Liebe Leserinnen
Das folgende Thema huscht mir schon seit einiger Zeit durch den Kopf und ich möchte daher mal einige Gedanken zusammenfassen und mich interssiert - wie auch immer - Eure Meinung einfach brennend. Und selbst, wenn ich mich jetzt irgendwo tierisch in die Nesseln setze - unsere hübschen Köpfchen sind meiner Meinung ja nicht nur dazu da, um bunte SchminkiSchminki draufzuschmieren.
In den letzten sechs Monaten hat eine Reihe von "Skandalen" die "heile" You-Tuber-und-Blogger-Welt erschüttert. Obs nun das HR-Drama war (inkl. Beschimpfungen und seitenlangen Blog-Statements), die Zusammenarbeit einzelner "Gurus" mit Kosmetikfirmen, das leidige Thema "Wer bekommt von wem wieviel kostenlosen Schminkkram?", Sponsoring, angeblich mehr oder weniger "junge & willige" Zugpferde für "Website-Projekte", gekaufte Reviews, mehr oder wenig geglückte Profilierungsversuche auf deutschen Privatsendern oder das Youtube-Partnerprogramm. Kritischen Stimmen wird reflexartig vorgeworfen, sie seien "Hater" oder doch "nur neidisch", statt sich sachlich mit dem Inhalt der Kritik auseinanderzusetzen.
Dieses "OMG-ich-bin-ein-Youtube-Superstar!" in Kombination mit "Da will ich jetzt aber auch Geld verdienen mit, weil in Amerika klappt das schliesslich auch!" und das auf Kritik nachfolgende "Ich-mach-das-doch-nur-für euch...." finde ich persönlich etwas seltsam, genauso wie die um sich greifende Raffgier, die sich vor allem über die Erwartungshaltung "Ich habe jetzt ein Blog, da erwarte ich aber auch, dass ich mit Gratis-Produkten zugeschmissen werde." definiert.
Mal ehrlich, ich bekomme das ganz ungefiltert mit: In schöner Regelmässigkeit bekomme ich Anfragen, ob ich nicht dieses und jenes sponsern will plus hier noch noch was kostenlos zum Testen zuschicken mag. Nein, ich mag nicht jeden sponsern und als winzigkleines Nano-Business (selbst Micro-Business triffts nicht wirklich) kann ich das auch unter einem finanziellen Aspekt gar nicht. Zumal es mich ärgert, wenn ich schon an der Email sehe, dass man sich mit "PonyHütchen" als Marke wirklich überhaupt nicht auseinandergesetzt hat, sondern dieselbe Mail an 10.000 andere Unternehmen ebenfalls geschickt hat. Ich schreibe dann eine nette Absage und bitte um Verständnis, dass ich nicht jedem etwas zusenden kann. Oft genug kommen dann Mails mit netten Beschimpfungen zurück.
Schreibt man denn wirklich nur ein Blog, um Gratis-Produkte abzustauben? Oder weil es ein Hobby ist, an dem man Spass hat? Gehts nur noch darum sich wie Strassenhunde um die Abfälle einer mehr als fragwürdigen Industrie zu kloppen, weil man sich geschmeichelt fühlt, wenn einem da in bestem Eigeninteresse ein Brocken zugeschmissen wird? Sorry, aber wenn mich ein Produkt wirklich und aufrichtig interessiert, dann investiere ich das Geld doch auch - bevor das ganze Sponsoring überhand nahm, hat man das Geld ja schliesslich auch ausgegeben.
Ich habe auch nicht den Eindruck, dass dieses ganze Sponsoring der "Szene" unbedingt gut getan hat. Wo früher doch eine erhbeliche Kreativität an den Tag gelegt wurde, sich viel Mühe gegeben wurde mit Tutorials, Anleitungen, How-tos, Tipps und Reviews, habe ich jetzt den Eindruck, dass oftmals nur noch die offiziellen Pressematerialien der aktuellen essence-LE/MAC-LE mit der bekannten "Doktörchen-Methode" Ctrl+C und Ctrl+V in den Blogs auftauchen, kreative Make-Ups (oder überhaupt Make-Ups) immer weniger eine Rolle spielen und Reviews mehr oder weniger gelangweilt abgespult werden. Ist irgendwo klar: was man selber gekauft hat, muss einen ja irgendwo angesprochen haben (auch wenn sichs hinterher als Fehlgriff herausstellt), was man zugeschickt bekommen hat, hat man ja im Endeffekt nicht selber ausgewählt. Versteht mich nicht falsch: auch ich freue mich, wenn ich mal was testen kann, aber das ist nicht Grund für diesen Blog und bevor ich da eine halbherzige Review hinkliere, der man anmerkt, dass man dazu keinen Bock hatte, lasse ich es lieber komplett sein.
Eines sollten wir nicht vergessen: momentan ist die "Szene" auf dem besten Wege, das zu verlieren, was sie so erfolgreich gemacht hat (und für PR-Firmen so ungemein interessant): ihre Authenzität. Und das wäre wirklich schade. Aber momentan sieht es wirklich so aus, als würde sich die "Szene" zu einem billigen Sprachrohr (Schon mal überlegt, was so Anzeigen in Zeitschriften kosten? Und hier reichts aus, mal nen paar Gratisprodukte aus der Portokasse springen zu lassen...) für die Verlautbarungen der Beauty-Industrie entwickeln.