Verwandte in den USA?

Von Bentschneider

Da ich immer wieder Anfragen bekomme, wie man eventuelle Verwandte in den USA finden kann, kommt nun eine mehrteilige Abhandlung über die Recherche Möglichkeiten.

Teil 1: Forschungsmöglichkeiten in den Passagierlisten

Millionen Europäer haben im 19. und 20. Jahrhundert ihre Heimat verlassen, die meisten (80 Prozent) von ihnen in Richtung USA. Hunger, Armut, religiöse oder politische Verfolgung  – Kurzum das Leben in der Heimat schien für viele keine Perspektiven mehr zu bieten. Allerdings wird die Entscheidung auszuwandern für die Meisten trotzdem keine einfache gewesen sein: Oft war man viele Monate unterwegs, die Reisebedingungen waren hart und die Kosten für eine solche Reise enorm, eine Rückkehr war damit quasi ausgeschlossen.

Dass sich trotzdem Millionen Menschen – rund fünf Millionen allein via Hamburg – auf diese Reise um die halbe Welt in ein fremdes Land, dessen Sprache sie nicht mächtig waren, begeben haben, zeigt wie drückend die Verhältnisse in der Heimat gewesen sein müssen. Sie alle wurden getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Alle Reisenden, die den Hamburger Hafen in die „Neue Welt“ verlassen haben wurden in den Passagier- bzw. Abfahrtslisten aufgenommen. Daher liefern diese Listen noch heute neben Angaben auf welchem Schiff jemand wann abgefahren ist, auch detaillierte Angaben zu Name, Alter, Geburtsort oder letzter Wohnort, Beruf, Familienstand, Staatsangehörigkeit, Verwandtschaftsverhältnisse zu Mitreisenden etc.

Einsicht in die Passagierlisten kann man zum Beispiel in der ancestry.de Datenbank nehmen. Die Hamburger Passagierlisten sind weltweit die am besten erhaltene, umfassendste Sammlung von solchen Listen. Es gibt Aufzeichnungen von 1850 bis 1934 (mit einer Lücke während des Ersten Weltkrieges von 1915 bis 1919). Und es gibt Namenindices, die die Suche erleichtern.

Unglücklicherweise wurde in Bremen/Bremerhaven, dem größten deutschen Auswandererhafen, der Wert dieser Listen erst spät erkannt und weitere Listen wurden im Krieg zerstört, so dass heute nur noch die Listen von 1920 bis 1939 erhalten sind.

Nicht nur für Amerikaner mit europäischen Vorfahren lohnt es sich, auf den Spuren ihrer Ahnen die Passagierlisten einzusehen. Auch für deutsche Ahnenforscher ist es eine wertvolle Quelle: In einigen Familien ist es bereits bekannt, dass ein entfernter Verwandter nach Übersee ausgewandert ist. So lassen sich Familienbande mit Nachfahren dieses Auswanderers in den USA, Australien oder einem anderen Land knüpfen.

Unter Umständen lässt sich sogar ein direkter Vorfahr auf diesen Passagierlisten finden, auch wenn der Rest der Familie in Deutschland geblieben zu sein scheint. Beispielsweise könnte der Ahne auch ohne seine Angehörigen ausgewandert sein, nachdem seine Kinder zur Welt gekommen, bereits erwachsen oder sogar verstorben waren.

Auch lassen sich in den Passagierlisten so manche Berühmtheit oder kuriose Personen finden:

Wagen Sie also einmal einen Blick in die Hamburger Passagierlisten, möglicherweise finden Sie einen Vorfahren darin, der die große Reise in eine unbekannte neue Welt angetreten hat.

Im zweiten Teil geht es um die Forschungsmöglichkeiten in den USA.

Ihre Andrea Bentschneider