Vielleicht morgen
Guillaume Musso
Piper, 2014
978-3866123762
14,99 €
Emma lebt in New York und hat ihre letzte Trennung noch immer nicht verwunden. Matthew kümmert sich in Boston allein um seine Tochter, seit seine Frau bei einem Autounfall ums Leben kam. Beiden hat das Schicksal übel mitgespielt. Doch dann macht Matthew auf einem Flohmarkt eine Entdeckung, die die Leben der beiden verbindet – und grundlegend verändert …
Emma ist ein wandelndes Klischee und ich frage mich, ob Musso es nicht auch ohne kann. Sie ist die, die ihren Traum verwirklicht hat, aber irgendwie trotzdem nicht glücklich ist. Das Mädchen mit den Problemen und sehr eigensinnig ist sie auch. Es war am Anfang einfach sie zu mögen, aber dann empfand ich ihre Stimmungsschwankungen als sehr anstrengend. Manchmal ergaben sie auch einfach keinen Sinn.
Matt ist schon ein toller Hecht und das, was man an einer Uni eigentlich nur noch selten trifft. Ein schicker Typ, der sein Fach liebt und seinen Studenten mit Elan etwas beibringt. Seine Studentinnen lieben ihn natürlich fast alle. Außerdem ist er ein fast perfekter Familienvater, verschließt aber manchmal auch die Augen vor der Wahrheit. Immerhin gibt es am Ende noch einen großen Knall und der Leser fragt sich, ob es nie Anzeichen dafür gegeben hat.
Sehr süß ist Matts kleine Tochter, die mich oftmals zum Schmunzeln gebracht hat. Als sie heiße Schokolade verschüttet, habe ich erst gedacht, sie würde weinen, aber sie ist einfach nur herzzerreißend beschämt und das macht sie einfach knuffig.
Wen ich gar nicht einordnen konnte, war April, da sie bei Matt wohnt. Eigentlich ist sie sehr auffällig, aber irgendwie auch wieder nicht.
Amerika wie es leibt und lebt. Mit Weihnachtskitsch, großen Supermärkten, tollen Unis und großen Häusern. Denn jeder ist reich oder er tut wenigstens so. Letzteres passt wohl eher zu Matt. Traumverwirklichung wird in Amerika ja sehr groß geschrieben und so passt Emma super in dieses Klischee hinein.
Mussos Geschichten wandeln sich mit der Zeit. Immer beginnen sie recht scheu als Liebesgeschichte, um später etwas anderes zu sein. Mit unter gelingt ihm dieser Turn nicht unbedingt sehr gut.
Auch diesmal beginnt es als Emailwechsel zwischen zwei Menschen, die beide schreckliches hinter sich haben. Nur sie können eigentlich gar nicht miteinander kommunizieren, denn Emma lebt in 2010 und Matt in 2011. Die Verwirrung ist erst mal sehr groß und bis die beiden wirklich etwas davon bemerken, gefällt mir die Geschichte sehr gut. Ich hätte genau so eine Geschichte gebraucht.
Aber mit der Zeit wird es sehr turbulent, denn Matt und Emma streiten sich, denn Matt erkennt, dass Emma etwas tun könnte, was sein jetziges Leben enorm beeinflussen könnte. Emma aber ist sich nicht sicher, ob sie dies tun will. Außerdem entdeckt sie viel, viel später, dass nicht immer alles so ist wie es scheint – auch für Matt nicht.
Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, warum unbedingt ein “Zeitreiseaspekt” anders kann ich es nicht nennen, hier eine Rolle spielen muss. So ganz zufrieden bin ich mit der Geschichte deswegen nämlich nicht. Die zarte Liebe hat mir sehr gut gefallen, das Geplänkel per Email, obwohl es schon hundert Mal so da war in der Literatur. Warum etwas so schönes ändern? Wahrscheinlich denken die meisten Leser genau gegensätzlich, freuen sich auf etwas Neues und mögen den Roman deswegen.
Ich habe mich nachher für 4 Bücherpunkte entschieden, was sehr viel ist, wenn ich meine Bedenken, die heute immer noch in mir schwelen so ansehe. Lasse ich den doofen Aspekt aber mal weg und sehe auch nicht, dass nachher etwas viel Action darin vorkommt, ist es eine schöne, verschachtelte Geschichte, die ich gerne gelesen habe.
Dies ist nicht mein erstes Buch von Guillaume Musso und auch nicht mein letztes, da ich immer wieder auf den großen Knall warte, der mich mal wieder richtig packt. Dieses Cover ist ganz nett, spricht mich aber in der Masse der Herzschmerz-Romane nicht außergewöhnlich an.
Am Anfang war ich Feuer und Flamme, als aber klar wurde, dass sich das Buch in eine Art von Zeitreise entwickelt (nur so formuliert, aber so richtig ist das nicht), musste ich am Ende einen Stern abziehen, da ich mit der Entwicklung nicht zufrieden war.