Veröffentlicht am 30. Mai 2014 | von Florian Kraner
Video Features: Games-Jahrescharts 1992
1992 gerät die Gewaltwelle, die die Videospielwelt seit geraumer Zeit überflutet, endgültig außer Kontrolle. Doch ausgerechnet der harmlose Titel Night Trap löst den Skandal aus, mit dem in den USA die ESRB-Agentur zur Kontrolle von Inhalten gegründet wird.
Beste Geschichtsstunde: Wolfenstein 3D
In Wolfenstein 3D geht es darum, an Wänden entlangzulaufen und verzweifelt auf die Spacebar-Taste zu hämmern, immer auf der Suche nach verstecktem Nazigold. Nebenbei schießt man auch mal auf Nazis oder Mecha-Hitler und entdeckt die Ursprünge des Egoshooters, der bis dahin noch nie so schnell und actionlastig war. Den enormen Erfolg verdankt das Spiel in erster Linie einer genialen Shareware-Strategie: Die erste Episode kann kostenlos heruntergeladen werden und bietet den Spielern stundenlanges Gameplay. Die Demo passt auf eine Diskette, wodurch das Kopieren besonders leicht wird und das Spiel in Windeseile weite Verbreitung findet.
Beste Schauspieler: Mortal Kombat
Als Mortal Kombat die Spielhallen erobert, liegt das vor allem an zwei Faktoren: Blut und Gewalt. Nichts fasziniert die pubertären Massen die gerade alt genug sind um gegen den knuddeligen Nintendo-Stil zu rebellieren mehr als der Bruch mit allen gängigen Tabus. Von abgeschlagenen Köpfen zu herausgerissenen Herzen ist die Gewaltinszenierung in Einklang mit den realistischen Grafiken einer der ersten Auslöser um über das Zensieren von Videospielen zu sprechen.
Bester Skandal: Night Trap
Das ist Ashley. Ashley ist heute ausser sich, denn sie feiert mit ihren Freundinnen Kelly, Megan, Cindy und Lisa eine Pyjamaparty. Was sie noch nicht weiß? Das Haus wird von vampirartigen “Augres” heimgesucht, die auf Party-Crashen spezialisiert sind und darauf, überdrehten Vorstadtmädchen das Blut zu entnehmen. Als Spieler ist es nun die Aufgabe Überwachungskameras im Haus zu sichten um die grausamen Eindringlinge rechtzeitig aufzuspühren und mit Fallen auszuschalten. Vor dem amerikanischen Kongress wird die Geschichte natürlich bis ins Absurde ausgeschmückt, und so führt man durch den entstehenden Skandal das Rating-System der ESRB ein, um Videospieler vor der Teilnahmslosigkeit ihrer eigenen Eltern zu schützen.
Bester Film: Indiana Jones and the Fate of Atlantis
Lucas Arts ist 1992 eines der bedeutsamsten westlichen Studios und liefert regelmäßig neue Bestseller. Unterhaltsame Titel wie Monkey Island vermitteln das Gefühl interaktive Comics zu spielen, doch mit dem Release von Indiana Jones zeigt Lucas Arts erstmals eine weitere Dimension. Es entsteht ein Werk, das beinahe einem interaktiven Film gleicht. Mit solidem Skript wird das volle Spektrum des Indiana Jones-Universums behutsam umgesetzt und erlaubt der Welt weit mehr Entfaltungsmöglichkeiten als ein zweistündiger Film. Es entsteht ein unvergesslicher Adventure-Klassiker, dessen Einflüsse noch bis heute spürbar bleiben.
Beste Atmosphäre: Alone in the Dark
Alone in the Dark ist eine Serie, von dessen ursprünglicher Idee nicht viel übrig geblieben ist. Eigentlich ist der Titel weniger der frühe Begründer der Resident Evil Action-Reihe, sondern vielmehr der Versuch, ein mit Licht und Schatten arbeitendes Horror-Setting basierend auf dem Cthulhu-Mythos zu erschaffen. Man wollte mit Fotos von echten Umgebungen arbeiten, jedoch war es unmöglich, die realen Bilder mit der digitalen 3D-Orientierung in Einklang zu bringen und so musste letztendlich doch ein Zeichner an die Arbeit. 6 Shotgun-Schüsse, 12 Patronen und 3 Pfeile sind alles, was der Spieler findet – Kämpfe empfehlen sich also selten. Das System prägt die nächste Konsolengeneration entscheidend, lediglich der kreative Einsatz mit Kameraperspektiven überlebt jedoch als interessantes Gestaltungselement bis heute.
Tags:JahreschartsVideo-Review
Über den Autor
Florian Kraner Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.