Ich freu mich auf Weihnachten. Echt jetzt. Irgendwie freu mich mich seit fast, ääh, also vierzig Jahren jedes Jahr ab Herbst aufs Fest.
Es ist jetzt nicht so, dass ich nicht hektisches Rumrennen in Kaufhäusern kenne, bei einer Innentemperatur von 34 Grad. Oder dieses Wie-machen-wir-was, und wann und wer. Aber trotzdem..
Als die Rübe auf die Welt kam, haben wir uns überlegt: erstens wollen wir an und über Weihnachten nirgendwo hinfahren. Vorher haben wir noch getrennt gefeiert, jeweils 400km auseinander bei unseren Familien. Mit Kind wollten wir das anders machen. Zuhause. Wer uns besuchen mag, gern! Und der Mann und ich lieben den Moment, wenn wir nach den letzten Einkäufen am Mittag des 24. die Wohnungstür von innen abschließen und wissen, jetzt sind nur noch wir dran. Wir haben uns echt Gedanken gemacht: dass wir ja nun eine Familie sind und sozusagen zusammen neue Weihnachtstraditionen "erfinden" müssen. Eine, die das Kind dann immer im Kindheitsherzen behält. Hattet ihr früher auch irgendwie durchchoreographierte Feiertage? Ich meine das jetzt gar nicht negativ, sondern eher, dass der Zeitpunkt des Christbaumschmückens oder das Essen und die drei Haselnüsse für Aschenbrödel jedes Mal gleich war? Was man am ersten Feiertag macht oder am zweiten?
Für uns haben wir eigentlich ein Motto gefunden..nämlich viel.
Viel Zeit:
Tolle lange Tage zu dritt, ohne Termine, ohne Büro. Langes Frühstück, langes Spielen, lange Spaziergänge. Wir kochen zusammen Dinge, die lange brauchen; hören lange Weihnachtskonzerte und haben ein bisschen das Gefühl, durchaus die Welt ein klein wenig bremsen zu können. Wir müssen nirgendwohin. Ich liebe das sehr.
"Viel gemütlich":
Tee trinken und auf dem Sofa die neuen Bücher lesen/ankucken. Dicke Socken. Licht aus und nur Kerzen an. Alte englische Tierarztserien kucken. Lego im Wohnzimmer aufbauen. In der Wanne Krimis lesen. Der Geruch von Braten aus der Küche.
Viel Essen:
Hier meine ich gar nicht unbedingt, dass man sich so mit Gans vollstopft, dass deren Beine einem zu den Ohren rauskommen. Sondern dass man die Zeit hat, zu kochen. Serviettenknödel und Creme Brulee. Baguette und Weihnachtskuchen backen. Für mich hat Weihnachten sehr viel mit Essen zu tun: alle zusammen an einem Tisch, wir teilen, wir genießen und reden zusammen. Ja, und ein Gläschen Schampus sei uns auch gegönnt. :-)
Viele Geschenke:
Es scheiden sich die Geister ja sehr an Geschenken für die Kinder und ehrlich gesagt, finde ich das schade. Von Konsumgesellschaft ist die Rede, dass die Kinder reizüberflutet sind, die Sachen das Zimmer verstopfen und so weiter....
Ich liebe es, Geschenke für das Rübchen auszusuchen. Sehr. Und sie bekommt auch mehr als eins (oder zwei oder drei). Warum auch nicht? Ich weiß, was sie sich wünscht. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass sie keins der Kinder ist, die in der Spielwarenabteilung ausflippen. Sie kommt sehr gut damit klar, etwas nicht zu bekommen - und auch damit, dass jemand anderes etwas hat, dass sie sich auch wünscht. Das war mir immer wichtig, ihr das beizubringen. Sie sagt: oh, das will ich auch gern mal haben - und gut ists. Wir haben in der letzten Woche Spielsachen und Kleidung an arme Kinder gespendet - sie kann also auch abgeben. Und ich habe drauf geachtet, ihr in den Monaten vor Heiligabend nichts mehr zum Spielen zu kaufen, so dass sie sich mehr freuen kann. Sie bekommt Dinge, die sie cool findet (eine Barbie, die sich zur Mermaid umfunktionieren lässt) und Dinge, von denen ich denke, dass sie was lernen kann (Webrahmen und ein Tiptoi mit Ersten Zahlen). Märchensammlung und Vorlesebuch von den Omas. Ich freu mich sehr, wenn sie sich freut.
Ich finde, Weihnachten darf ein Fest mit viel Viel sein. So, wie es auch wieder Zeiten gibt, wo es mal nix Neues, nix Opulentes gibt, wo es stressig ist und trubelig. Das macht doch ein Jahr aus: zu jeder Jahreszeit gibt es was anderes. Traditionen, saisonales Essen. Weihnachten ist für mich Licht im dunklen Winter und Wärme im Herzen. Davon kann man nie zuviel haben, nicht?
Habt ein schönes Fest!