Verwaschene R&B-Bilder; Live Erleben: How To Dress Well im Berliner Chalet

Erstellt am 10. August 2012 von Stereopol

How To Dress Well am  11.08.2012
Berlin – Chalet (Vor dem Schlesichen Tor 3)
Beginn: 22:00 / Eintritt: 14 Euro

Pop ist bekanntermaßen ein flüchtiges Geschäft. Genres kommen und gehen, oftmals ohne überhaupt mehr als eine Sekunde an der Oberfläche des warholschen Ruhmesversprechens genießen zu dürfen. So erging es auch Witch-House, einem veritablen Netzphänomen in 2010. Es klang wie langsame Lo-Fi-HipHopBeats, Loops und gepitchte Stimmfetzen, alles gehört durch die Wand zur Nachbarwohnung. Am erfolgversprechendsten gelang dies den Bands des britischen Tri-Angle Labels wie Balam Acab, Holy Other oder eben How To Dress Well. Ebenso wie Balam Acab, der sich auf seinem Album „Wander/Wonder“ organischen Soundlandschaften widmete, distanzierte sich Tom Krell, der Mann hinter How To Dress Well, relativ schnell vom Hexenhausetikett und so verwundert es nicht, dass das kommende Album, „Loss“, nicht mehr auf Tri-Angle erscheinen wird, sondern auf Acephale/Weird World.

Krell fiel schon damals durch eine hörbare Vorliebe für R&B aus dem Feld der düsteren Soundladschaften und verwies in Interviews gerne auf R. Kelly oder D´Angelo als musikalische Vorbilder. Versteckte sich dieses Faible auf seinem Debütalbum noch hinter Rauschen und Stimmensamples, lassen die beiden Vorabsongs aus dem kommenden Album, „Cold Nites“ und „Ocean Floor For Everything“, auf eine deutlich klarere und skelettierte Produktion schließen, in der Krells Stimme deutlich im Vordergrund steht, nur unterstützt von einem reduzierten Rythmusgerüst, zurückgenommenem Bandmaschinenrauschen und einem Keyboard. Das erinnert dann eher an Künstler wie The Weeknd, Bon Iver oder auch Frank Ocean, die dem R&B zu einem zeitgemäßen Sound und Inhalt verholfen haben.

Wer hören möchte, ob diese Vermutung auch für andere Songs des am 17. September erscheinenden Albums zutrifft, oder einfach Songs wie „Ready For The World“ oder „Decisions“ von Krells Debüt live erleben möchte, der hat am morgigen Samstag im neuen Berliner Club „Chalet“ die Chance dazu. Freunde verwaschener R&B-Ästhetik oder einfach gegenwärtiger Popentwürfe sollten sich das nicht entgehen lassen.

Denn die Songs von How To Dress Well klingen wie Traumbilder, die so flüchtig sind, dass es schwer fällt, sie zu greifen, die aber, auch wenn man glaubt, sie verloren zu haben, in den richtigen Situationen wieder aus dem Unterbewusstsein auftauchen. Daher würde es auch nicht überraschen, wenn der eine oder andere Song auf „Loss“ demnächst in den richtigen Filmszenen laufen würde.

How To Dress Well online
und die Veranstaltung auf Facebook.

Autor: Johannes Hertwig

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