In den 90er Jahren waren Videorekorder aus den Wohnzimmern nicht mehr wegzudenken. Sie revolutionierten die Art und Weise, wie wir Fernsehen konsumierten und ermöglichten es uns, Sendungen aufzunehmen, zu archivieren und flexibel anzuschauen. Lasst uns gemeinsam in die Nostalgie eintauchen und die Funktionen der Videorekorder dieser Zeit näher beleuchten.
Das VHS-Format dominiert den Markt
Nach dem Formatkrieg der 80er Jahre hatte sich VHS (Video Home System) als Standard für Heimvideorekorder durchgesetzt[3]. Die kompakten Kassetten und die clevere Lizenzpolitik von JVC trugen maßgeblich zum Erfolg bei. Obwohl technisch überlegene Formate wie Betamax und Video 2000 existierten, konnte VHS die Vorherrschaft bis Ende der 90er behaupten.
Aufnahmefunktionen – Nie wieder eine Sendung verpassen
Eine der revolutionärsten Funktionen war die programmierbare Aufnahme. Dank eingebauter Timer konnte man Sendungen im Voraus programmieren, auch wenn man nicht zu Hause war. Das war echt praktisch! Mit ShowView wurde die Programmierung noch einfacher – man musste nur einen Code aus der TV-Zeitschrift eingeben. VPS (Video Programming System) sorgte dafür, dass die Aufnahme auch bei Verschiebungen im Sendeplan punktgenau startete und stoppte.
Für längere Aufnahmen gab es den Longplay-Modus (LP), der die Bandgeschwindigkeit reduzierte und so die Laufzeit verdoppelte – allerdings mit leichten Qualitätseinbußen. Einige Geräte boten sogar einen Super-Longplay-Modus (SLP) für noch mehr Aufnahmezeit.
Wiedergabefunktionen – Volle Kontrolle über das Bild
Neben dem normalen Abspielen boten Videorekorder viele nützliche Wiedergabefunktionen. Man konnte Szenen in Zeitlupe abspielen oder das Bild komplett anhalten für ein Standbild. Der Bildsuchlauf ermöglichte schnelles Vor- und Zurückspulen mit sichtbarem Bild. Und dank HiFi-Stereo-Ton genoss man eine hochwertige Tonwiedergabe.
Anschlussvielfalt – Flexibel und kompatibel
Die meisten Rekorder hatten einen eingebauten Tuner zum direkten Empfang und Aufnehmen von Fernsehsendern. Über den SCART-Anschluss konnte man den Rekorder mit dem Fernseher verbinden und so Bild und Ton in guter Qualität übertragen. Zudem gab es Anschlüsse für externe Geräte wie Kameras oder Satellitenreceiver.
Zusatzfunktionen – Mehr als nur Aufnehmen und Abspielen
Videorekorder boten noch viele weitere praktische Features. Eine Bandlängenanzeige informierte darüber, wie viel Aufnahmezeit noch verfügbar war. Die Kindersicherung ermöglichte das Sperren bestimmter Funktionen oder Kassetten. Einige Modelle hatten sogar ein Jog/Shuttle-Rad für die präzise Steuerung beim Vor- und Zurückspulen.
S-VHS – Der Qualitätssprung
1987 führte JVC das „Super Video Home System“ (S-VHS) ein, das die Bildqualität deutlich verbesserte. Mit einer erhöhten Videobandbreite und Auflösung lieferte S-VHS merklich schärfere Bilder. Allerdings konnte sich das Format im Heimbereich nicht flächendeckend durchsetzen, da für die meisten Nutzer die VHS-Qualität ausreichte. Bei ambitionierten Amateurfilmern war S-VHS hingegen beliebt.
Beliebte Sender und Serien – Das prägte das Fernsehen der 90er
Wer an die 90er denkt, kommt nicht umhin, sich an die prägenden Fernsehsender und -serien dieser Zeit zu erinnern. RTL und Sat.1 etablierten sich als Vollprogramme und lockten mit einem bunten Mix aus Spielshows, Serien und Filmen. Die Spielfilmnacht auf Sat.1 war für viele ein festes Ritual.
Serien wie „Beverly Hills, 90210“, „Melrose Place“ und „Akte X“ eroberten die Herzen der Zuschauer im Sturm. Nicht zu vergessen „Die Simpsons“, die ab 1991 bei ProSieben für Furore sorgten. Auch deutsche Produktionen wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (RTL) und „Marienhof“ (Das Erste) fanden ihr Publikum.
Wer es gern skurril mochte, kam an „Twin Peaks“ nicht vorbei. Und mit „Baywatch“ schwappte eine Welle der Strandnostalgie zu uns herüber. Ja, ich erinnere mich noch genau, wie ich damals gespannt vor dem Fernseher saß, den Finger auf der Aufnahmetaste des Videorekorders, um ja keine Folge meiner Lieblingsserien zu verpassen. Das waren noch Zeiten!
Das Ende einer Ära
Ab dem Jahr 2000 läutete die DVD langsam das Ende der Videorekorder-Ära ein. Immer mehr Haushalte stiegen auf das digitale Medium um, das mit besserer Bild- und Tonqualität, Kapitelauswahl und Bonusmaterial punktete. 2002 wurden erstmals mehr DVDs als VHS-Kassetten verkauft. 2008 stellte JVC schließlich die Produktion von VHS-Rekordern ein.
Trotz ihres Niedergangs bleiben Videorekorder eine prägende Technologie der 90er. Sie gaben uns die Freiheit, das Fernsehprogramm nach unseren Wünschen zu gestalten. Für mich persönlich waren sie treue Begleiter, die unzählige Erinnerungen aufgezeichnet haben. Auch wenn die Geräte heute verstauben, die Faszination und Nostalgie bleiben.
Videorekorder haben unsere Fernsehgewohnheiten nachhaltig verändert und den Weg für die digitale Videowelt geebnet. Sie waren Vorreiter für Konzepte wie zeitversetztes Fernsehen und Binge-Watching, die heute gang und gäbe sind. Daher gebührt ihnen ein ehrenvoller Platz in der Geschichte der Unterhaltungselektronik.