Vietnam kompakt – der Süden

1650 Kilometer von Norden nach Süden, aber an der schmalsten Stelle nur 50 Kilometer von Osten nach Westen – das sind die Ausdehnungen von Vietnam. Wer das ganze Land bereisen will, sollte also Zeit mitbringen. Wir haben nur zwei Wochen und entscheiden uns, die Mitte und den Süden zu erkunden. Unsere Tour: Saigon (Ho-Chi-Minh-City), Huè und Hoi An und anschließend Strandurlaub auf Phu Quoc.

Los geht es nach einem wirklich langen Flug (Düsseldorf – Singapur (nonstop) – Saigon) in Saigon. Nach früheren Aufenthalten in Singapur, Kuala Lumpur und Bangkok sind meine Erwartungen an die 8 Millionen Metropole gering. Ich stelle mich auf Verkehrschaos, Schnellstraßen und anonyme Hochhäuser ein – und bin überrascht. Überall gibt es Relikte der französischen Kolonialarchitektur und die Straßen sind fußgängerfreundlich. Nur die Massen an Mopeds, die ständig hupend an einem vorbeiziehen, erfordern starke Nerven – jedenfalls bei der Überquerung von Straßen. Beim ersten Mal hängen wir uns einfach an eine Gruppe Locals dran und lernen: einfach gehen, im konstanten Tempo und mit Blick auf den Verkehr. Und bitte bloß nicht hektisch ausweichen oder losrennen.

Vietnam kompakt – der Süden

Saigon in anderthalb Tagen

Nach der Kurzeinführung in „Straßenüberquerung auf Vietnamesisch“ lassen wir uns am ersten Abend einfach treiben, erkunden den bunten Ben-Tanh-Markt, essen eine köstliche Pho und entspannen abschließend bei einer Foot Massage (90 Minuten = ca. 15 Euro). Am nächsten Morgen machen wir uns zu Fuß auf zum War Remnants Museum. Die berührende Fotoausstellung zeigt die Geschichte des Vietnam-Kriegs – vom Auslöser bis zu den schrecklichen Folgen der eingesetzten Chemie-Waffen (Eintritt: 15.000 Dong, tägliche Öffnungszeiten 7:30 – 12 und 13:30 – 17 Uhr). Im Hof stehen steht zudem Kriegsgerät der Amerikaner und es gibt eine Ausstellung zu den Gefangenenlagern in Vietnam. Die gesamte Ausstellung ist zwar sehr aus Sicht der kommunistischen Regierung – nichts desto trotz geht sie unter die Haut und ist stellenweise sehr beklemmend.

Danach spazieren wir am Wiedervereinigungs-Palast vorbei und stoppen kurz in der klimatisierten Shopping Mall Diamond Plaza, um der Mittagshitze etwas zu entgehen. Anschließend geht es weiter an der neoromanischen Kathedrale vorbei und der Hauptpost, die von Gustave Eiffel entworfen wurde. In ungefähr jedem zweiten Kaffeehaus kehren wir ein und trinken einen ca phe sua da, einem Espresso auf Eis mit gesüßter Kondensmilch. Köstlich! In der Ton That Dam, einer wuseligen Marktsstraße zu Füßen des Bitexco Towers probieren wir uns mutig durch das angebotene Streetfood. Die Kommunikation erfolgt mit Händen und Füßen, weil nur wenige Vietnamesen Englisch sprechen. Also freundlich lächeln, mit dem Finger auf irgendwas Essbares zeigen und genießen. Den Sundowner nehmen wir in der Zuma Roof Top Bar, auf dem Dach des Della Boutique Hotels und mit direktem Blick auf den Bitexco Tower.

Mittendrin: Hué und Zentralvietnam

Nächste Station ist Phu Loc, circa 45 Kilometer südlich von Hué. Unser Hotel, das Vedana Lagoon (mehr dazu unten unter „Wohin zum Schlafen?“), liegt an einer malerischen Lagune und bietet einen täglichen Shuttle nach Hué. Weitere Sehenswürdigkeiten wie die Elephant Springs, der Haivan Pass, die Marble Mountains und Hoi An sind mit dem Auto gut erreichbar. Man kann entweder in Hué eine Tour (z. B. mit Stop & Go Tours) oder im Hotel einen lokalen Taxifahrer buchen. Das ist etwas günstiger, allerdings muss man die Route vorher genau mit der Person an der Rezeption besprechen, damit diese dem Fahrer sagen kann, wo es hingeht. Die meisten Fahrer können nämlich kein Englisch.

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In Hué schauen wir uns die alte Palastanlage an, lassen uns einfach durch die Straßen rund um den Palast treiben, essen hervorragendes Streetfood und bummeln durchs Backpacker-Viertel rund um die Tran Cao Van. Am nächsten Tag zieht es uns in die Berge: Die Elephant Springs sind (mehr oder weniger) natürliche Pools in einem Gebirgsfluss. Das Wasser ist sehr erfrischend (in der Hauptsaison kann es aber voll werden) und auf dem Weg kommt man an einer hübschen Tempelanlage vorbei. Die Marble Mountains sind fünf Marmor- und Kalksteinerhebungen zwischen Da Nang und Hoi An. Früher wurde hier Marmor abgebaut, heute kann man die Berge treppauf und treppab erkunden und zahlreiche kleine Tempel in den Höhlen besichtigen. Bei der Hitze ganz schön anstrengend, aber lohnenswert. Allerdings ist der Ort rund um die Berge sehr touristisch. Hoi An ist vor allem zur Dämmerung stimmungsvoll, wenn entlang des Flusses die Laternen angehen. Der Ort ist aber auch ziemlich geschäftig und touristisch, aber trotzdem hübsch anzuschauen. Meiden sollte man hingegen Da Nang. Vor allem die Hotelmeile ist gesichtslos und voller Großbaustellen.

Badeurlaub auf Phu Quoc

An Phu Quoc scheiden sich ein wenig die Geister. Die einen finden die Insel das perfekte Badeparadies, die anderen bemängeln den Ausverkauf der Insel. Und beide Seiten haben Recht. Strände wie der Sao Beach im Süden sind wirklich wunderschön: schneeweißer Strand und türkisblaues Wasser. Aber ein Geheimtipp ist er leider nicht mehr. Neben ein paar Beach Bars, siedeln sich auch immer mehr Hotels dort an. Und gerade am Wochenende wird’s recht voll. Auch im Nordosten und -westen der Insel gibt es schöne Strände, die sogar noch recht ursprünglich und leer sind. Ein großes Problem allerdings – wie auf der ganzen Insel – ist der Müll. Überall auf der Insel wird gebaut und der Bauschutt einfach in die Landschaft gekippt. Und auch im Meer schwimmt viel Müll, der natürlich irgendwann am Strand landet. Hotels wie das Bamboo Cottages (siehe „Wohin zum Schlafen“) bemühen sich zwar, reinigen den Strand jeden Tag und melden illegale Müllkippen, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Vietnam kompakt – der Süden

Von daher: ja, man kann auf Phu Quoc schönen Badeurlaub machen und die Insel auf eigene Faust mit dem Moped erkunden, aber man muss hässliche Baustellen und verdreckte Ecken in Kauf nehmen. Mich erwischt zudem eine Magengeschichte, so dass ich die Tage vorm Rückflug vor allem in der Hängematte am Strand schaukelnd verbringe …

Mein Fazit

Wer zum Schnorcheln oder Tauchen auf die Insel kommt, meidet am besten die großen Touranbieter in Duong Dong wie Red River Tours. Die sind zwar günstig, aber die Touren nach 08/15-Schema. Lieber echte Tauch-Veranstalter wie Flipper Diving Club oder Rainbow Divers nehmen. Man spart sich Touri-Nepp wie die Pearl Farm und stoppt an guten Dive-Spots.

Wohin zum schlafen?

In Saigon

Das Nguyen Shack ist eher ein komfortabler Homestay. In dem sechsstöckigen schmalen Wohnhaus hat man die Wahl zwischen Hostelstandard und Zimmern mit eigenem Bad. Alle sind zweckmäßig aber gemütlich mit Bambusmöbeln eingerichtet und picobello sauber. Das Hotel liegt fußläufig zum Ben-Tanh-Markt. Ein gutes Frühstück ist inklusive und vorbildlich ist die Info-Mappe, die in jedem Zimmer liegt. Die Inhaber haben sich die Mühe gemacht, die wirklich besten Tipps für Sehenswürdigkeiten und Restaurants in der Stadt zusammenzufassen. Das spart jeden Reiseführer!

Mein Tipp: Die Inhaber betreiben auch Homestays im Saigoner Umland (Mekong-Delta) und bieten entsprechende Touren an. Außerdem fördern sie soziale Hilfsprojekte.

In der Region Hué

Zur Erkundung der Region um Hué haben wir uns das 5-Sterne Resort Vedana Lagoon ausgesucht. Es liegt ruhig an der größten Binnen-Lagune Südostasiens und bietet neben einem fantastischen Pool auch ein großartiges Spa (tolle traditionelle Signature-Treatments!) und Aktivitäten wie Yoga, Kochkurse (inklusive Besuch des lokalen Markts) und Radfahren an. Alle Zimmer und Bungalows haben Blick auf die Lagune und sind elegant eingerichtet. Ein weiteres Plus: der tägliche Gratis-Shuttle nach Hué und zum Canh Duong Strand. Der Service ist ebenfalls vom Feinsten: Vor allem das Team an der Rezeption – allen voran Cam, die Assistentin des General Managers – spricht sehr gut Englisch und hilft bei allen Fragen gerne weiter.

Übrigens: Sowohl die Yogakurse (angenehmes Level) als auch die Räder sind für alle Gäste kostenfrei. Mit dem Rad kann man prima entlang der Lagune radeln, die authentischen Fischerdörfer rundherum besuchen und lokale Spezialitäten probieren. Die Kommunikation erfolgt mit Händen und Füßen, da die Bewohner in der Regel kein Englisch sprechen.

Auf Phu Quoc

Wer unbedingt in Duong Dong wohnen will, sollte das Orange Resort in Betracht ziehen. Vor allem die Beach Bungalows direkt am Strand sind nett. Zwar ohne Finesse, aber sauber und der Strand ist top gepflegt. Das Frühstück ist eher na ja… Deutlich charmanter sind die Bamboo Cottages ist Nordwesten der Insel. Das Hotel wird komplett mit Solarenergie versorgt (deshalb gibt es nicht 24h Strom) und hat eine tolle familiäre Atmosphäre. Es gibt eine Reihe von Social Events wie Happy Hour oder BBQ-Night, bei denen man auf angenehme Art und Weise mit anderen Gästen ins Plaudern kommen kann. Außerdem kann man gratis Räder und Kanus ausleihen. Mopeds vermieten die Angestellten zu einem fairen Tarif. Ein bisschen enttäuscht waren wir jedoch von den täglichen Yogakursen (je 1 h morgens und abends), die ziemlich ideenlos waren.

Unterwegs in Vietnam – Tipps & Tricks

Taxi

Vom Flughafen Saigon in die Innenstadt zahlt man ca. 90.000 Dong (3,65 Euro). Anbieter wie Mai Linh (grün) oder Vinasun (weiß) berechnen mit Taxameter. Auf dem Land hilft es, die Hoteladresse auch auf Vietnamesisch ausgedruckt dabei zu haben, da viele Fahrer kein Englisch sprechen.

Fürs Mieten von Mopeds (ohne Fahrer)

haben wir im Schnitt 100.000 – 150.000 Dong pro Tag bezahlt. Eine Tankfüllung kostet ca. 50.000 Dong (2 Euro). Außerhalb der Großstädte geht das Fahren eigentlich ganz gut. Man darf sich nur vom Gehupe nicht irritieren lassen. Das heißt nicht „Achtung, Gefahr“, sondern einfach nur „Hallo, hier bin ich.“

Handeln

Außer beim Essen (das wäre unhöflich) oder im Supermarkt darf/sollte man immer handeln. Kommt uns zwar bei den sowieso schon niedrigen Preisen doof vor, ist aber tatsächlich Usus. Sowohl bei Ausflügen also auch beim Shoppen lassen sich in der Regel 30 – 50 Prozent raushandeln.

Vietnam-Knigge

Man sollte niemals Stäbchen in V-Form auf den Teller legen oder die in einer Schüssel Reis oder Suppen aufrecht stehen lassen – das erinnert an Räucherstäbchen, die man zu Ehren von Toten anzündet. Bringt angeblich Unglück. Und im Tempel niemals Buddha die Fußsohlen zeigen. Im Tempel also im Schneidersitz oder Hocke sitzen, aber nicht Füße Richtung Buddha ausstrecken.


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