Liebe Leser/Innen und Freunde, einige von euch werden sich an diese ziemlich interessante Meditationspraxis erinnern, die uns kürzlich von “Freund FLO” in Form einer kleinen Datei präsentiert wurde. Einige unter euch mögen sie auch ausgeführt haben, die Mehrheit allerdings hat dieses “Präsent” vermutlich gar nicht mitbekommen, oder haben es überlesen, da die Kommunikation darüber, in den Kommentaren ablief. DAS finde ich ausgesprochen schade, besonders für diejenigen unter uns, welche stets Ausschau nach geeigneten Transformationswerkzeugen halten, wäre diese Meditation ein ziemlicher Gewinn. Es ist aber KEINE typisch geführte Meditation, sondern eine überaus alte Technik, die tatsächlich seit der Zeit Buddhas, bis zum heutigen Tage, durch eine ununterbrochene Kette von Lehrern weitervermittelt wird und mit der unglaubliche Resultate erzielt werden und weiterhin wird – veränderten Energiefluß inklusive.
“Vipassana”, so ihr Name, welcher "die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind" bedeutet, ist eine Atemtechnik, die dazu auch noch recht einfach zu handhaben ist. Ich bin davon sehr beeindruckt und möchte über diesen Beitrag die Leser/innen dazu anregen, diese Erfahrung selbst zu machen, um sich von ihrem immensen Wert zu überzeugen. Das lösen von alten Blockaden, auflösen von Traumata und verdrängter Erlebnisse und/oder quälender Erinnerungen, die oftmals tief im Unterbewusstsein verwurzelt sind, ist durch diese einfache Praxis möglich. Darüberhinaus habe ich einige Recherchen diesbezüglich durchgeführt, dabei bin ich in meiner Auffassung nachdrücklich bestätigt worden.
Möge das Beispiel im folgenden Beitrag eine klare Sprache sprechen und den einen oder anderen dazu bringen, es selbst zu versuchen. Es gibt viele Methoden und Möglichkeiten zur Befreiung des eigenen Geistes, nicht alle sind so Erfolgreich und ganz sicher nicht so einfach – selbst Hirnforscher der Neurobiologie sind beeindruckt.
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Freiheit hinter Gittern: Vipassana im Gefängnis
Einführung
Im April 1994 wurde auf dem Gelände des Tihar-Gefängnisses in der indischen Hauptstadt Neu Delhi ein zehntägiger Vipassana-Kurs für mehr als tausend Gefängnisinsassen abgehalten. Der Kurs wurde von Herrn und Frau [S.N.] Goenka gemeinsam mit 13 Assistenz-Lehrern geleitet. Es war der größte Vipassana-Kurs, der in der Neuzeit innerhalb oder außerhalb eines Gefängnisses durchgeführt wurde.
Mit seinen etwa 9.000 Insassen ist Tihar eines der größten Gefängnisse Indiens. Das Gelände umfasst mehrere hundert Morgen Land in einem Distrikt etwas außerhalb von Neu Delhi. Aufgrund der Schwierigkeiten, die mit der Verwaltung einer so hohen Population verbunden sind, wurde Tihar in vier verschiedene Haftanstalten unterteilt. An dem Kurs im April nahmen Insassen aller vier Anstalten teil.
Der Kurs war der Höhepunkt einer Reihe von Ereignissen, die vor etwa 20 Jahren ihren Anfang nahmen. Die ersten Vipassana-Kurse in einem indischen Gefängnis fanden, geleitet von Herrn S.N. Goenka, 1975 und 1977 im Zentralgefängnis von Jaipur auf Einladung von Mr. Ram Singh statt, dem damaligen Innenminister des indischen Bundesstaates Rajasthan. Ram Singh, selbst ein enthusiastischer Vipassana-Meditierer, war sehr daran interessiert herauszufinden, ob die Technik bei der Lösung von Problemen in Gesellschaft und Regierung genauso effektiv und hilfreich sein könnte wie bei der Bewältigung persönlicher Probleme.
Die Resultate dieser zwei Kurse sowie eines Kurses für Polizeibeamte an der Polizeiakademie in Jaipur waren zwar sehr ermutigend, das Vipassana-Programm in den Gefängnissen konnte jedoch nach einem Regierungswechsel und der Versetzung einiger wichtiger Regierungsmitglieder zunächst nicht weitergeführt werden. Ram Singh nahm später seinen Abschied von der Regierung und wurde einer der ersten Assistenzlehrer Goenkajis. Als er seine Enttäuschung darüber zum Ausdruck brachte, daß die Vipassana-Kurse in den Gefängnissen nicht weitergeführt wurden, antwortete S.N.Goenka: "Mach’ dir keine Sorgen. Die Samen von Vipassana sind gesät worden. Die Zeit wird wieder kommen."
Nach nahezu 15 Jahren kam die Zeit für Kurse in den Strafanstalten tatsächlich wieder. Es begann mit einem Kurs von Assistenzlehrern im Zentralgefängnis von Jaipur, der 1990 durchgeführt werden konnte. Ab 1991 kamen weitere sechs Gefängniskurse im Zentralgefängnis von Baroda im indischen Bundesstaat Gujarat hinzu. Die Kurse waren Gegenstand mehrerer soziologischer Studien, die belegten, daß Vipassana merklich positive Auswirkungen auf das Verhalten und die innere Einstellung der Gefängnisinsassen hat. So wird, wenn Gefangene Vipassana praktizieren, das bei ihnen sehr verbreitete Gefühl, sich rächen zu wollen, bedeutend reduziert oder gänzlich aufgelöst. Die Beziehungen zwischen den Gefangenen und dem Gefängnispersonal werden wesentlich harmonischer, und die Bereitschaft zur Selbstdisziplin erhöht sich sehr auffällig, was wiederum die Notwendigkeit aggressiver Überwachung und Bestrafung von Seiten der Gefängnisverwaltung immer unnötiger macht.
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Wie Vipassana nach Tihar kam
Einen Kurs für eintausend Personen zu organisieren, war sicher ein ehrgeiziges Unterfangen. Es war das Resultat einer einmaligen Zusammenarbeit verschiedener Menschen, die sich in besonderem Maße um die Verbesserung der Lebenssituation, einiger der bedauernswertesten Mitglieder der Gesellschaft bemühten. Im Juli 1993 erhielt Ram Singh einen Brief von seinem früheren Regierungskollegen, Mr. M.L. Mehta, dem zweiten Sekretär im Innenministerium der indischen Regierung. Er fragte, ob ein Vipassana-Kurs im Zentralgefängnis Tihar organisiert werden könne. Dieser Einladung durch die indische Regierung wurde entscheidender Nachdruck verliehen durch die begeisterte Unterstützung der Generalinspektorin (Inspektor General, im folgenden IG) für die Gefängnisse in Neu Delhi, Frau Dr. Kiran Bedi.
Frau Bedi ist eine bemerkenswerte Sozialreformerin, die in Indien aufgrund ihrer 21jährigen Karriere als Polizeibeamtin bekannt geworden ist. Die heute 44jährige war 1972 die erste Frau, die in den indischen Polizeidienst berufen wurde. Sie ist bekannt für ihren Mut, ihre unermüdliche Energie und die tiefe Hingabe, mit der sie versucht, leidenden Menschen zu helfen. Während des Kurses im April sagte Goenkaji öffentlich, er möchte sie "Karuna" Bedi nennen – wegen ihres tiefen Mitgefühls.
Frau Bedi wurde im Mai 1993 zur Generalinspektorin ernannt. Die damalige Situation im Tihar-Gefängnis, wie sie vom Direktor des Gefängnisses Nr. 2, Herrn Tarsem Kumar, beschrieben wurde, war sehr bedrückend:
"Zusätzlich zu den akuten Problemen der Überbelegung, ungenügender sanitärer Einrichtungen, des unzureichenden Raums zum Atmen etc. war das Gefängnispersonal unter den alten Bestimmungen dahingehend trainiert worden, die Gefangenen zu tyrannisieren, zu demütigen, zu isolieren und zu bestrafen. Das Personal glaubte, daß diese aggressive und demütigende Umgehensweise bei den Gefängnisinsassen einen solch hohen Leidensdruck erzeugen würde, daß sie nach der Entlassung aus der Haft, aus lauter Angst noch einmal in diese Hölle geschickt zu werden, keine strafbare Handlung mehr begehen würden.
Aber dieses Modell der Abschreckung war falsch. Viele ehemalige Gefängnisinsassen kamen zurück, und einige, die vorher nur wegen geringfügiger Delikte inhaftiert worden waren, verlegten sich nach ihrer Entlassung auf schwerwiegendere kriminelle Handlungen, hatten sie doch in Tihar gelernt, wie man ein erfolgreicherer und größerer Krimineller werden kann. Eines der Mitglieder der indischen Planungskommission bemerkte daher zutreffend, daß sich die Gefangenen in Tihar ihren Doktortitel in Kriminalität holen würden. Tihar war eine Brutstätte für Kriminelle, kein Ort, aus dem geläuterte, resozialisierte Mitbürger hervorgehen konnten."
Vom ersten Tag ihres Amtsantrittes an erklärte Frau Bedi, daß sie das Tihar-Gefängnis innerhalb von sechs Monaten in einen Ashram, einen Ort der geistigen Einkehr, verwandeln wolle. Sie begann sofort mit einer Reihe von weitreichenden, sehr effektiven und bemerkenswert innovativen Reformmaßnahmen, die rasch in einer bedeutenden Verbesserung der Atmosphäre in Tihar resultierten. Frau Bedis beispielhafte Führung und ihre wegbereitenden Reformen sind motiviert von der starken Überzeugung, daß Gefängnisse Institutionen der Rehabilitation sein sollten und nicht der Strafe.
Der leitende Direktor, Superintendant Kumar, drückte es so aus:
"Sie wollte allen das Gefühl geben, daß das Gefängnis nicht von der Gesellschaft abgelehnt wird, sondern ein Teil der Gesellschaft ist, und daß jeder, der bereit sei, sich zu ändern, von der Gesellschaft mit offenen Armen empfangen werde. Sie sagte uns: ‘Es besteht nur ein sehr geringer Unterschied zwischen den Inhaftierten und uns – es ist nur ein ganz dünner Faden. Sie haben die Balance ihres Geistes verloren. Wir haben auch oft unsere Beherrschung verloren, aber wir haben das Glück, nicht in diesem Gefängnis festgehalten zu werden. Ich glaube, daß jeder, wenn er die Chance dazu bekommt, versuchen wird, sich zu ändern, und ich will ihnen diese Chance geben … Wir müssen Vertrauen und Zuversicht säen, anstatt Misstrauen … Wenn es uns bei unseren Bemühungen, ihnen dabei zu helfen, sich zu ändern, gelingt, Verständnis und Mitgefühl einzusetzen, wird sich die Rückfallquote dramatisch verringern, und die Gesellschaft wird der Nutznießer dieser Entwicklung sein."
Eines Tages während der ersten Wochen ihres neuen Amtes war Frau Bedi mit einem der ihr assistierenden Direktoren bei einem Gefängnisrundgang. Angesichts des Leides, das sie überall sah, sagte sie laut: "Wie können wir eine Lösung für die emotionalen Probleme dieser Gefangenen finden?" Ihr Gefängniskollege erwiderte: "Madam, warum versuchen Sie es nicht mit Vipassana? Es hat mir geholfen, meinen Zorn zu verringern." Etwa zur gleichen Zeit – ein scheinbar zufälliges Zusammentreffen – wurde ihr von Herrn M.L. Mehta aus dem Innenministerium ebenfalls Vipassana empfohlen. Frau Bedi begann zu recherchieren und kontaktierte hierzu Ram Singh in Jaipur. Er riet ihr, als ersten Schritt, um Vipassana in Tihar einzuführen, zunächst einige Gefängnisbeamte zu einem Kurs zu schicken.
Frau Bedi schickte daraufhin ganz bewusst einige der ungehaltensten und hasserfülltesten Mitglieder ihres Gefängnispersonals zur Teilnahme an einem Vipassana-Kurs. Diese Beamten galten als autoritär und leicht aufbrausend und fühlten sich über jede Kritik erhaben. Als sie jedoch von ihrem 10-Tage-Kurs zurückkehrten, war ihr Verhalten merklich freundlicher und kooperativer, wie von ihren Kollegen und von Gefängnisinsassen gleichermaßen bestätigt wurde. Dieses Ergebnis gab Frau Bedi und den anderen Mitgliedern der Gefängnisverwaltung wachsendes Vertrauen in Vipassana-Meditation als einer effektiven Methode der Läuterung und Wandlung.
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Die ersten Kurse im Tihar-Gefängnis
Der erste Kurs in Tihar wurde Ende November 1993 im Gefängnis Nr. 2 abgehalten, in welchem der harte Kern der Tihar-Insassen lebt: die zehn Prozent, die rechtskräftig für Verbrechen verurteilt worden sind. Der Kurs wurde von Ram Singh und zwei weiteren Assistenzlehrern geleitet. Sechsundneunzig Gefangene und dreiundzwanzig Gefängnisbeamte nahmen daran teil. Am letzten Tag des Kurses verliehen viele Gefangene über ein offenes Mikrophon spontan ihrer Freude darüber Ausdruck, unter diesen ungewöhnlichen und widrigen Bedingungen eine Technik der Selbstbefreiung gefunden zu haben. Etliche sagten, sie wären durch die Vipassana-Praxis zur Einsicht gekommen, daß sie für ihre Taten selbst verantwortlich sind. Sie berichteten, daß sie keine Rachegefühle mehr hegten, sondern im Gegenteil denjenigen, die sie nach Tihar geschickt hatten, dankbar wären, weil sie auf diese Weise in Kontakt mit Vipassana gekommen waren.
Die Gefangenen meinten scherzhaft zu Ram Singh, daß sie ihn nicht aus dem Gefängnis lassen wollten, ehe er nicht versprochen hätte, bald mehr Kurse abzuhalten. Ram Singh stand ein wenig ratlos da, weil er es nicht für möglich hielt, so schnell Folgetermine für weitere Kurse versprechen zu können. Nachdem er jedoch mit Goenkaji Rücksprache gehalten hatte, wurden in Windeseile Absprachen mit sechs Assistenzlehrern getroffen, die sich bereiterklärten, am Neujahrstag 1994 nach Tihar zu kommen, um gleichzeitig in drei Gefängnissen vier Kurse parallel zueinander zu halten.
An diesen Januarkursen nahmen insgesamt 300 Gefangene teil. Als dies bekannt wurde, wurde die Nachricht vom nationalen Rundfunk im ganzen Land verbreitet und erschien in allen großen Zeitungen Indiens. Auch die internationale Presse brachte Berichte über dieses Ereignis. Frau Bedi sagte öffentlich, daß sie lange nach einer Methode gesucht hätte, die eine Wandlung der Gefangenen erreichen könnte, und daß sie sie nun in der Vipassana-Meditation gefunden habe.
Unter vier Augen teilte Frau Bedi Ram Singh mit, daß sie sich wünsche, daß alle Gefängnisinsassen die Wohltaten der Meditationspraxis erfahren sollten, daß dies bei dem bisherigen Tempo aber Jahre in Anspruch nehmen würde. Sie schlug vor, einen großen Kurs für eintausend Gefangene abzuhalten. Dabei fiel Ram Singh eine Vorhersage ein, die S.N. Goenkas Lehrer in Burma, Sayagyi U Ba Khin, einst gemacht hatte. Als Goenkaji 1969 zum ersten Mal als Vipassana-Lehrer nach Indien kam, waren seine Kurse sehr klein. An seinem ersten Kurs nahmen vierzehn Leute teil.
Aber schon nach einem Jahr hatte sich die Kunde von Vipassana verbreitet, und immer mehr Leute fragten nach Kursen; die Anzahl derer, die an einem Vipassana-Kurs teilnehmen wollten, wuchs unaufhaltsam. Als Sayagyi U Ba Khin erfuhr, daß Goenkaji einen Kurs mit einhundert Teilnehmern gehalten hatte (was in der damaligen Zeit eine überraschend große Zahl war), erklärte er: "Eines Tages wird Goenka eintausend Menschen unterweisen!" Als Ram Singh sich an diese Vorhersage erinnerte, dachte er bei sich, daß sie sich vielleicht im Tihar-Gefängnis erfüllen könnte.
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Der Kurs für eintausend Gefangene
Frau Bedi machte sich also daran, einen Ort auszuwählen, an dem Unterkünfte für mehr als tausend Gefängnisinsassen, für Mr. und Mrs. Goenka und für eine große Gruppe Assistenzlehrer bereitgestellt werden konnten. Für die täglichen Gruppensitzungen und die abendlichen Diskurse wurde zudem eine sehr große Halle benötigt. Im Gefängnis Nr. 4 waren zwei neue Gebäude kurz vor der Fertigstellung, und dort gab es auch mehrere Wohntrakte für Gefangene in einem kompakten, übersichtlichen Bereich. Dieses Gelände wurde für den kommenden großen Kurs ausgewählt.
Die "Abteilung für öffentliche Arbeiten" der Regierung trieb die Fertigstellung der Gebäude, auch mit Einsatz gelernter Gefängnisinsassen, eilig voran. Beseelt von dem produktiven und kooperativen Geist, der jetzt im Gefängnis herrschte, gruben die Gefangenen Gräben, verlegten Rohre, jäteten und planierten eine großes Gelände und halfen mit, ein riesiges Shamiana – ein großes, offenes Zelt – zu errichten. Mehr als tausend Gefangene ohne bewaffnete Wachen in einem Zelt zusammenzubringen, stellte ein großes Sicherheitsrisiko, eine riesige Aufgabe dar.
Am Abend des 4. April versammelten sich 1003 männliche Kursteilnehmer in dem riesigen Zelt im Gefängnis Nr. 4, um die ersten Anweisungen von Goenkaji zu erhalten. Zur gleichen Zeit begann der erste Vipassana-Kurs für weibliche Gefangene im Gefängnis Nr. 1, der von 49 Insassen besucht und von zwei Assistenzlehrerinnen geleitet wurde. Dreizehn Assistenzlehrer, jeder mit 75 bis 100 Schülern, halfen, den Männerkurs durchzuführen. Sie wurden von einigen erfahrenen Kursmanagern von außerhalb der Strafanstalt und von ca. 60 einsitzenden "alten Schülern" aus dem Gefängnis, die zum ersten Mal als Dhamma-Helfer in einem Kurs dienten, unterstützt.
Neunzig Prozent der Insassen von Tihar sind Untersuchungsgefangene, die noch auf den Ausgang ihrer Verfahren warten; die anderen zehn Prozent sind rechtskräftig Verurteilte. Die Mehrheit der Kursteilnehmer im April waren Untersuchungshäftlinge. Sie waren für Verbrechen und Vergehen angeklagt, die von Drogenhandel und Raub über Vergewaltigung bis hin zu terroristischen Straftaten und Mord reichten. Sie hatten die unterschiedlichsten religiösen Bekenntnisse; es waren Hindus, Moslems, Sikhs, Christen und Buddhisten darunter. Mehr als ein Drittel waren Analphabeten.
Es nahmen auch zwanzig ausländische Gefängnisinsassen am Männerkurs teil; beim Frauenkurs waren es acht. Sie kamen aus vielen Ländern, darunter Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Sri Lanka, Afghanistan, Südafrika, Nigeria, Somalia, Tansania, Senegal, Kanada und Australien.
In den frühen Morgenstunden des ersten Kurstages erhob sich plötzlich ein schwerer Sturm, was für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich war. Regen und schwere Böen brachten das Dach und die Wände des Zeltes zum Einsturz. Alle Teppiche und Meditationskissen waren völlig durchnässt. Eine Krisensitzung der Assistenzlehrer wurde für halb vier Uhr morgens einberufen, um einen Weg zu finden, den Kurs vor dem völligen Scheitern zu retten: Die Halle sah aus wie ein Schlachtfeld, es war ein einziges Chaos, und immer noch blies ein starker Sturm. Als Goenkaji und Mrs. Goenka kamen, um die Lage zu begutachten, gaben sie den Rat, das Kursprogramm fortzusetzen, alles würde bald wieder in Ordnung gebracht sein.
Mr. Meena, der leitende Gefängnisdirektor, erschien und ließ eine normalerweise nur für Notfälle und dringende Mitteilungen an die Gefangenen vorgesehene Lautsprecheranlage installieren, um die Anweisungen und das Chanting in die Zellentrakte zu übertragen, wo sich auch alle Assistenzlehrer hinbegaben, um mit den Gefangenen zu meditieren und sie anzuleiten. Nach dem Frühstück begann das Wetter aufzuklaren, und eine umfassende Rettungsaktion wurde in Angriff genommen.
Eine große Gruppe von Gefangenen, die nicht am Kurs teilnahmen, machte sich an die entmutigende Aufgabe, die "Halle" wieder herzurichten. Sie brachten mehr als 1000 Kissen ins Freie, um sie in der Sonne zu trocknen, flickten zahlreiche zerrissene Zeltbahnen und nähten sie wieder zusammen, installierten Decken-Ventilatoren wieder an den dafür vorgesehen Stellen, brachten elektrische Leitungen wieder an und legten große Wasserlachen trocken. Um sieben Uhr abends war das Zelt wieder so weit hergerichtet, daß sich alle Schüler zu Goenkajis erstem Abendvortrag versammeln konnten. Das erste große Hindernis war erfolgreich gemeistert worden!
Es tauchten noch viele weitere Probleme für die Organisatoren auf angesichts eines Kurses für derart viele Menschen, die unter diesen höchst einfachen Bedingungen so dicht zusammengedrängt leben mussten. Trotz aller Widrigkeiten ging der Kurs ruhig und reibungslos weiter, und am letzten Tag war es allen klar, daß etwas Einzigartiges erreicht worden war. Mehr als zehn Prozent der Gefangenen dieser Strafanstalt hatten soeben einen Vipassana-Kurs absolviert, darunter viele, die unter anderen Umständen wohl nie mit der Lehre in Berührung gekommen wären.
Dies war der größte Kurs, den Goenkaji in fast einem Vierteljahrhundert als Vipassana-Lehrer geleitet hatte. Jeden Abend hatte er einen Vortrag in Hindi gehalten und dreißig bis fünfundvierzig Minuten lang die Fragen der Schüler beantwortet. Die abendlichen Lehrvorträge wurden für Zee TV, einen pan-asiatischen Kabelkanal, für eine spätere Fernsehübertragung auf Video aufgezeichnet
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Das erste permanente Vipassana Zentrum in einem Gefängnis
Der Kurs machte den Weg frei für das erste ständige Vipassana-Zentrum in einem Gefängnis. Nach der Abschluss Meditation am 15. April blieb die ganze Versammlung von 1100 Menschen – Schüler, Gefängnisbeamte und Gäste – beisammen, um der Einweihung des neuen Zentrums im Gefängnis Nr. 4 beizuwohnen, das von Goenkaji den Namen "Dhamma Tihar" erhielt. Bereits drei Wochen später begann das Zentrum mit seinem regulären Kursprogramm, das monatlich zwei 10-Tage-Kurse für Schüler aus allen vier Gefängnissen vorsieht.