Vier Kulturmanager haben ein Pamphlet gegen die Subventionskultur geschrieben. Leider haben sie vergessen, dass sie Teil des Problem sind

Von Hartstein

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„Liebe Kulturmanager, natürlich finden eure Thesen Gehör in einer Zeit, in der auf den Bühnen kaum noch gesellschaftliche Debatten geführt werden, in der Regisseure und Kuratoren selbst­referenziell agieren, in der Günter Jauch den Polit-Diskurs von der Bühne ins TV gehoben hat, in der Kunsthallen mit Mega-Ausstellungen Sponsoren locken. Wir reden über Umwegrentabilität, wenn unsere Bühnen nichts über Goethe zu sagen haben, und verstehen Kulturinstitutionen zunehmend als Anhängsel der Tourismusindustrie.

Aber gerade deshalb sollten wir über Inhalte und nicht über Kürzungen streiten. Ausgerechnet die Grünen haben vor Jahren in Freiburg begonnen, das Amt des Kulturbürgermeisters aufzu­lösen! Viele Städte haben nachgezogen. Statt Kultur-Experten übernehmen Party-Bürgermeister die Kultur. Die Spitzenjobs werden nicht mehr von politischen Sachverständigen, sondern von einer festen Wander-Findungs­komission gewählt. Und immer öfter werden Menschen wie die Autoren des neuen Buches berufen, weil sie den Bürgermeistern versprechen, mehr Kultur für weniger Geld anbieten zu können.

Hans Joachim Frey wurde so Intendant des Bremer Theaters, löste einen Großteil des Ensembles auf, holte wackelige Sponsoren und spielte mit Musical-Aufführungen Millionen-Defizite ein. Jetzt ist er weg, und das Theater steht ohne Rückhalt in der Bevölkerung vor neuen Sparmaßnahmen. Ähnlich ging es Bühnen, Orchestern und Museen in Ostdeutschland, die totgespart und dann in aller Stille fusioniert oder ab­geschafft wurden. Wie steht es um die Theater in Gera, in Oldenburg und Nürnberg? Zählt die Hotelauslastung oder die moralische Debatte? Fakt ist, dass viele Kultureinrichtungen längst realpolitische Aufgaben übernehmen, die unsere Schulpolitik überfordert: Fast jedes Orchester hat Jugendprogramme, während der Musikunterricht ausfällt, fast jede Bühne kümmert sich um Randgruppen, fast jedes Museum bietet Malkurse für Kinder an und jede Bibliothek verleiht Bücher, die zu Hause immer seltener stehen.
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Quelle: http://www.freitag.de/kultur/1211-kulturkommentar