Biedermann und die Brandstifter
Staatstheater Nürnberg (Kammerspiele)
Es ist was faul im Hause Biedermann. Denn der gute Bürger und Haarwasser-Fabrikant Gottlieb B. hat zwar die Kaltschnäuzigkeit, seinen Angestellten Knechtling zu entlassen (und damit in den Selbstmord zu treiben), gegenüber den Hausierern Schmitz und Eisenring ist er aber auf dem rechten (oder linken) Auge blind und gewährt als Gutmensch den Zuflucht Suchenden Wohnraum in seinem Dachboden, obwohl überall vor Brandstiftern gewarnt wird. Schon bei der Uraufführung 1958 des "Lehrstücks ohne Lehre" - so untertitelte Max Frisch ganz antibrechtisch - wurden zwei doch mögliche Lehren artikuliert: wollte Frisch das Arrangement des Großbürgertums mit dem Hitlerfaschismus ab 1930 kritisch beleuchten oder wollte er die kommunistische Machtergreifung 1948 in Tschechoslowakei analysieren? Dass aber auch 2017 die Botschaft noch hörbar und verstehbar ist, kann Christoph Mehler in seiner präzisen und eindringlichen Nürnberger Inszenierung nachweisen.
Ausführliche Theaterkritik unter Schau.Bühne