Wenn man sich in der Natur umsieht, dann staunt man über die Selbstähnlichkeit vieler Dinge. Zum Beispiel das Phänomen der Verästelung: Geäst der winterlichen Bäume, Verästelung der Pfauenfedern, Adern auf den Bananenblättern oder die Blutgefässe von uns Menschen.
Entweder ist da etwas Dickes (zB. Baumstamm) und das teilt sich auf in immer dünneres vom Selben (hier: Äste). Oder wir haben etwas Dünnes (zB. Quellbäche) und die schliessen sich immer mehr zusammen zu etwas grösserem (hier: Strom).
Bei den Worten kenne wir das auch: es gibt einen Oberbegriff, zB. „Metall“ und der verästelt/verfeinert sich in immer mehr Unterbegriffe (Metall – Eisen – Stahl – Edelstahl). Als Kind oder Ausländer lernt man oft die Begriffe von oben nach unten, vom grossen zum kleinen.
Wenn man jemand fragt: „Wie geht es dir?“ So sagt er vielleicht „gut“ oder auch „schlecht“. In unserem Beispiel wäre das der gröbste Begriff, der Baumstamm. Wenn wir dann nachfragen, so kommt wahrscheinlich eine Erzählung über die Lebensumstände – aber nicht der nachfolgende oder nächst-differenziertere Begriff! Also keine Zweige.
Wie viele verfeinernde Begriffs-Äste kennen wir zu folgenden Oberbegriffen: Glück, Traurigkeit, Schönheit, Erleuchtung oder Müdigkeit?
Manchmal bleiben wir sprachlos oder verwenden denselben undifferenzierten Begriff für ganz unterschiedliche Dinge!
Solche Verwirrung geschieht bei: „Heute bin ich bisschen deprimiert“ sowie „Er ist mit einer Depression in der Klinik“. Oder: „Ich glaube heute gibt es Regen“ und „er glaubt an den Gott Shiva“.
Da spielt uns die Sprache einen Streich. Die Verästelung wurde vertuscht.
Dieses Bild erinnert an das grosse Grundprinzip der Verästelung in der Natur- aber auch daran, dass man sich darin (sprachlich) verlaufen kann! CHF 250.-
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BILD
Verlaufen / 23cm x 29cm / Acryl auf Jute auf Sperrholz / 2006, Nr.06-103