Video Kritik: Surgeon Simulator 2013

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Unser marodes Gesundheitssystem verbreitet heutzutage alles andere als Zuversicht. Einmal in die Fänge dieses tollpatschigen Zwei-Klassen-Systems geraten, beginnt man schnell zu überlegen, welche Alternativen sich eigentlich noch anbieten.

Wer also schon überlegt hat, im Notfall die Sache einfach selbst in die Hand zu nehmen, der hat jetzt Gelegenheit mit dem Üben zu beginnen! Surgeon Simulator 2013 fand seine Anfänge als Ergebnis eines “Game Jams” – ein Event, bei dem Entwickler unter striktem Zeitlimit neue Spielideen auf die Beine stellen. Nachdem es überraschend viel Zuspruch fand wurde nun eine erweiterte Version als Steam-Release entwickelt.

Kontrolliert wird die linke Hand eines Arztes. Die Maus steuert die Bewegung dieser Hand, während das Keyboard die Aktionen der einzelnen Fingerspitzen übernimmt. Das bemerkenswerte daran ist die Vehemenz, mit der sich das Steuerungsprinzip weigert, sich dem Spieler unterzuordnen. Alles andere als intuitiv wird es zur reinsten Tortur, die einfachsten Handgriffe auszuführen – doch während das unter normalen Umständen nichts als Frustration und Ärger hinterlassen müsste, zelebriert Surgeon Simulator 2013 seine Präzisions-Engpässe mit einer morbiden Freude, die angehenden Serienmördern das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Ein Patient liegt anästhesiert auf dem OP-Tisch und begibt sich vertrauensvoll in die unbeholfenen Hände des Spielers. Dieser sollte nun eigentlich mit präzisen Handgriffen komplizierte medizinische Eingriffe vornehmen, ringt allerdings stattdessen eher damit, das Greifen von Gegenständen zu erlernen oder auch damit, das ihm nicht seine Armbanduhr in die ausgehöhlte Magengrube des Patienten plumpst.

Da passiert es schon mal, das der Arzt beim Praktizieren in eine Pulsader hineinschnitzt aus der das Blut nur so sprudelt – doch es gibt für alles eine Lösung und mit einer schmerzstillenden Spritze mitten ins Gesicht ist das Problem des Tachninierers auch schon wieder aus der Welt. Sobald dann selbst die Gehirntransplantation zum mondänen Alltagseingriff geworden ist setzt das Spiel noch Eins drauf: Im Ambulanz-Modus muss im fahrenden Rettungsvehikel operiert werden – Feuerlöscher stürzen aus den Kästen und das gerade entfernte Herz purzelt schon mal aus Versehen durch die lockeren Türen auf die Straße.

Surgeon Simulator 2013 ist nicht wirklich ein vollwertiges Videospiel – vielmehr ist dieser Titel als interaktiver Witz zu verstehen, ein Stück Slapstick für den Heimwerker sozusagen. Der makabere Humor und die akribische Liebe zum Detail machen aus dem Projekt einen gelungenen Spielplatz für Freunde von schwarzem Humor und obwohl es eigentlich viel zu wenig zu tun gibt, ist das Erlebnis trotzdem eine Empfehlung wert.

Plattform: PC (Steam, Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): KA, Release: 19.04.2013,
http://www.surgeonsimulator2013.com/

Tags:3.5 von 5Bossa StudiosIndiePCSimulationSteamVideo-Review

Über den Autor

Florian Kraner Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.

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