Es ist mal wieder Zeit für einen "Nachdenk"-Post ;)
Eigentlich bin ich ja recht spät dran, denn die auslösende Debatte um Schleichwerbung auf Youtube und Blogs ist eigentlich schon wieder abgeebbt. Dass sie an mir mehr oder weniger vorbeigegangen ist, liegt wohl vor allem an dem Umstand, dass ich zwar liebend-gern Blogs lese, mir aber kaum Vlogs anschaue. Ausnahmen sind hier lediglich AllthingsJulchen und eben Blogger, die direkt auf ihrem Blog ein Video posten.
Anlass meines heutigen Beitrages sind allerdings 3 Dinge: zum einen wurde ich gefragt, ob ich an einer Befragung hinsichtlich von Kooperationen mit Blogs teilnehmen würde, zwei Anfragen, ob ich Produkte testen möchte und einem höchstvergnüglichen Beitrag von Sunnivah von "The Life in front of my eyes", die fragt: Verkaufe ich für 35€ meine Seele? im Juni.
Auch wenn der Kooperationspartner der Masterarbeit für die, der ich Rede und Antwort gestanden habe, sehr, sehr weit von Naturkosmetik entfernt ist ;), die Sozialwissenschaftlerin in mir, hat natürlich "ja" geschrien. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie furchtbar die Akquise von Datenmaterial sein kann (Rücklaufquoten und so^^). Das Interview hat, auch dank der Interviewerin, sehr viel Spaß gemacht und mich zum Nachdenken angeregt - und kam zum passenden Zeitpunkt; denn ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich tatsächlich mal dererlei Anfragen erhalte.
Fangen wir aber mal bei Null an. Objektiv macht jeder Blogger natürlich immer 'irgendwie' Werbung. Allein in diesem Beitrag habe ich nun schon auf einen Videokanal verwiesen und zwei Links zu anderen Bloggern geteilt. Jedes Mal, wenn ich ein Produkt knipse und einen Beitrag dazu verfasse, rückt es in den Fokus der Aufmerksamkeit. Als kleiner Einschub: einen interessanten Beitrag gibt's dazu auch auf Ich bin eine Insel - "von mir kein Boykott". Interessant finde ich hier vor allem den Absatz darüber, dass Coco von einer ehemaligen Abonnentin in eine Diskussion verwickelt wurde, ob sie denn nicht ein schlechtes Vorbild sei, wenn sie die Produkte einer bestimmten Marke in die Kamera halte. Darüber, dass das mit tierversuchsfreien Produkten leider immer noch nicht so einfach ist, wie's sein könnte (oder wünschenswert wäre), habe ich bereits geschrieben (*hier*). Da stellt sich mir nun die Frage: bin ich als Blogger tatsächlich ein Vorbild? Irgendwie klammere ich mich da immer aus; zum einen, weil die Mailbox keine 1000 Abonnenten hat, zum anderen, weil ich tatsächlich die Erwartung habe (und das mag durch das Thema Naturkosmetik bedingt sein); dass Ihr als Leser mündig seid ;). Beiträge sind immer subjektiv: ich schreibe über ein Produkt, das ich getestet hab oder ein Thema, das mich beschäftigt und lege meine Gedanken dazu dar. Sicherlich spielt da bis zu einem gewissen Grad auch Beeinflussung eine Rolle, aber ich werfe ja auch niemanden vor, dass er meine Meinung nicht teilt oder dass ein Produkt, das bei anderen gut funktioniert, es bei mir nicht tut. Ob Ihr meine Ansichten teilt, ist ganz einfach Euch überlassen ;).
Zurück zur Werbung. Solange ich ein Produkt also ganz freiwillig in die Kamera halte und dies unentgeltlich tue, handelt es sich per Definition nicht um Werbung. Rechtlich anders sieht es aus, wenn ich es tue und dafür Geld erhalte; beispielsweise in den Printmedien (die sich in den jeweiligen Landespressegesetzen finden):
Hat die Verlegerin oder der Verleger eines periodischen Druckwerks für eine Veröffentlichung ein Entgelt erhalten, gefordert oder sich versprechen lassen, so hat sie oder er diese Veröffentlichung deutlich mit dem Wort „Anzeige“ zu bezeichnen, soweit sie nicht schon durch Anordnung und Gestaltung allgemein als Anzeige zu erkennen ist.
Ähnliche Regelungen gibt es inzwischen auch für Websiten, Blogs & Social Media: die E-Commerce-Richtlinie 2000/31/EG der EU und im deutschen Recht: §6 des Telemediengesetzes (TMG) und § 58 des Rundfunktstaatsvertrages (RStV). Allen ist gemein, dass sie besagen, dass Werbung klar von anderen Angeboten getrennt und erkennbar sein muss. Juristisch könnte alles so einfach sein. Tja, wenn Werbung nicht immer dann am besten funktionieren würde, wenn sie als solche nicht erkennbar ist. Also hat man es sich zur Aufgabe gemacht, da nach anderen Wegen zu suchen: gerade in Beauty-Kreisen verteilt man dann eben kostenlose Produktproben oder lädt zu Events ein. Dabei fließt kein Geld, als Blogger fühlt man sich aber geschmeichelt und umsorgt und hegt natürlich eine positive Grundstimmung gegenüber einer Marke. Mitunter führt die Suche nach Schleichwegen auch zu sehr dubiosen Angeboten wie im Falle Sunnivahs: nämlich die Aussicht auf Geld für Beiträge, nur mit dem Harken, dass man eben nicht darauf verweisen darf, dass es sich hierbei um eben solche handelt. Und auch wenn es moralisch und gesetzlich verwerflich ist; es wird sicher genügend Blogger geben, die solche Angebote annehmen. Dass hat man ja schon in der Debatte vor ein paar Monaten um diese Problematik gesehen.So ganz verdenken kann ich es auch niemanden; wer möchte möchte sich nicht ein bisschen Taschengeld dazu verdienen, im besten Fall eben mit etwas das man ohnehin gern tut? Da sind solche Angebote natürlich verlockend. Dass das dann allerdings auch steuerrechtlich relevant wird, weil mein bisher privat-geführter Freizeit-Blog nun kommerziell wird, ist sicher nicht jedem bekannt.
Nun ist die Mailbox ebenfalls ein privater Blog; in meiner Freizeit schreibe ich meine Beiträge über Produkte, die ich mir selbst gekauft habe (oder ggf. vom Familien- und Freundeskreis geschenkt bekommen habe). Entsprechend investiere ich in den Blog (Zeit & Geld) und mir entstehen Oppurtunitätskosten. Wenn man dann auf anderen Blogs liest, dass diese Produkte "kosten- und bedingungslos" zur Verfügung gestellt bekommen haben, dann denkt man sich schon mal "ach, das wäre ja auch nett". Jetzt wo ich tatsächlich zwei Angebote erhalten habe,um dies tun können, frage ich mich allerdings schon: "möchte ich das eigentlich?" Von vornherein habe ich für mich ausgeschlossen, dass es jemals Werbebanner auf meinem Blog geben wird. Zum einen möchte ich mit der Mailbox unabhängig bleiben und kein Geld verdienen. Zum anderen finde ich diese Werbeeinblendungen selbst ziemlich nervig. Zumal ich es, wie es bei Ad Sense, der Fall wäre, die Werbung nicht mal unbedingt passig wäre. Vorstellbar wäre für mich inzwischen allerdings eine längerfristige Kooperation. Sprich eine Aktion, bei der Ihr als Leser einen Vorteil hättet, weil sie an ein Gewinnspiel oder eine Rabattaktion gekoppelt wäre. Auch von Anfragen hinsichtlich von Produkten nehme ich Abstand. Es sei denn sie sind für mich relevant; an Aubrey habe ich beispielsweise ganz zu Beginn geschrieben, weil ich die Shampoos gern testen wollte, mir aber unsicher war, welches das richtige für mich ist und ob meine Kopfhaut es vertragen würde. Kürzlich habe ich dann noch bei 100% Pure angefragt, ob ich Proben des Puders erhalten könnte (meine Unsicherheit hinsichtlich der Farbe ist ja nichts Neues ;)). Nennen könnte ich zudem noch die Hessnatur-Aktion, bei der es sich, zumindest lässt sich das philosophisch diskutieren, auch irgendwie um Werbung handelt. Im Grund aber Produkte, die für mich relevant sind und nicht "ich möchte Ihre Produkte testen, weil ich einen Blog habe". Klar, ich komme nicht ganz umhin mich geschmeichelt zu fühlen, dass eine durchaus größere Marke mir die Gelegenheit bietet, mir etwas aus dem Sortiment aussuchen zu dürfen. Und sich dort tatsächlich jemand meinen Blog angesehen hat und mich persönlich anschreibt. Nur, kann ich wirklich sicher sein, dass ich aufgrund dieses Umstandes nicht doch beeinflusst würde?Deshalb meine Frage(n) an Euch:
- Ist es für Euch in Ordnung, wenn Blogger Produkte kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen und darüber berichten? Können solche Berichte glaubhaft sein? Lest Ihr solche Posts überhaupt? Ist das abhängig vom Thema des Blogs?
- Wie sieht es mit der Kennzeichnung aus? Genügt ein kleines Sternchen und die Bemerkung am Ende des Posts, dass dieses Produkt zur Verfügung gestellt wurde?
- Unterschied zwischen Blogs & Vlogs: welches Medium bevorzugt Ihr?