Rund 200.000 Beschäftigte müssen weiter auf Einkommenserhöhung warten.
Alfred Gajdosik ist einer der Verhandlungsführer, und setzt sich für ArbeitnehmerInnen ein. © Paul Sturm/Vida
Wien (OTS/ÖGB) – Nach dem Abbruch der Kollektivvertragsverhandlungen für das Hotel- und Gastgewerbe ist auch ein zweites Sondierungsgespräch vergangenen Freitag ergebnislos verlaufen. Die Gewerkschaften vida und GPA-djp mussten feststellen, dass sich an der Position der Arbeitgeber nichts geändert hat. Sie bleiben bei der Forderung nach einer Verkürzung der Nachtruhezeit – ein Punkt, der auf gesetzlicher Ebene geregelt ist und somit bei Kollektivvertragsverhandlungen nichts verloren hat. Die Arbeitgeber weigern sich weiterhin, bundesweit über Lohn- und Gehaltserhöhungen zu verhandeln, wenn die Gewerkschaft diese unerfüllbare Forderung nicht unterstützt.
Mit dieser Weigerung entziehen sich die Arbeitgeber ihrer Verantwortung für rund 200.000 Beschäftigte und rund 10.000 Lehrlinge, die somit nicht nur keine faire Einkommenserhöhung bekommen sondern eine deftige Reallohnkürzung hinnehmen müssen, da nicht einmal die Inflationsrate abgegolten wird. “Das Hotel- und Gastgewerbe ist ohnehin schon eine Niedriglohnbranche mit schwierigen Arbeitsbedingungen, umso beschämender ist das Verhalten der Arbeitgeber den Beschäftigten gegenüber. Über Nachwuchs- und Fachkräftemangel im Tourismus brauchen sie sich nicht mehr beschweren”, so die Verhandlungsführer der Gewerkschaften, Rudolf Komaromy und Alfred Gajdosik.
Machtkämpfe in WKÖ auf Kosten der Beschäftigten
Zum Vorschlag der Arbeitgeberseite, die Lohn- und Gehaltsverhandlungen auf Länderebene fortzuführen, sagen die beiden Gewerkschafter: “Wir wollen einen bundesweit einheitlichen Lohn- und Gehaltsabschluss. Verhandlungen auf Landesebene würden die Gräben zwischen den Bundesländern weiter vertiefen und die bestehenden Einkommensunterschiede verstärken. Die Arbeit der Beschäftigten muss bundesweit gleich viel wert sein, alles andere ist weder gerecht noch sinnvoll.”
“Die Vertreter der Wirtschaftskammer versuchen nur zu vertuschen, dass die Wirtschaftskammerwahlen längst ihre Schatten vorauswerfen und sie nicht in der Lage sind, sich in ihren eigenen Reihen auf eine Position zu einigen. Diese Machtkämpfe auf Seiten der Arbeitgeber werden auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Daher sehen wir die Vorgangsweise der Arbeitgeber als klaren Bruch der Sozialpartnerschaft und werden alle gewerkschaftlichen Mittel, die uns zur Verfügung stehen ausnutzen, um den Beschäftigten eine faire Einkommenserhöhung zukommen zu lassen. Außerdem werden wir gerade jetzt in der Sommersaison die Öffentlichkeit darüber informieren, wie die Arbeitgeber im Tourismusland Österreich mit ihren Beschäftigten umgehen”, so Komaromy und Gajdosik abschließend.
Was die Gewerkschaften fordern:
- Schrittweise Anhebung von Mindestlohn bzw. Mindestgehalt auf 1.500.- Euro
- Angemessene Einkommenserhöhung für alle Beschäftigten
- Ein bundesweit einheitliches, modernes Lohn- und Gehaltssystem
Was die Arbeitgeber bieten:
- Massive Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen!
- Verkürzung der Nachtruhezeit von 11 auf 8 Stunden
- Erweiterung des Durchrechnungszeitraums auf 6 Monate, z.B. für Überstunden