Verträumt oder betäubt – Kleine Fluchten, große Fallen

Erstellt am 29. August 2010 von Hjv

Die Flucht in Welten jenseits der Realität, ist so alt wie Gärung und Mythos. Harziger Wein, vergorene Obst- oder Honigmischungen,  Pilze und Beeren, sowie animistische Weltdeutung, als Realität empfundene Sagenwelten, gelebte Märchen mit Hexen und Engeln, mit Marienerscheinungen und Verzauberungen waren es früher, Online-Gesellschaften mit Fakeprofilen, Avataren und Geschlechterrollenwechsel, Online-Games, TV-Sucht  oder PC-Spiele von grosser epischer Tiefe sind es heute, von den vielen Betäubungs- und Rauschmitteln einer hochspezialisierten Pharmaindustrie ganz zu schweigen.
Vieles kann in der Entwicklung zum verantwortlichen Menschen eine Phase sein, manches wird tolerierbar sein, aber nur wenn es im Leben des Einzelnen und in der Gesellschaft,  die Ausnahme ist, der Ausnahmezustand, die Übergangsphase, die Notlösung. Zum Anzeichen von Dekadenz und Selbstaufgabe wird es, wenn es Überhand nimmt, wenn es die Traum- oder Rauschwelt zum Normalzustand werden, also an Stelle der Realität tritt.
Der Traum von einer anderen, einer besseren, Welt ist einer der Motoren unserer Kultur. unseres Fortschritts.
Die Betäubungen, die es uns erlauben, Schmerz und Katastrophe zu überstehen, können wichtig und
hilfreich sein, die Betäubung die es uns ermöglichen das Leben zu vermeiden, können zu seinem frühen Ende führen oder das Leben zu einer langen Qual machen.

Der Sohn der seine Pubertät im virtuellen Raum der Rollenspiele verdrängt, die Nachbarin, die ihre Einsamkeit im Alkohol ertränkt – sie alle sind auf der Flucht vor dem “hier und jetzt”.
An beidem ist heute nichts “neues” verglichen mit gestern. Aber beides ist heute perfektioniert. Religionen und Ideologien können zu Traumwelten werden, Nahrungsmittel zu Suchtmitteln.

Die einzige Antwort auf beides – gelebte
Nächstenliebe und mitgeteilte Lebensfreude.