Viel Geld in Rumänien für die Roma-Integration, aber die Roma merken nichts davon

Viel Geld in Rumänien für die Roma-Integration, aber die Roma merken nichts davonValeriu Nicolae ist der erste Präsident einer rumänischen Nichtregierungsorganisation (NGO) für die Integration der Roma, der jetzt erklärt, dass die systematisch fehlerhafte Verwendung der Hilfsgelder in diesem Bereich ihn veranlassen von seinem Posten zurückzutreten. Valeriu, der sich selbst als “Zigeuner vom Dienst” bezeichnet, hat 2006 in Brüssel gearbeitet und an vielen Konferenzen und Treffen zum Thema Integration und Verbesserung der Lebensbedingungen der Roma teilgenommen. Er ist 42 Jahre alt, IT-Spezialist und hat in Deutschland, England, USA und Kanada gearbeitet.
Bei seiner Rückkehr nach Rumänien war er noch der Meinung, dass diejenigen, die in Integrationsprojekten für die Roma arbeiten, Arbeit für die Roma-Gemeinschaften machten. Die Wirklichkeit hat ihn vom Gegenteil überzeugt. Diejenigen, die auf dem Papier für die Integration der Roma arbeiten würden sich in ihrer Mehrheit in teuren Hotels, gezahlt mit viel Geld, aufhalten und Berichte und Strategien auf der Grundlage europäischer Fonds präsentieren. Nach Rumäniens Beitritt zur EU sei noch mehr europäisches Geld auf das Konto der rumänischen Regierung geflossen, die das Geld an NGO’s verteilt und auf diese Weise die Ineffizienz gefördert habe.
Valeriu Nicolae hat sein Projekt anders aufgezogen. Er suchte eine Roma-Gemeinschaft, mit der er gemeinsam an einer Verbesserung der Lebensumstände arbeiten konnte. Er berichtet: “Ich bin zur Schule 136 (in Bukarest) gegangen, ich habe ihren Zustand gesehen, alle Welt sagte, dass ich verrückt sei, dass der Teufel mich geritten habe. Ich bin durch das Ghetto gegangen, glücklicherweise spreche ich die Zigeunersprache. Ich bin ein halbes Jahr geblieben, um zu sehen, was sich dort abspielt.” Es handelt sich um ein Roma-Ghetto im Stadtteil Ferentari von Bukarest. Dort gründete Valeriu Nicolae als erstes einen Klub mit einer  Fußballmannschaft. Diese musste zuerst noch in Parks trainieren, erst 4 Jahre später wurde bei der Schule 136 ein Sportplatz eingerichtet. Im Klub konnte er 120 Kindern aus dem Slum Sportstunden, Theater, Tanz und andere außerschulische Programme nach dem Ende des regulären Schulunterrichts anbieten. Die Kinder waren über diese Programme beschäftigt und wurden so von Drogen und Prostitution, die die größten Risiken im Ghetto sind, ferngehalten. “Ich habe soviel Unglück im Ghetto gesehen, dass es mich fast zerrissen hätte. Es war ein Schock für mich, Jungs von 9 Jahren zu sehen, die keine Venen mehr hatten, um sich Drogen zu spritzen. In der Zeit habe ich einige Solidaritätsbezeugungen gesehen, die nicht selbstverständlich sind. Menschen, die nichts haben, arm wie ein Kirchenmaus sind und trotzdem anderen Menschen geholfen haben”, berichtet Valeriu Nicolae. Er hat so auch erlebt, dass der Geburtsort das ganze spätere Leben blockieren kann, weil man von Beginn an ein Opfer für die Prostitution- und Drogennetzwerke ist.
Und warum gibt Valeriu Nicolae jetzt auf? Er nennt seine Gründe:
Die Zivilgesellschaft in Rumänien ist in Rumänien und auf dem ganzen Balkan noch ein künstliches Gebilde und aus diesem Grund gibt es kein Gefühl dafür, dass es eine Verantwortung gibt. Alle glauben nur, dass sie Rechte haben.
Die Mehrzahl der Projekte werden von Consulting-Firmen geschrieben, die 5, 10, 15% der Förderungssumme als Honorar haben wollen. Sie haben ein starkes Interesse daran, Projekte zu erstellen, damit sie Geld verdienen, nicht damit etwas getan wird.
Die (europäischen) Strukturfonds sind eine dumme Idee. Sie sollten aufgelöst und das Geld anders genutzt werden. Die Fonds wurden für Deutschland, Frankeich oder andere ähnliche Länder gemacht, in denen die Zivilgesellschaft funktioniert. Die Anwendung in Rumänien ist absurd.
Das Geld wird schlecht verwendet und alle Welt lügt. Der Staat weiß, dass die NGO’s lügen. Die NGO’s wissen, dass auch der Staat lügt, die EU hat zumindest ansatzweise Kenntnis, dass es so ist. Das akzeptieren alle, weil alle wissen, dass man damit Geld bekommt.
Der Aufbau einer jungen (NGO-) Mannschaft ist unter vielerlei Gesichtspunkten eine anstrengende Aufgabe. Es wurden Fehler gemacht, aber eine Organisation muss auch funktionieren ohne ihren Gründer.
Obwohl er die Führung seiner Organisation abgegeben hat, will er das Projekt Ferentari fortsetzten. Für sich selbst will er in sich gehen und “sich neu erfinden”. Deshalb sieht er auch die NGO’s mit distanziertem Blick: “Was kann ich schon ändern? Vielleicht, indem ich die totale Transparenz bei den vergebenen Geldern fordere, dass man das Geld so verwaltet, dass keine zwei bis drei Bericht in der gleichen Sache gemacht werden, dass der Nepotismus verboten wird und dass man jene stärkt, die Integrationsprojekte in den Gemeinschaften der Roma machen und vor Ort arbeiten. Also dort, wo man Tag für Tag auf die Probleme gestoßen wird, die sonst nur in den nach Brüssel gelieferten Statistiken für die Finanzierungsakten erscheinen.”


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