Vertrauen ist gut … Kontrolle ist besser

Von Pharmama

Wir sollen ja auch die Dosierung der Medikamente überprüfen vor der Abgabe. In manchen Fällen ist es klar (die meisten Schmerzmittel), manchmal ist das nicht so einfach, weil die Dosierung recht individuell sein kann – (Antidepressiva, Antipsychotika)– bei den Antibiotika ist wichtig, dass sie genügend hoch dosiert sind und genügend lange genommen werden. Wenn wir bei Dauermedikamenten sehen, dass auf dem Rezept etwas anderes steht, als bisher gehabt, rufen wir den Arzt an. Auch in anderen Fällen, wenn die Dosierung nicht klar ist.

Das hier hatten wir am selben Tag:

1. Rezept mit:  Traumanase forte Tbl  3-3-3

Dosierung laut Kompendium:

Die übliche Dosierung beträgt … für Erwachsene 3–4 xtäglich 1 Dragée Traumanase forte oder – bei weniger stark ausgeprägten Symptomen – 1–2x täglich 1 Dragée Traumanase forte.

Also 1-1-1-1 oder 1-0-1

Wir rufen darum dem Arzt an. Der sagt: „Ich will das so, wie aufgeschrieben!“

Ok. Off-label use, also Anwendung des Medikaments ausserhalb der vorgeschriebenen Indikation oder Dosierung. Wird vermerkt.

2. Rezept:  Dostinex 0.5mg    1/4- 1/4- 1/4

Frage an die Kundin: Ja, sie braucht es zum abstillen

Dosierung dafür laut  Kompendium:

1/2 Tablette (0,25 mg) Dostinex soll alle 12 Stunden über zwei Tage verabreicht werden, d.h. insgesamt 4 Tabletten (Gesamtdosis 1 mg). Die Einzeldosis soll nicht höher als 0,25 mg sein.

Telefon an den Arzt. Der sagt: „1/2 Tablette 2 mal täglich.“ Ok – korrigiert.

3. Rezept: Triatec comp 1-0-0

Eigentlich unauffällig. Das sagt das Kompendium:

Die Dosierung richtet sich nach erwünschtem Blutdruck­effekt und Verträglichkeit im Einzelfall … Die übliche Dosis ist eine Tablette Triatec comp. mite (2,5/12,5 mg) bzw. Triatec comp. (5/25 mg) täglich.

Aber: Der Kunde hatte bisher immer Triatec 10mg, wie wir in seinem Dossier sehen können. Und: er weiss nichts von einer Dosisänderung.

Nachfrage beim Arzt: „Ich habe das aufgeschrieben, was der Patient mir gesagt hat.“ (Schaut der nicht in seine Unterlagen?), „Geben Sie ihm das, was er bisher hatte.“ – Ok.

Das nur so ein paar Beispiele, dass es ganz gut ist, dass wir keine Automaten sind, die nur Medikamente raushauen. Manchmal sind unsere Interventionen bei den Ärzten deswegen auch unnötig, manchmal ist eine seltsame Dosierung gewollt … und gelegentlich ist es ganz gut, dass noch eine zweite Person aus dem Gesundheitssystem einen Blick auf die Behandlung des Patienten hat.

Zum Glück aber ist es in den meisten Fällen nicht nötig, dass wir dem Arzt anrufen (bei der Menge Rezepte, wäre ich sonst den ganzen Tag am pendeln zwischen Theke und Telefon).