Es geht um alles. Immer. Zu jeder Zeit. Wenn wir uns die Nachrichten anschauen, dann müssen wir glauben, dass wir uns in einer Art Endkampf befinden. Unsere Soldaten marschieren in fremden Ländern, um unsere Werte zu verteidigen, so heißt es, doch ganz nebenbei verteidigen sie auch unsere diversen wirtschaftlichen Interessen, unseren Reichtum und die freie Marktwirtschaft – die Soldaten marschieren für den Markt, wobei dieses Wortspiel auf Französisch etwas besser funktioniert, wo es heißt: Marcher pour le marché. A tout prix – um jeden Preis.
In A tout prix beschreiben Irie Révoltés die bittere Wahrheit, dass der Reichtum der sogenannten ersten Welt nicht ganz so gewaltlos herzustellen ist, wie manche sich das gerne wünschen würden. Mit einem Beat, der ebenso kompromisslos nach vorne marschiert wie die Soldaten, die im Auftrag des marktwirtschaftlichen Systems durch die Welt marschieren, gelingt es Irie Révoltés wieder einmal den zerstörerischen Charakter einer mörderischen Globalisierung in pure Tanzwut umzuwandeln. Die Trommeln, die genauso gut zu einer Militärparade passen könnten, geben den Takt des Protests vor. Die Trompeten peitschen den Aufruhr unablässig voran. Alles geht nach vorne. Alles ist voller Energie. Alles drängt vorwärts, wild und entschlossen, nur um sich dann, plötzlich und unvermittelt, in einer Dub-Reggae-lastigen Bridge aufzulösen. Das ist dann so, als würde für einen kurzen Augenblick die Zeit stehen bleiben. Innehalten. Verweilen, nur um sich dann mit noch mehr Feuer in die Welt zurück zu werfen.
A tout prix ist ein vielschichtiger Song, der nicht nur mit den Worten, sondern auch mit den unterschiedlichsten musikalischen Elementen spielt. Ein Lied, das die Widersprüche einfängt, herausarbeitet, transformiert, auflöst und so zu einem wilden Fanal gegen die globalistische Weltordnung wird.
A tout prix ist der Marsch gegen das Marschieren. Um jeden Preis.
Marcus Staiger
Das neue IRIE RÈVOLTÈS Album „Irie Révoltés“ erscheint am 19.06.15: