Veröffentlicht am 13. Dezember 2013 | von Florian Kraner
Video Features: Games-Jahrescharts 1988
Ninjas, Kettensägen und eine kräftige Portion Blade Runner: Das Videospieljahr 1988 hatte eindeutig einige Spieleperlen parat, wenn auch der Großteil nicht das Gelbe vom Ei darstellte. Hier eine Auswahl der Highlights von 1988.
Beste Blade Runner Adaption: Snatcher
Hideo Kojima ist aufgrund des Erfolgs seiner Metal Gear Solid-Serie dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit ausgelutschte Sequels aus der selben müden Materie herauszudrücken – ein grausames Schicksal, das leicht vergessen lässt, dass er eigentlich ein Händchen für die Entwicklung von Szenarien und Stories hat. Ein Talent, das nirgendwo besser zum Vorschein kam als in Snatcher, welches klassische Szenarien aus Blade Runner oder Terminator zu einem grandiosen Cyberpunk-Adventure zusammenmischte. Snatcher präsentiert sich als zeitlose Visual Novel mit einer greifbaren dystopischen Welt und richtet sich an ein älteres Publikum. In der ersten Version, die 1988 herauskommt, geht mittendrin das Budget aus und so findet sich der letzte Akt des Spiels erst in späteren Releases wie der hier gezeigten Sega CD-Version.
Bestes Mittelmaß: Altered Beast
Eigentlich ist man sich gemeinhin einig, dass Altered Beast eines der unspielbarsten Spiele ist, die Sega je hervor gebracht hat. Trotzdem war es der Titel, den man dazu wählte, um ihn als Pack-In mit dem neuen Sega Mega Drive zu verkaufen -und das hatte seinen Grund: Für damalige Begriffe war die Grafik detailliert und ein guter Kontrast zur knuddeligen Cartoon-Optik der Hauptkonkurrenz Nintendo. Eines der frühen Beispiele also, bei denen Grafik mehr zählt als Gameplay.
Bester Grund für das Jugendschutzgesetz: Splatterhouse
Brutale Gewaltorgien, die dem frommen Großmütterchen das Frühstück aus dem Magen treiben, sind heute in Videospielen der eintönige Alltag geworden. Pioniert wurde diese fragwürdige Entwicklung aber bereits 1988, als mit Splatterhouse eines der blutigsten Spiele überhaupt in die Spielhallen kam. Vom Kettensägen-Massaker zu aufgeplatzten Eiterbäuchen war auch wirklich alles dabei, was der Splatter-Fan aus dem umtriebigen Filmgenre gewohnt ist. Passend also die Parental Advisory Warnung: „Nicht geeignet für Kinder… und Feiglinge“.
Beste Cutscenes: Ninja Gaiden
Nichts ist 1988 cooler als der Ninja. Von Teenage Mutant Ninja Turtles zu Shinobi, den japanische Auftragskiller findet man überall. Die Idee, ein weiteres Videospiel damit zu machen, ist also recht nahe liegend – ungewöhnlicher ist der Ansatz, es mit verschiedenen Entwicklerteams auf unterschiedlichen Plattformen zu versuchen. Nur so entsteht neben dem mittelmäßigen Double Dragon-Verschnitt aus dem Arcade-Bereich der Castlevania inspirierte NES-Klassiker. Bekannt ist das Spiel neben dem knackigen Schwierigkeitsgrad vor allem für seine Comic-artigen Zwischensequenzen, die dem Titel zu ewiger Popularität verhalfen.
Beste Lizenzidee: John Madden Football
Bereits in den 80ern entdeckt EA die lukrative Welt der Sportlizenzen. Nachdem im Vorjahr bereits Baseball erfolgreich ein Publikum gefunden hat kommt dieses Jahr American Football an die Reihe und startet damit eine (wohl) nie endende Flut an Releases, die bis heute durchgehend weiterläuft. Tatsächlich beginnt der Erfolg allerdings mit einer Menge Aufwand: Ganze vier Jahre befindet sich der Titel in Entwicklung, im Mittelpunkt steht die Simulation der Realität, wie Wetterbedingungen oder Spielerermüdung und nicht mehr nur das lose Spiel mit der Reaktion.
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Über den Autor
Florian Kraner Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.