Nachdem wir die Zeugenaussagen aller Beteiligten protokolliert, Einzel- und Gruppengespräche geführt, uns als Eltern kurzgeschlossen haben und uns auch der Vorgeschichte gewidmet haben, haben wir den Streithähnen vier Wochen Mediensperre verhängt.
„Betrifft das auch die Medienzeit am Samstag?“, erkundigten sie sich. Wir nickten ernst. „Die Switch ist aber kein Medium, oder?“ Die Eltern schauten immer noch ernst. „Aber das Handy???“
„Vier Wochen ist Folter“, argumentierte der Pre-Teen.
„Es gibt ein Leben ohne Handy“, erklärte ich, „sieh mich an, ich habe erst mit über 30 ein Handy bekommen!“
„Na, toll“, brummte der Pre-Teen, „das zählt nicht. Du warst es doch gar nicht GEWOHNT. Man kann ja nichts vermissen, was man nie hatte. Ich zum Beispiel vermisse auch kein Teleportations-Portal, weil das noch gar nicht erfunden ist.“
„Nach ein paar Tagen ist der Entzug vorbei“, tröstete ich, „dann geht es eigentlich ganz gut. Am Dienstag gehen wir in die Stadtbücherei und ihr besorgt euch einen Stapel Bücher.“
„Sind Bücher im Grunde nicht auch Medien?“, erkundigte sich der Pre-Teen, „und überhaupt: WARUM bist du plötzlich so streng? Wo ist meine liebe Mutti hin?“
„Schau in das Gesicht deines Bruders“, deutete ich in Richtung Blauauge 1, „dann weißt du, woher die Strenge kommt.“
Woher das blaue Auge des Pre-Teens kommt, ist übrigens nicht so ganz klar. Blauauge 1 schwört, dass er ihm nicht ins Gesicht geschlagen hat, wofür die blutigen Schrammen an Armen und am Bein sprechen. Der Pre-Teen ist am Vormittag von einem anderen Schüler während des Unterrichts dreimal mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Der Lehrer habe es nicht bemerkt, dafür aber die Klassenkameradin. Die Schläge kamen vom ehemaligen Freund, der die Freundschaft kündigte, weil der Pre-Teen sich weigerte, einem anderen Jungen zu sagen, dass er ihn nervig finde. Sitten sind das. So viel Kaffee kann ich gar nicht trinken.
