Veröffentlicht am 19. September 2013 | von Florian Kraner
Video Features: Games-Jahrescharts 1983
Jahrescharts sind heute eine alltägliche Angelegenheit, doch wie sieht das aus, wenn man ganze 30 Jahre in die Vergangenheit zurückblickt? 1983 ist das Jahr in dem die große Videospielkrise ihren Anfang nimmt und damit die Industrie dazu zwingt neue Wege zu erschließen.
Beste Ode an den Kapitalismus: M.U.L.E.
M.U.L.E. Ist eine strategische Wirtschaftssimulation. Publiziert von Electronic Arts, schickte sich das Spiel an, als ein einflussreicher Titel in die Geschichte einzugehen. Da gibt es kaum eine Design-Legende, die hier nicht irgendwann einmal Inspiration gefunden hat – von Sid Meier zu Will Wright oder Shigero Miyamoto. Das zeitlose Spieldesign funktioniert bis heute: Vier Spieler ziehen auf einer Karte ein und versuchen ihre Ressourcen so zu verwalten, dass ihr Profit im Laufe einer Saison die Mitspieler in den Bankrott treibt. Gefechte finden bei M.U.L.E. auf dem freien Markt statt, an dem jeder mitbieten kann, vorrausgesetzt die Geldbörse ist größer als die eigene Verzweiflung.
Bester Quicktime-Event: Dragon’s Lair
1983 sind Videospiele etwa so malerisch wie ein Verkehrsschild, die Verzierungen der Automaten sind eher für grafische Eindrücke verantwortlich als deren Bildschirme. Als beeindruckender Ausreißer erobert Dragon’s Lair die Spielhallen, mit neuer CD-Technologie werden aufwendige Animationssequenzen aneinandergereiht, der Spieler hat mit dem richtigen Timing lediglich Reflexe der Spielfigur zu steuern, Interaktion ist auf ein absurdes Minimum reduziert, beinahe ein moderner Ansatz. Animiert durch das renommierte Animationsstudio von Don Bluth ist Dragon’s Lair ein Projekt das seiner Zeit weit voraus war und deshalb aus der heutigen Sicht umso beeindruckender wirkt.
Bester Multiplattformer-Titel: Mario Bros.
Mario Bros. ist nach Donkey Kong der zweite große Plattformer aus dem Hause Nintendo. Das Miyamoto-Maskottchen Mario verlässt die Baustelle und richtet sich beruflich neu aus, psychoaktive Pilze sucht man zwar vergebens und die einzigen Münzen die gesammelt werden sind die der treuen Spielhallenbesucher, dafür arbeitet man bereits als Installateur in den Abwasserkanälen New Yorks. Wie beim vorhergehenden Spiel ist das Konzept auf eine Arcade Umgebung ausgelegt, ein Mehrspielermodus soll das Spiel abrunden und so wird Mario für den zweiten Spieler umgefärbt und Luigi erblickt das Licht der Welt, strenggenommen also mehr Klon als Bruder. Das Spiel ist der Grundstein für viele Elemente, die die Mario-Reihe bis heute definieren.
Bestes JRPG: Ultima III
Als dritter Teil der Ultima-Serie ist dieser Titel wegweisend. Es gibt einen separanten Kampf-Bildschirm, in dem mehrere Charaktere befehligt werden, ein Prinzip das Jahre später die Entwickler von Dragon Quest und Final Fantasy inspirieren wird und damit das JRPG ins Leben ruft. Anders als in den japanischen Ablegern lassen sich hier allerdings wie für westliche RPGs üblich vielfältige Charaktere erstellen, verschiedene Klassen und Rassen schaffen eine gute Grundlage zum Experimentieren, das Spiel wird zum Erfolg.
Bestes Studio-Debüt: Jetpac
Jetpac ist das erste kommerzielle Spiel der Stamper-Brüder, zwei Spielentwickler deren Bestrebungen fließend in das Studio Rare übergehen sollten. Das Spiel ist qualitativ für damalige Verhältnisse solide und legt damit den Grundstein für einen beachtlichen Werdegang. Rare inkludierte das Spiel seinerzeit in Donkey Kong 64, erst 2012 entdeckt man dass auch das Rare-Spiel Goldeneye mit einem versteckten Emulator ausgeliefert wurde, der das Spiel spielbar macht.
Tags:JahreschartsVideo-Review
Über den Autor
Florian Kraner Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.