Gerade zum Beginn des neuen Jahres – wie in jedem neuen Jahr – kommen tausende sogenannte Experten aus ihren Löchern gekrochen und verkünden die frohe Kunde, wonach wir armen Normalmenschen uns doch einfach überhaupt, mehr oder vielleicht einfach nur bessere Ziele setzen sollten. Und dann, ja dann wird alles besser.
Und wie in jedem Jahr machen Abermillionen Menschen genau das…um Tage oder wenige Wochen später genau zurück auf Los zu sein, keine 4000 einzuziehen und – das ist ganz wichtig – sich einmal mehr bewiesen haben wie schlecht sie doch sind. Wie undiszipliniert. Frustration setzt ein. „Andere schaffen es doch auch!“
Einmal mehr haben wir uns bewiesen, dass wir uns selbst NICHT trauen können. Das ist das Gegenteil von Selbstvertrauen – Selbst-NICHT-vertrauen!
Daher habe ich mir Gedanken gemacht und offeriere ein paar Ideen aus meinem neuen Buch (das voraussichtlich in Q3/2020 erscheint).
Fokus auf den Prozess statt auf die Ziele selbst
Eine große Unterscheidung ist diese: ZIELE drehen sich um die konkreten Ergebnisse, die Du erzielen möchtest, während SYSTEME sich um die PROZESSE drehen, die letztendlich zu diesen Ergebnissen führen.
- Dabei ist das Thema „Ziele setzen“ stark beeinflusst durch den sogenannten „survivorship bias“. Fast ausschließlich schreiben oder reden die Erfolgreichen über ihre Zielsetzungen und deren Erreichung. Von den weniger Erfolgreichen oder Verlierern (mit den exakt gleichen Zielen) hören uns sehen wir nichts. Ein klassischer Denkfehler, zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung der Realität führt.
- Im Leistungssport ist das äußerst gut zu beobachten: Es geht nicht um die Erreichung dieses einen, großen Ziels – es geht um eine gute Struktur, um gute Systeme, um überlegene Prozesse, die uns dauerhaft voran bringen. Es geht nicht um DIE EINE überragende Trainingseinheit, sondern um gute Prozesse, die eine möglichst konstante Arbeit ermöglichen (z.B. konsistentes Trainieren ohne Krankheiten oder Verletzungen).
- Das Erreichen eines Zieles ist eine tolle Sache – für DIESEN EINEN MOMENT! Häufig kann man schon kurz nach der Zielerreichung erkennen, wie Menschen im Grunde unglücklich sind. Warum? Weil sie jetzt dieses eine, große Ziel erreicht haben. Was kommt jetzt? Sie fallen in ein Loch, so lange, bis das neue, noch größere Ziel erfasst ist.
- Die nächste Herausforderung: Ein nicht ganz optimaler Tag/Meeting/Probe/Präsentation/Trainingseinheit fällt nicht so schwer ins Gewicht. Beim Ziel ist es dagegen schwarz oder weiß, an oder aus, erreicht oder eben nicht erreicht. Und wir alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn wir unser Ziel nicht erreichen. Die Enttäuschung ist oft groß, gerade, wenn wir uns die Zielerreichung mit voller Inbrunst und von Herzen so sehr gewünscht haben.
- Der Fokus auf Ziele allein zielt darauf ab, „das Spiel zu gewinnen“. Der Fokus auf Systeme und Prozesse ist es, „das Spiel überhaupt zu spielen“. Die Freude am Spielen an sich steht im Vordergrund – nicht das Gewinnen.
- Wahre Meisterschaft entsteht durch die Liebe am Prozess der Veränderung, der Verbesserung. Wahre Meisterschaft ist deshalb auch nie fertig. Jetzt kann man beispielsweise auch als Altersklassen-Athlet einfach den Spaß am Sport weiterleben, obwohl man natürlich immer schlechter wird.
„Du steigst nicht auf zum Niveau Deiner Ziele – Du fällst auf das Niveau Deiner Systeme.“
Archilochus
Und hier mein Neujahrsvideo zum Thema:
Jörg SchneiderIch bin seit 35 Jahren begeisterter Triathlet und kenne alle Spielarten des Multisports: Von der Sprint- bis zur Langdistanz, vom Cross-Triathlon bis zum Duathlon. Als zertifizierter Coach unterstütze ich dich bei der Erreichung deiner Ziele: Mit mit klarem Mindset, emotionaler Stabilität und mentaler Stärke.
» Erfahre hier mehr zum Triathlon-Coaching oder zu meinem Hintergrund.
Dein Jörg Schneider