur in seine allgemeine Gesundheit, sondern auch in klare Sicht bis ins hohe Alter.

Die Botschaft lautet: Prävention beginnt nicht erst im Alter, sondern schon in jungen Jahren – und Vitamin D spielt dabei eine Schlüsselrolle.

Quellen

  • https://bjo.bmj.com/content/early/2025/08/18/bjo-2024-326716
  • https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40825660
  • https://medicaldialogues.in/amp/ophthalmology/news/vitamin-d-deficiency-increases-risk-of-cataracts-study-finds-153796
  • https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006295220305402?

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