Bevor ich demnächst schon wieder in den Flieger steige, diesmal gen Süden, wird es ja langsam mal Zeit euch von den (fast) vier Tagen, die ich Anfang Mai mit einer Freundin in Danzig verbrachte, zu erzählen.
Verreist man im Frühjahr,so hat man ja immer die stille Hoffnung, dass so schönes Wetter ist, dass man sich viel draußen aufhalten kann, (bitte nicht zu heiß), in Straßencafes sitzt und sich überlegt, ob man diesen herrlich sonnigen Tag wirklich im Museum verbringen will.
So weit das Wunschdenken. Die ersten Maitage, die ich mit einer Freundin in Danzig verbracht habe, brachten dann die Realität ins Spiel:
Temperaturen teilweise im niedrigen einstelligen Bereich, oft grauer Himmel, aber – Gottseidank- gar kein Regen, obwohl reichlich Schauer vorhergesagt waren.
Aber wir waren vorbereitet. Statt dünnem Jäckchen war die Steppwinterjacke inklusive Mütze und Schal dabei, statt Sandalen die Sneaker und der Regenschirm war in der Tasche.
Leider war ich zusätzlich gesundheitlich etwas angeschlagen, Rücken und eine Mordserkältumg.
Das alles hätte ein Fiasko werden können? Ist es aber nicht!
Denn Danzig hat mir trotz alledem sehr gut gefallen:
Die Schönheit der Rechtsstadt (einem Teil der Altstadt) und entlang der Mottlau, dem Fluß, der durch Danzig fließt.
Der grüne Stadtteil Oliwa, in dem es einen wunderschönen Park gibt.
Der ganz nah gelegene Küstenort Sopot, mit einer Seebrücke, die weit in die Ostsee reicht.
Die vielen katholischen Kirchen, etwas von der deutsch-polnischer Geschichte, reichlich Bernstein und leckerem Essen und den für uns sehr günstigen Preisen.
Und nicht zu vergessen unser zentral gelegenes Hotel, in dem wir ein Zweiraum-Apartment gemietet hatten, was sich besonders bei meiner nächtlichen Husterei für meine Freundin als sehr glücklich erwies.
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Für das Angebot mit den zwei Räumen, einem davon mit einem (auf dem Foto noch nicht gemachtem) Schlafsofa und Frühstück inklusive war der Preis sehr günstig.
Aber Polen ist für uns sowieso immer noch ein recht preiswertes Reiseland.
Hier kommen jetzt viele Fotos und einige Infos dazu. Ich habe versucht eine nicht zu ausufernde Auswahl der Bilder zu treffen, merkte aber wie schwer es mir fiel.
Die Rechtsstadt
Da unser Hotel nicht weit von der Rechtsstadt lag, (wir erreichten sie innerhalb von weniger als 10 Minuten zu Fuß) kamen wir natürlich häufig an der Langgasse mit ihren repräsentativen Patrizierhäuser, am rechtsstädtischen Rathaus und am Artushof mit dem Neptunbrunnen davor, vorbei.
Die Mottlau
Von Straßen und Kirchen
Die Brigittenkirche, die zur Pfarrei der Danziger Werft, der Wiege der Solidaność-Bewegung gehört. Zu Ehren des vom Geheimdienst ermordeten Kaplans Popieluszko ist ein Bernsteinaltar errichtet worden, zum großen Teil wohl aus Spenden. Der war einfach gigantisch, mir eine Spur „too much“ und sehr pathetisch. Aber diese Kirche ist halt ein sehr bekannter Pilgerort und ich will das gar nicht hinterfragen.
Der Versuch eines Museumbesuches
Bei der Planung haben wir nicht bedacht, dass unsere vier Tage in Danzig zwei Feiertage überspannten, und damit halb Polen durch Brückentage frei hatte. Sonst hätten wir uns die Karten wahrscheinlich früh am Morgen oder per Internet gesichert. Aber so planvoll sind wir nicht vorgegangen und mussten nach einer halben Stunde Schlange stehen, erfahren, dass es für den Tag keine Eintrittskarten mehr gäbe.
Immerhin haben wir das Gebäude von außen und innen bewundern können.
Sopot
Nur 12km von Danzig entfernt und in weniger als 15 Minuten mit dem Zug zu erreichen, liegt der Badeort Sopot. Was der alles zu bieten hat, konnten wir bei unserem halbtägigen Besuch gar nicht besuchen.
Aber die 512 m lange, hölzerne Seebrücke die weit über den feinsandigen breiten Strand in die Ostsee reicht, haben wir trotz stürmischen Wetters bis zum Ende erwandert.
Vorher waren wir natürlich über die Einkaufsstrasse Monciak, vorbei am schiefen Haus, bis zum pompösen Kurhaus am Strand, (welches wohl tatsächlich erst 2012 gebaut wurde, aber wirkt wie aus dem letzten Jahrhundert.)gegangen.
So kehrten wir dem Ostseestrand nach einer Stärkung in einer Konditorei den Rücken und fuhren wieder Richtung Danzig.
Oliwa
An einem anderen Tag entführte meine Freundin mich in den grünen Vorort Oliwa, wohl Danzigs beste Wohnlage, mit einem großen Park, einem Zoo und einer für seine Orgel bekannte Kathedrale.
Ihr werdet es schon gemerkt haben, wir haben viele Kirchen besichtigt. Nun sind die Polen ja sowieso ein recht katholisches Völkchen, sodass es an reich ausgeschmückten Kirchen nicht mangelt. Ist man dann auch noch mit einer polnischstämmigen Freundin unterwegs, die sich auf Spuren ihres letzten Danzigbesuchs vor 25 Jahren begibt, so ergab es sich quasi von selbst, dass sie mir eben auch viele Gotteshäuser zeigen wollte.
Der Park von Oliwa war auf jeden Fall auch einen Besuch wert, teils kunstvoll angelegt, teils fast natürlich wild anmutend, und das Wetter spielte diesmal auch mit.
Und sonst?
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurden große Mengen von Bernstein in drei Minen in Brentowo (Stadtbezirk von Danzig) abgebaut, ebenfalls große Mengen waren in den Jahren 1924–1943 beim Bau des Hafens in Gdingen (Gdynia) gefunden worden.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg wurden die Suche und der Abbau von Bernstein auf dem polnischen Gebiet wieder aufgenommen. Gegenwärtig wird Bernstein in Wiślanka (Gemeinde Praust, pol. Pruszcz Gdański) abgebaut.
In Deutschland wurde der Abbau von Bernstein wieder im Jahre 1949 im einzigen Bernsteintagebau Goitzsche bei Bitterfeld aufgenommen. Im Jahre 1975 begann die intensive Ausbeutung der sächsischen Vorkommen. Bis zur Schließung der Mine im Jahr 1993 waren es 400 Tonnen Bernstein, die dort gefördert worden waren.
Die Industrialisierung des Bergbaus führte zum Rückgang der traditionellen Methoden der Gewinnung von Bernstein. Einzig das Bernsteinfischen wird bis heute in den Küstengebieten betrieben.
Ich bin eigentlich kein großer Fan von Bernstein gewesen, aber bei einem Juwelier sah ich die Kette mit den kleinen Würfeln und habe sie mir am letzten Tag gegönnt, da ich bis dato nicht viel ausgegeben habe.
Geflogen sind wir mit der LOT, der polnischen Fluggesellschaft.
Vom Flughafen sind wir mit dem Bus 210 bis zum Danziger Hauptbahnhof gefahren, in etwa 45 Minuten und fürganz kleines Geld.
Vom Gdansk Glowny sind wir auch nach Sopot und Oliwa gefahren. Außen ist der Bahnhof wirklich schön und Tunnel und Zugänge werden im Moment grosflächig renoviert.
Allen Tapferen, die wirklich bis hier unten geschaut und gelesen haben, sage ich ein dickes Dankeschön.
Ich hoffe, dass ich einen Eindruck meines Danzigbesuchs vermitteln konnte. Ich hätte euch noch viel mehr Bilder und Orte zeigen können, aber für einen einzigen post wäre das doch leicht überfordernd.
Wir haben in den knapp vier Tagen viel gesehen, aber auch das ein oder andere nicht.
Manches, wie die Westerplatte haben wir ganz bewusst ausgespart, manches hat sich auf Grund des Wetters (Schifffahrt) oder aus Zeitmangel (Museumsbesuche) nicht ergeben.
Aber es war ein interessanter Städtetripp, den ich gerne mit meiner Freundin gemacht habe.
Und ihr wißt ja, Reisen macht mich immer glücklich, weshalb auch dieser Reisebericht mal wieder bei Kathrins #Sonntagsglück landet.