Das Junior Weltergewicht ist eine Gewichtsklasse, die in Deutschland gerne übersehen wird. Das hat vor allem damit zu tun, dass die deutschen Veranstalter – und vor allem die deutschen Fernsehsender – die unteren Gewichtsklassen konsequent ignorieren. Es hält sich da beispielsweise hartnäckig das Gerücht, dass die ARD keine Boxkämpfe unterhalb des Mittelgewichts zeigen will. Gleichwohl gibt es auch hierzulande Boxer, die sich in dieser Gewichtsklasse durchsetzen wollen. Vier sind mir in den letzten Monaten aufgefallen.
Der erste ist der in der Schweiz lebende und vorwiegend in Deutschland boxende Ungar Gabor Veto (25 Kämpfe, 25 Siege, 19 durch KO). Veto ist erst 22 Jahre alt und wurde Jugendweltmeister der WBC im Leichtgewicht. Er boxte schon zweimal im Vorprogramm von Wladimir Klitschko, nämlich als der gegen Samuel Peter und David Haye antrat. Der wohl bekannteste Name in seinem Kampfrekord dürfte Alfred Kotey sein. Der Mann aus Ghana war nämlich immerhin Mitte der 90er Jahre Weltmeister der WBO im Bantamgewicht.
Zurzeit wird Veto auf Position 182 der unabhängigen Weltrangliste geführt. Dies dürfte sich jedoch bald ändern, denn am 15.10.2011 boxt er in Burgdorf in der Schweiz gegen Michael Rizza (28 Kämpfe, 22 Siege, 14 durch KO, 6 Niederlagen, 5 durch KO). Dabei geht es den vakanten Titel der Global Boxing Union und den ebenfalls vakanten Titel des Internationalen Deutschen Meisters im Junior Weltergewicht. Man kann annehmen, dass der von Oliver Dütschler zielstrebig aufgebaute Veto schon bald in die Weltspitze vordringen wird.
Der zweite im Bunde heißt Erve Mbongo (12 Kämpfe, 11 Siege, 9 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO). Der von Mario Guedes in Aachen betreute und trainierte Boxer verlor sein Profidebüt gegen Timo Schwarzkopf durch TKO in Runde 3. Aus dieser Niederlage lernte er und blieb danach ungeschlagen. Mbongos Stärke ist seine Reaktionsfähigkeit gepaart mit Explosivität, wobei er aber schon einen kleinen Hang zum Showman zu haben scheint. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Mbongo sich schon bald die Ranglisten heraufarbeitet.
Die beiden letzten Junior Weltergewichtler stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere: Timo Schwarzkopf und Robert Tlaltlik. Der schon oben angesprochene Schwarzkopf wird von Conny Mittermeier in Stuttgart trainiert. Schwarzkopf (4 Kämpfe, 4 Siege, 3 durch KO) ist, soweit man das jetzt nach seinen ersten kurzrundigen Auftritten beurteilen kann, ein guter Techniker und ein brutal hart schlagender Puncher. Selbst wenn sein Trainer ihn mit den Worten in die Runde schickt: „Mach nichts, schau ihn dir nur an“, kann es passieren, dass sein Gegner sich am Boden wiederfindet. Ein Boxer mit großem Potential.
Robert Tlatlik (3 Kämpfe, 3 Sieg, 3 durch KO) wird von Stefan Freudenreich in Düsseldorf trainiert und ist Schwarzkopf nicht unähnlich. Er ist ein guter Techniker und er hat Schlagkraft. Seine Hauptstärke ist jedoch seine Technik. Auch er steht noch ganz am Anfang seiner Karriere und man darf gespannt sein, wie er sich in Zukunft entwickeln wird. Bereits jetzt ist er ein Boxer, bei dem es Spaß macht, ihm bei seiner Tätigkeit zuzusehen.
© Uwe Betker