Im Allgäu wird der Almabtrieb "Viehscheid" genannt. Wir haben erstmalig in diesem Jahr einen solchen Viehscheid besucht: in unserer östlichen Nachbargemeinde Halblech, im Ortsteil Buching. Der Viehscheid selbst, also das Einbringen der Rinder von den Almen, findet in Buching alljährlich am 3. Montag im September statt. Die Besonderheit gegenüber anderen Viehscheiden, jedenfalls im Allgäu, ist die Verbindung mit einem Viehmarkt.
(Diese Pferde stehen natürlich nicht zum Verkauf; die Hüte, fast so schön wie jene der Zuschauerinnen beim Pferderennen in Ascot, auch nicht:)
In Buching sind es aber wohl kaum alle Rinder, die an diesem Tag ins Tal getrieben werden. Denn wenn man, z. B. im Monatsmagazin "Füssen aktuell", liest: "Als Besonderheit sind in Buching, anders als in anderen Orten, alle Tiere geschmückt", dann sollte man dazu auch wissen, dass es (wie ich irgendwo anders las) in diesem Jahr lediglich 32 Tiere waren (was ich nicht negativ meine, sondern rein informatorisch mitteile). Anderswo werden dagegen hunderte hereingebracht, und da sind dann naturgemäß nur einige geschmückt: Das wäre schließlich unrentabel, hunderte von Kühen zu schmücken, nur um die Schaulust einiger Touristen zu befriedigen. Auf einer speziellen Webseite erfahren wir darüber: "Ist der Sommer ohne tödliche Unfälle verlaufen wird die beste Kuh der Alm feierlich geschmückt (Kranzkuh) und zusammen mit den anderen Kühen ins Tal getrieben. Dort gibt es dann meist ein großes Fest mit Bierzelt und Musik."
In Buching hat sich (wie auch anderswo) das Ganze inzwischen zu einem Volksfest entwickelt. Hier beginnt es am Samstag abend und endet am darauffolgenden Montag. Verbunden ist es mit einem Krämermarkt, auf dem man z. B. Hosengürtel, Wanderschuhe und allerlei landwirtschaftliches Zubehör kaufen kann. Einer der Marktbeschicker, ein Bratpfannenverkäufer, hat sogar einen guten Blog-Eintrag über das Ereignis eingestellt: "Viehscheid in Buching und das heisst dann Ausnahmezustand. Uns kommt es jedes Jahr so vor als ob ganz Buching einen freien Tag hat um den Viehscheid und das damit verbundene Herbstfest zu genießen. Genießen war dieses Jahr der richtige Ausdruck. Bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen von bis zu 25 Grad konnte man es schon recht gut auf dem Festplatz aushalten."
So war es: herrliches Wetter, Massen Besuchern (irgendwo las ich die Zahl 3.000) und überall fröhliche Stimmung. Nicht nur die Teilnehmer des Zuges, also die Hirten, die Blaskapelle und einige andere, waren in Tracht gekleidet, sondern auch viele Besucher (mutmaßlich Einheimische).
Meine Fotos sind keine Meisterwerke; ich hatte an der Wegstrecke auch keine optimale Perspektive erwischt. Aber nette Souvenirs sind sie allemal:
Die Musikkapelle bereitet sich auf den Abmarsch vor:
Besonders imposant der Hutschmuck der Männer:
Rote Hutschleifen treffen auf rote Geranien:
Früh übt sich, was ein guter Hirte werden will:
Denn manchmal wird das Vieh störrisch:
Den Viehmarkt selbst haben wir verpasst, weil wir nicht gleich zum Festgelände gegangen sind, sondern zunächst etwas durch die Gegend gebummelt waren.
Freskenschmuck auch an neuen Gebäuden findet man im Allgäu häufiger, aber selten so schön und originell wie an diesem Wohnhaus in Buching:
Im Westen grüßt die heimatliche Burg .....
..... im Süden die Ammergauer Alpen:
Das große Festzelt ist von Parkplätzen umlagert .....
..... und von Fahrrädern:
Schon um die Mittagszeit sind die Besucher zahlreich:
Die Preise halten Maß - mit 6,20 € die Maß Bier:
(Beim Münchener Oktoberfest kostet die Maß heuer ca. 9,50 €; billig ist das Bier in Dachau mit 5,10 €.)
Unschlagbar günstig ist die (wohlschmeckende) Torte, die hier bescheidener Untertreibung als "Kuchen" bezeichnet wird:
Nicht nur Menschen genießen das Fest und das herrliche Wetter:
Wir lassen uns die gute Laune auch nicht dadurch verderben, dass wir als Eingeweihte selbstverständlich die wahre Natur der weißen Streifen am Himmel kennen: Chemtrails ;-)
Auf dem Festplatz steht auch der traditionelle Maibaum
Das große Festzelt musste nicht alle Besucher aufnehmen; auch draußen waren Tische und Bänke aufgestellt:
An diesem Tisch vor dem Eingang auf der westlichen Längsseite des Zeltes sitzen die Eingeborenen, an ihrer Stammeskleidung leicht von den Touristen zu unterscheiden:
Auf dem Krammarkt wurde neben Nützlichem auch Schmückendes verkauft; Gartenschmuck z. B.:
Textstand vom 22.09.2012. Fotos können durch Anklicken vergrößert werden