Ausflug! Jippieh! Von Güzelçamlı aus war es eine kleine Tour über Land, auf dem Weg in ein vielgepriesenes Fischrestaurant, auf der anderen Seite des Dilek-Nationalparks. Was hatte ich es gut, ich ließ mich kutschieren und schaute aus dem Autofenster auf antike Zitate an Hügeln. Denn für alle, die das irgendwie scheu und säulenhaft und selbstverständlich dastehende Erbe von Priene und Milet in der türkischen Ägäis besuchen wollen, kann ganz nah und zum Abend die Idylle einer versteckten Lagune winken.
Die Lagune, die wir erreichen, gehört noch zum Landkreis Söke. Söke, da zeigen kurz die Finger drauf, ein ägäisches Städtchen in der Türkei, das es zu besuchen lohne: Völlig untouristisch, mit authentischen Handwerksbetrieben und Läden, kaum ein Tourist finde hier her. Wir fahren vorbei. Und erst als der Wagen zum Stehen kommt, weiten sich der bereits Schauenden (grünes Land, karge Phasen, possierliche Säulen, Männer in Straßencafes) die Augen. Boote, Stille, Wasservögel … Tische, die einladen zu bleiben.
Und dann sind selbst die Gastgeber, die den besonderen Ort kannten, überrascht. Aus eins wurde zwei. Wo eine Idylle abseits der touristischen Pfade vermutet wurde, sind plötzlich auf gleichem Terrain zwei Fischlokale zu finden, eng aneinander geschmiegt, zarte, aber klare Grenze. Zwei Vitrinen mit prächtig dargebotenem Fisch, zwei Gastgeber, jeweils gelassen-engagiert. Heftiges Beschauen: Der Fisch in beiden Vitrinen ist frisch mit den glänzenden Augen des erst jüngst gefangenen Wolfsbarsch. Ein doppeltes, identisches, gutes Angebot. Viele Plätze beider Restaurants sind leer, wir befinden uns an einer verträumten Lagune in der Vor-Vor-Saison … und entscheiden unseren Platz nach der Strahlkraft der Restsonne.
Im Laufe des Abends wird klar – aber das ist dann auch gar nicht mehr so wichtig – dass das einstmals gemeinsam betriebene Lokal zweier Cousins sich in zwei Lokale gespalten hat. Dass eine Verfeindung nicht zu spüren ist, zum Glück. Dass man das nächste Mal auf jeden Fall aus Gerechtigkeitgründen in der anderen Abteilung zu sitzen kommt. Aber heute können wir ja nur eins tun: Denn die Fische in der Vitrine schauten gleich wohlbehalten, tot und lecker. Ab in die Restsonne eines wunderbaren Tages!
Der Kellner kommt mit einer umfangreichen Vorspeisenauswahl. Ich will das Grüne, von dem ich bis heute nicht weiß, was es ist. Sieht aus wie eine Mischung aus (neon-)grünem, sehr dünnem Spargel oder doch prächtig gewachsenen Algen? Keine Ahnung: Es wird wunderbar fein und zitronig schmecken… Dann noch ein scharfes Mus. Und die (ich schwöre!) besten Calamares meines bisherigen Lebens. So zartes Dings in so zartem Teig, man könnte und wollte endlos so weiter. Während die Fischreiher aufsteigen. Dann kommt der Wolfsbarsch, nicht überdimensioniert, irgendwie passt alles in den Magen, auf den begeisterten Gaumen ohnehin.
Das Obst geht auf´s Haus: Es besteht vor allem aus Quitten, roh und pur. Die sind sehr faserig und spröde. Mehmet, der das aus seiner Kindheit kennt, langt zu, ich finde es ein bisschen wie Sauerholzraspeln. Dafür, dass ich dachte, Quitten könne man gar nicht einfach so mal roh essen, schmecken sie doch irgendwie gewöhnungsmöglich, lehr- und vermutlich ballaststoffreich.
Tipp: Ganz klar, hier muss und soll und darf jede(r) hin nach einer Ausflugstour zwischen Priene und Milet. Ich hoffe Ihr findet es, es ist nun mal ein kleiner Geheimtipp für Suchende und Findende. Und dennoch glaube ich, dass in der Saison hier jeder Platz besetzt sein wird von Calamaris-süchtigen Gästen. Just try!