Vertraue niemandem (meine Tinder Geschichte)

Von Seibesser @seibesser

Gestern saß ich mit meinen besten Freunden am Tisch. Sie hatten ihre Freundinnen dabei. Also saß ich am Tisch, mit meinen besten Freunden und ihren Freundinnen. Wir waren gemeinsam in einem hochklassigen indischen Restaurant. Das konnte man daran erkennen, dass es eine 24 stündige Happy Hour Cocktailkarte gab - „Alle Cocktails 5€“. Das haben alle hochklassigen indischen Restaurants ansich. Wir hatten interessante Gespräche, wir lachten und wir aßen. Also insgesamt war es ein gelungener Abend. Aber zwischendurch gab es einen Vorfall, wo einer meiner Freunde etwas zu seiner Freundin sagte, das mich leicht verwunderte. Dazu muss ich noch erzählen, dass ich während des Abends von meinen Tinder Erlebnissen sprach, die nicht gerade freudig waren und bis jetzt immer noch nicht-freudig sind. Mein Tinder-Erlebnis lässt sich nur mit einem Wort zusammenfassen: „Enttäuschend.“ Ich erzählte meinen Freunden also, dass mich nur Frauen auswählten, die dick waren. Darüber lachten wir. Alles war gut. Später erzählte einer meiner Freunde seiner Freundin: „ja, übrigens, Daniel ist jetzt bei Tinder und er wird nur von dicken Frauen geliked.“ Sie lachte. Ich schämte mich. Ich guckte meinen Kumpel verständnislos an. Er guckte weg. Und da fragte ich mich: „1. Wie kann man so etwas seiner Freundin erzählen? Und 2. Was kann ich meinen besten Freunden überhaupt anvertrauen?“ Alleine schon auf Tinder zu sein, so dass es andere Leute wissen, ist peinlich genug. Aber dann noch als einer dargestellt zu werden, der nur von Frauen ausgewählt wird, die viel zu großen Hunger haben und mich ohne weiteres tragen könnten, ist noch viel peinlicher.


Das schlimme für mich in diesem Moment war auch, dass seine Freundin noch mit meiner Ex-Freundin befreundet ist. In solchen Momenten stelle ich mir sofort vor, wie sich das ganze, wie ein Lauffeuer verbreitet. Ich glaube sogar, dass seine Freundin nach diesem Kommentar von meinem Freund kurz zum WC ging. Und ich weiß ganz genau warum. Sie rief sicherlich sofort meine Ex-Freundin an. An diesem Punkt war ich schon nicht mehr am Tisch, also nur noch physisch; mit meinem Geist war ich bei dem fiktiven Telofonnat zwischen meiner Ex-Freundin und der Spionin, der Freundin meines Freundes.


Es lief so ab:

(Freundin meines Freundes)Spionin: „Hey Mausi, naaaaah, wie geht’s dir?“

Ex-Freundin: „Mir geht’s gut, aber…“

„Spionin: „Ok, Mausi, so viel Zeit habe ich nicht, also hebe dir die Geschichte für ein anderes Mal auf. Ich habe viel bessere Neuigkeiten - das wirst du mir nicht glauben können!“

Ex-Freundin: „Ok, Maus, erzähl…“

Spionin: „Dein Ex-Freund, der Daniel, er ist jetzt bei Tinder.“

Ex-Freundin: „Neeeeeeiiiin, nicht dein Ernst oder?!“

Spionin: „Doch, doch, doch!!!“

Ex-Freundin: „Wow, ist er verzweifelt… Was für ein Loser. Zum Glück hat er mit mir damals schlussgemacht.“

Spionin: „Aber es wird noch besser….“

Ex-Freundin: „Wie jetzt? Noch besser?!“

Spionin: „Ja! Und das wirst du mir nicht glauben…“

Ex-Freundin: „na los, Mausi, erzähl schon…“

Spionin: guckt, ob sie beobachtet wird, schaut noch mal, ob das WC abgeschlossen ist „Er wird nur von dicken Frauen ausgewählt!“

Ex-Freundin: für einen kurzen Moment sprachlos, bricht dann in ein höhnisches Lachen, das ungefähr drei Minuten dauert

Spionin: lacht mit ihr, guckt noch einmal, ob das WC abgeschlossen ist

Ex-Freundin: „Wow, das sind ja fantastische Neuigkeiten. Meine Mutter hatte recht, er ist wirklich ein Verlierer.“

Spionin: lacht immer noch „Na gut Mausi, muss jetzt auflegen… am Tisch wartet noch ein Cuba-Libre auf mich, hier ist gerade Happy Hour.“