Frau Sabienes sagt
Pink statt Blau
Heute vor genau 15 Jahren wurde Viagra als Mittel gegen Erektionsstörungen in Europa eingeführt.
Ich weiß nicht, in welchem Umfang sich seither unter den Anwendern eine bittere Erkenntnis breit gemacht hat. Aber vielleicht hat sich doch mancher Mann gefragt, was ihm diese kleine, blaue Pille denn nun nutzen soll, wenn seine Holde allnächtlich unter gewissen Kopfschmerzen leidet.
Aber wenn man der Pharmazie Glauben schenken darf, ist nun Schluss mit dem Verdruss. Denn es gibt jetzt endlich auch ein Viagra für Frauen!
Viagra für Frauen
Dieses „Viagra für Frauen“, das nun unter dem Namen Addyi auf dem Markt kommen wird, hat seinem amerikanischen Hersteller Sprout Pharmaceuticals einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Eigentlich sollte ja mit dem Wirkstoff Flibanserin ein neues Antidepressivum entwickelt werden. Die weiblichen Testpersonen merkten alledings kaum eine Stimmungsaufhellung, berichteten aber von einer vermehrten sexuellen Stimulation. Um diese Erkenntnis zu verwerten, musste man schnell eine neue Erkrankung erfinden. Diese heißt nun HSDD, also „Hypoactive Sexual Desire Disorder“, mit dem man ein unerwünschtes Verhalten, nämlich die Unlust der Frau, endlich in eine pathologische Schublade stecken kann. Denn angeblich hätte laut einer Erhebung die durchschnittliche Frau lediglich 2,7 sexuell befriedigende Erlebnisse im Monat, nach Einnahme dieses Medikaments konnte dies um kolossale 15 % gesteigert werden.
Nun hatte man also das Problem für die Lösung, ein Viagra für Frauen! Und statt einer blauen Pille ist diese nun in einem feminen Pink gehalten.
Allerdings müssen die Damen mit unangenehmen Nebenwirkungen rechnen. Das sogenannte Viagra für Frauen (eine Bezeichnung, die von Grund auf verkehrt ist) kann zu Schwindel, Übelkeit, Schläfrigkeit, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit und Angstgefühlen führen. Besonders gilt dies, wenn man die pinke Pille gemeinsam mit Alkohol oder anderen Medikamenten einnimmt. Eine lückenlose Betreuung durch den verschreibenden Arzt ist angeraten.
Wie sich das in der Praxis dann gestaltet, möchte ich gar nicht wissen.
Brauchen wir die pinke Pille?
Wir Frauen in den besten Jahren brauchen diese pinke Pille nicht, denn eine Medikamentation mit Addyi ist nur für Frauen vor der Menopause vorgesehen. (Weil Frauen in den besten Jahren keinen Sex mehr haben?)
Wir Frauen in den besten Jahren brauchen diese pinke Pille sowieso nicht, weil wir nämlich klug sind und rechnen können!
Dieses auf die Glückshormone Serontonin und Dopamin wirkende Mittel muss anders als das tatsächliche Viagra täglich eingenommen werden und nicht erst „bei Bedarf“. Eine Monatspackung Addyi wird 400 USDollar kosten, das sind umgerechnet etwa 354 Euro.
Jetzt rechnen wir mal:
Für 354 Euro kann man sich eine prima Haushaltshilfe leisten, einen Babysitter, ein Essen außer Haus, eine Paartherapie und eine Packung Aspirin. Wenn dann noch das After Shave vom Partner stimmt, wären schon mal die gröbsten Abtörner im Bett eliminiert.
Dadurch haben wir mehr Spaß und weniger Nebenwirkungen und können auch auf den Onkel Doktor verzichten, der bei uns auf der Bettkante sitzen muss, um die Nebenwirkungen zu protokollisieren.
Die in den Medien kursierende Bezeichnung „Viagra für Frauen“ geht sehr salopp davon aus, dass die Erektionsprobleme beim Mann die gleichen Ursachen hätten, wie sexuelle Unlust (oder HSDD) bei Frauen. Dabei verwechselt man Äpfel mit Birnen. Denn auch, wenn ein Mann mit Viagra wieder eine Erektion haben kann, könnte auch er unter HSDD leiden.
Und wahrscheinlich würde ihm in diesem Fall Addyi genauso wenig helfen, wie seiner Partnerin.
Und nun kommt die traditionelle Frage an meine Leserinnen:
Was haltet ihr von diesem Viagra für Frauen?