(Island)
Tja, wie könnte das ausgesehen haben? Vielleicht war es ja so, dass sich, schon als die Killers 2004 mit “Hot Fuss” um die Ecke kamen, leise das schlechte Gewissen bei Brandon Flowers gemeldet und in der allgemeinen Hysterie gewispert hat: “Brandon, wenn ihr so weitermacht, wird das mit Euch ein böses Ende nehmen!” Gehört hat es der Junge nicht, denn das Geschrei um die Band war ohrenbetäubend damals. Das schlechte Gewissen jedoch blieb hartnäckig, auch bei “Sam’s Town” kam es wieder und richtete ein paar mahnende Wort an den mittlerweile recht selbstbewußten Frontmann, vor vier Jahren nach “Day And Age” wurden die Worte dringlicher und auch jetzt, als die Band mit “Battle Born” in den Startlöchern stand, wummerte es mit Nachdruck an die Tür. Allein – die Reaktion blieb die gleiche. Jetzt war Flowers’ Ego so riesengroß und der Sound so laut, so dass das schlechte Gewissen ein Einsehen hatte – hier war nichts mehr auszurichten, also quittierte es schließlich den Dienst. Denn das böse Ende war ohnehin schon bittere Realität, der Hype hat den guten Ansatz mitsamt der vier jungen Männer aus Las Vegas einfach mit Haut und Haaren gefressen.
Was die Killers auf ihrem aktuellen Album anzubieten haben, ist bedauerlich, inspirationslos und phasenweise unverdaulich. Alles, was sie anpacken, will mit Macht groß, gewaltig und schillernd sein und bleibt dabei nur eine klebrige Masse, die in die Breite quillt, der frühere Glanz dagegen ist billigem Tand gewichen. Kein Stück, aber auch gar keines, hat das Format früherer Singles – platter Powerrock, wohin man hört. Stücke wie “Flesh And Bone”, “Runaways” und “The Way It Was”, gleich die ersten drei also, lassen düsterste Erinnerungen an die 90er wieder aufleben, zugekleistert, lächerlicher und überladener Pathos, ein Trauerspiel. Noch beim letzten Album war man der Hoffnung aufgesessen, die Killers könnten in die Fußstapfen von Queen treten, dem Glamrock also zu triumphaler Rückkehr verhelfen – dieser Vergleich verbietet sich nun. Nicht Queen, sondern Marillion, nicht Freddy Mercury, sondern Chris de Burgh tauchen als Gespenster im Klangkosmos der Amerikaner auf.
Eine Ballade wie “Here With Me” hätten die auch nicht schlimmer hinbekommen: “Spent the summer just layin' out in the sun, time seems to move so slowly, when you're taking it as it comes. Maybe we were just too young, your body was tan and your hair was long, you showed me your smile and my cares were gone, falling in love filled my soul with fright, you said ‘come on babe, it'll be alright’” – es ist zum davonlaufen. Schon jetzt hat man keine Lust mehr auf Nachschlag, dabei ist die Hälfte des so lang erwarteten Albums noch nicht mal rum. Der Pennälerkitsch von “Miss Atomic Bomb” ist so schwer zu ertragen wie das prollige Riff inklusive Brunftschrei in “The Rising Tide” – dass für “Heart Of A Girl” böse bei Lou Reed geklaut wird, fällt da schon kaum noch ins Gewicht.
Nicht dass es einem nicht leid täte, aber man kann beim besten Willen nichts entdecken, was wenigstens die Qualität und das Überraschungsmoment von “Joy Ride” oder “I Can’t Stay” vom letzten Album hätte. Mit viel gutem Willen kommt vielleicht das unheilvoll flackernde “Be Still” auf die Haben-Seite, das war’s dann schon. Fazit: Man hätte es auch billig haben und der Rezension einfach den Romney-Spruch “The Killers are one group I enjoy” voranstellen können. Zu einfach. Brandon Flowers und Kollegen haben leider eine Platte abgeliefert, die ausreichend für sich selbst spricht – denn sie sagt: nichts. Hätte er mal besser auf sein Gewissen gehört, als es noch Zeit war … http://www.thekillersmusic.com/